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"Sieht irgendwie zu aus"

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Ich würde ja gerne schreiben, dass wir Wespen sind. Aber das stimmt nicht. Was dagegen stimmt ist, dass wir Webwesen sind. Webwesen sind alle, die schon mal eine schwache Sekunde lang darüber nachgedacht haben, ob man mit einem iPhone vielleicht auch verhüten könnte. Als Webwesen können wir kichern über die Frage, die meine legendäre Tante Betty neulich gestellt hat: Ob das Internet auch am Wochenende geöffnet sei? Hihi.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So tantchenhaft ist die Frage aber eigentlich gar nicht, zumindest auf den zweiten Klang. Erstens gibt es schon Großtelefone, die mit einem Weekend-Modus ausgestattet sind, in dem dann das Internet tatsächlich zu hat. Und zweitens verwette ich meinen antiken AOL-Account darauf, dass es in wenigen Jahren eine Elternbewegung geben wird, die sich für einen internetfreien Tag pro Woche einsetzt. Slogan: Willst du Ruh’, mach den Browser zu! Besagte Tante Betty bricht also noch überwiegend analog durchs Gehölz und kennt sich hervorragend mit Ladenöffnungszeiten aus – ein Wissen, das bei vielen meiner Altersgenossen verkümmert ist. Die planen ihre Wocheneinkäufe samstags ab 18 Uhr und benutzen irritiert den Hauptsatz, wenn sie gegen halb neun vor der Bäckerei eintrudeln. „Ist doch nicht Langer Samstag!“ würde Tante Betty ihnen zurufen und hätte längst alles eingekauft. „Sieht irgendwie zu aus“ ist aber eigentlich auch immer der Auftakt für einen verkorksten Tag. Mein halbes Leben besteht daraus, mich an Orte zu begeben, die mir andere Menschen empfohlen haben. Sie legen mir ständig Designmöbel-Outlets, Geheimtipp-Biergärten, Original-Badeseen und nette Frühstückspensionen in der Camargue ans Herz. Je mehr ich mich auf den Besuch dieser Orte freue, desto zuer sind sie für gewöhnlich, wenn ich dort ankomme. Zwischen Vorab-Begeisterung und dem überraschenden Zu-sein besteht meiner Erfahrung nach eine unheimliche Abhängigkeit. Örtlichkeiten, auf die ich mich nicht sehr freue, haben jedenfalls nie zu. Wer jetzt nicht weiter gelesen hat, weil er das Wort „zuer“ nicht kennt oder es ablehnt, ist ganz schön versnobt. Die Beugung des Zustandsbeschreibungswörtchens „zu“ hat auf der Straße doch längst pandemische, wenn nicht gar wurstbrotonische Zustände erreicht! „Wir haben eine offene und eine zue Marmelade.“ ist jedenfalls ein Satz, den ich sogar in meiner eigenen Küche schon angetroffen habe. Diese gewaltsamen Deklinationen von „zu“ sind gleichzeitig schrecklich und charmant. Immerhin arbeiten dabei Zunge und Kopf Hand in Hand gegen den Duden! Vor der zuen Früchtstückspension in der Camargue rufe ich meiner festen Freundin also nicht nur den Hauptsatz zu, sondern im Zorn auch: „Die sieht ja noch viel zuer aus, als die Geheimtipp-Vintage-Eisdiele von vorhin. Zuer als das hier geht’s gar nicht!“ Ich warte jetzt dringend noch auf die Einführung der Worte „am zusten" und „superzu“. Mit letzterem könnte man dann den sammelwürdigen Satz „Menno, der Superzoo hat superzu, siehste, deswegen bin ich ungern in Ungarn.“ sagen.

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