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"Ich schick' dir mal den Link"

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Bergleuten, das weiß man, ist auf ihrer Fahrt in die Grube "Glück auf!" zu wünschen. Schauspielern muss man über die Schulter spucken und dabei "Toi, toi, toi" rufen und das traditionelle "Grüß Gott!"der Astronauten hat sich längst über die Berufsgrenzen ausgebreitet. In meinem Beruf aber wünscht man im Aufzug einander: "Ich schick dir mal den Link!", bevor man sich in die Zimmer verteilt, um dort alleine dem Bandscheibenvorfall in die Hände zu arbeiten. Das Linkschicken ist eine seltsame Para-Kommunikation. Im Grunde erklärt mir damit der andere einen Weg, den ich nie gefunden aber auch nie gesucht hätte. Er behelligt mich mit einem Fundstück, auf das er so stolz war, dass er damit nicht alleine bleiben wollte. So eine Linksendung kommt ohne weitere Worte aus. Das schlichte, unterstrichene Gekröse, das da in der Mail einläuft, ist wie ein stummer Portier der die Tür aufhält. Es sagt: Kommst du mal bitte?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ich kann es nicht ausstehen. Ich mag schon nicht, wenn mir Menschen mit enormem Spreizeinsatz die S-Bahn-Türen aufhalten, nur damit ich mich vor ihren Augen durchwinden kann. Ich gehe dann aus Trotz erst recht nicht hin, ähnlich verhält es sich bei so einem Link. Wobei ich an der S-Bahn ja weiß, was mich hinter der Tür erwartet. Bei einem mit Betreff: Hähä, Autsch!!!! geschickten Link von meinen falschen Freunden weiß ich es nicht. Sorglos draufgeklickt lande ich auf nüchternem Magen in einem Filmchen, in dem ein Mensch sein Bein fachgerecht in vier gleich große Teile zerlegt. Oder auf einem Foto, das Franz Müntefering beim Faustkampf mit dem Superkaninchen zeigt. Oder, wie in den meisten Fällen, auf einem langen Artikel aus der New York Times, in dem irgendwer mit irgendwem gehörig abrechnet. Alle diese Dinge verdürben mir meinen Morgen, deswegen surfe ich nicht mehr auf unverlangt eingesandte Links. Im Büro wie in der S-Bahn aber verlangen die Menschen dankbare Blicke für ihren Einsatz, im Falle eines Links sogar inhaltliches Feedback. Was morgens verschickt wurde, wird mittags abgefragt: "Hast du meinen Link angeschaut, kra-hass, oder?" Zum Glück reicht dann meist ein begeistertes Nicken. Die Linkversender achten nämlich gar nicht darauf, sondern erzählen gleich, was sie noch alles im Internet entdeckt haben. Die urkomischsten Sachen sind da dabei, so unfassbar und großartig, dass ich nach wenigen Minuten unablässig nur noch einen Satz betteln kann: "Schick's mir auch! Schick's mir auch!"

Text: max-scharnigg - Illustration: Katharina Bitzl

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