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Die R&B- und HipHop-Kolumne mit Hanna. Heute mit: Orsons, Roger, Dendemann, Nas und David Banner

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Zu Beginn eine kleine Vorspeise: Rapper Murs und Produzent 9th Wonder haben ein drittes Album mit dem Titel "Sweet Lord" aufgenommen. Als Dank für den Support der Fans, haben die zwei den Longplayer kostenlos zum Download auf ihre Homepage gestellt. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Orsons – Das Album Es ist ein sympathisches Image, das sich die vier Orsons da zusammengeschnitten haben. Gerappt wird über die Dorfdisko, das Bauen von einer Schaukel, Tretbootfahren und Füchse. Zu Beginn mag es einem komisch vorkommen, auf die Musik der vier Jungs abzugehen. Doch die Umsetzung der vollkommen unterschiedlichen Charaktere ist einfach ziemlich genial. Ihre große Kunst zeigen die Orsons in dem abgedrehten „Let’sBananaHollaDanceWoosh“, in „Del fin“, wo sie uns auf eine Rundreise um die Musikgeschichte mitnehmen und mit „Hitsingle 2“, wo wahrlich ein Hit getextet, gepflückt und abgemischt wurde. Und ein Track, der mich persönlich an eine sehr lustige Sauftour in die Eifel erinnert, ist „Die Orsons in der Dorfdisko“. Vielleicht geht es ja dem ein oder anderen Hörer ebenso.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Roger – Alles Roger Blumentopf sind aus der deutschen HipHop-Szene nicht mehr wegzudenken. Seit über zehn Jahren begeistern die Münchner Töpfe mit ihrem bisweilen sogenannten „Mittelschicht-Rap“. Für manche ist der Sound nicht „Ghetto“ genug und zu erwachsen. Für andere steht die Institution Blumentopf für intelligenten und hochwertigen Rap, der zum Glück nicht nach Ghetto klingt. Nachdem Topf-Produzent Sepalot für sein Meisterwerk „Red Handed“, das ich bereits in der letzten Folge preisgekrönt habe, um die Welt flog, hatten auch die anderen Blumentöpfe Zeit sich ihren Soloprojekten zu widmen. So auch Roger. Herausgekommen ist ein charmanter und lockerer Longplayer, der sich mühelos in die Diskografie von Blumentopf einreihen kann und trotzdem noch nach etwas mehr klingt. Gewohnt funky und soulful präsentiert sich Roger auch solo mit diesem positiven Vibe, den wir sonst von Blumentopf kennen. Allerdings geht er och etwas weiter und experimentiert mit jazzigen und manchmal auch folkigen Beats, die sich ebenfalls sehr gut in diese positive Atmosphäre einbinden lassen. Inhaltlich und textlich ist einfach „alles Roger“. Die Themen sind vielfältig und bewegen sich zwischen persönlichen Erfahrungen und sozial-politischem Bewusstsein. Darüberhinaus hat er nicht nur Rap und Gesang übernommen, sondern ist auch Songwriter, Produzent und Grafiker. Ein Album, das verspielt und ernst zugleich wirkt. Ein gelungenes Solodebüt. Wir wollen mehr davon, Roger! Nichts und Niemand:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nas – Untitled Sinnvolle Texte mit Inhalt. Beats, die für den Hintergrund gebastelt werden und den Rapper unterstützen, nicht übertönen. Das ist HipHop. Keine Frage, dass man bei dem derzeit überquellenden Musikmarkt nicht bei jeder Rapplatte von HipHop sprechen kann. Aber sagen wir es geradeheraus: ein Album von Nasir Jones, das ist HipHop in seiner reinsten Form. Auch auf dem neuen Album, das nun „Untitled“ heißt und nicht wie ursprünglich geplant „Nigger“, hören wir einen Nas in Topform. Trotz hochkarätiger Produzenten (u.a. Mark Ronson, DJ Toomp, Polow und Cool & Dre) hält sich der musikalische Mantel weitgehend im Hintergrund. Denn worauf es „Untitled“ ankommt, ist die Message - hier gibt Nas eine klare Linie vor: die Macht des Staates, den Schmerz der Opfer des Rassismus („Testify“), soziale Missstände und Sklaverei („America“), Barack Obama („Black President“), Black Movement („You can’t stop us now“), die Manipulation der Medien („Sly Fox“) – kein Thema ist zu brisant. Nach seiner Kritik am derzeitigen HipHop (letztes Album: „HipHop is dead“) geht es mit dem Rest der Welt weiter. Zwar greift er sich nicht selbst an die Nase, was auch eine schöne Anekdote gewesen wäre, doch seien wir ehrlich: der bewusstseinsbildende und aufklärerische Rap von Nas kommt genau zur richtigen Zeit. Im Vordergrund steht natürlich die schwarze Nation. Schuldgefühle kommen bei diesem reinen Hörgenuss dennoch nicht auf. Verpackt sind seine Botschaften in unverwechselbarem Flow - mal funky, mal Old-School, etwas Blues und auch klassische Musik - das Spektrum ist weit gefächert. Und spätestens mit den letzten Tönen von „Black President“ und den Worten „It is my distinct honor and privilege to introduce the next President of the United States: Barack Obama!“, läuft einem der Schauer über den Rücken. Nas – Hero:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

David Banner – The greatest story ever told Ein Titel, der viel verspricht und viel hoffen lässt. Hier endet die "greatest story ever told" dann aber auch schon. Denn David Banner hat einfach nichts zu sagen. Das erhoffte politische Bewusstsein erreicht mit dem Kommentar „No justice for us blacks/but they send just us to Iraq“ auch schon seinen Höhepunkt und verschwindet in Songs wie „9mm“, „Shawty Says“ oder dem miserablen „A Girl“ letztendlich gänzlich. Von dem knalligen Rap Rock und den street anthems, die wir von Banner gewohnt sind, hört man leider kaum etwas (erfreuliche Ausnahme ist „Get Like Me“). Allem Anschein nach wurde mehr auf Chartsingles mit Hitpotenzial Wert gelegt, als auf Stücke mit Inhalt und Aussage. Ein Song, der komplett aus dem Rahmen fällt, ist „Cadillac on 22’s Part 2“. Hier gleitet Banner über eine soulige Melodie hinweg und zeigt zumindest einen kleinen Seitensprung Richtung Kreativität. Insgesamt zu viel gewollt, zu viel durchdacht und viel zu wenig Liebe in der Musik. Schade, David Banner hat eigentlich mehr drauf. Seht hier das Video zu „Get Like Me“ zusammen mit Chris Brown und Yung Loc:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dendemann – Abersowasvonlive „Dendemänner braucht das Land“, das ist sicher. Und deshalb meldet sich der derbe Reimer Dendemann mit dem erfreulichen Lebenszeichen „Abersowasvonlive“ zurück. Ein Live-Album, das etwas aus dem Rahmen fällt. Denn hier wurden nicht einfach nur lieblos ein paar Live-Songs auf eine Platte gepackt, sondern neben zehn hochqualitativen Livetracks gleich noch sieben B-Seiten und ein neuer Studiotrack namens „Abersowasvon“ auf eine Platte geschweißt. Den brandneuen Song leitet Dendemann A-capella mit seiner rauchig-kratzigen Stimme ein und gleitet anschließend über einen rockend-schnellen Beat hinweg. Wer Dendemann bis zu diesem Zeitpunkt nicht vermisst hat, wird es ab jetzt tun. Abersowasvon:

Mitgeschnitten in der Stuttgarter Röhre, greift Dendemann auf ausgewählte Stücke seiner „Pfütze des Eisbergs“ zurück, präsentiert den straighten Lovesong „Lieblingsmensch“ aus seiner „Das Schweigen Dilemma“-EP und schwelgt sogar noch einmal mit „ErsoIchso“ in unvergessener EinsZwo-Nostalgie zurück. Das ist aber so was von derbe, dass man gleich noch mehr davon hören will. Auf dem bisher unveröffentlichten Material beschäftigt sich der Mann mit der markanten Stimme, dem unendlich großen Wortschatz und Bilderreichtum auch mit dem Thema HipHop („Gangsterbraut“): „Hallo HipHop, wo willst du hin?“ Na, hoffentlich da, wo Dendemann ist!

Für alle Kölner unter Euch: Dendemann wird am 03.08. auf dem Red Bull Tourbus in Köln ein Gratiskonzert geben. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Last but not least: Alltime Classic. Heute mit The Fugees “Killing me softly”

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