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HipHop mit Hanna. Heute mit Ali A$, Prinz Pi, Kool Savas, Nelly und Das Bo.

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Prinz Pi – Neopunk Willkommen auf dem Planet der Affen. Prinz Pi ist zum Ursprung der Menschheit zurückgekehrt und lässt in Affenmanier mal so richtig die Sau raus. Nach „Donnerwetter“ hat sich der ehemalige Prinz Porno neu entdeckt und bringt nun mit „Neo Punk“ ein Stück Innovation in den Plattenschrank. Inhaltlich bietet Pi eine breite Palette, die vom Junior-Gangster über die Finanzkrise bis hin zum Klimawandel und Bush führt. Verpackt ist das ganze Spektakel in einem kunterbunten Mischmasch aus HipHop („8 Bit Untergrund“), Elektro („Gib dem Affen Zucker“) und leichten Sommermelodien („2030“). Ein fetter Schulterklopfer geht hier an Biztram, der hauptsächlich für den Soundmantel zuständig war und sich hier wirklich mit einer bemerkenswerten Soundmischung selbst übertroffen hat. Thematisch lernen wir das ebenso kranke und psychopatische Ich („Mein Blut“) von Pi aka Hannibal, wie auch die harmlosen Zukunftsvisionen („2030“) des Prinzen kennen. Zwar wirken Pis Metaphern oft sehr zusammengewürfelt („Bush wird uns alle retten, als der weiße Michael Jordan“), doch „Neo Punk“ schockt auf eine positive Art und motiviert zum Herumspringen und Durchdrehen. Eine nicht ganz jugendfreie Videoversion von „Schädelficken“ gibt es hier:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ali A$ - Bombe Der Münchner Rapper Ali A$ , der sich zuletzt als HipHop-Coach in der TV-Sendung „Der Bluff“ zum Affen gemacht hat, gibt diesen Monat den Startschuss für seine „Bombe“. Terrorgefahr droht allerdings weniger als ein leicht angekratztes Mainstream-Album mit viel Wortwitz und Punchline-Gewitter. Dass das Werk kompatibel für die Massen programmiert wurde, macht die Platte nicht schlechter. Mit reichlich Wortgewandtheit witzelt der selbsternannte „deutsche Prototyp von Biggie Smalls“ über Castingshows und Reality-TV á la „Dschungelcamp“. Was für eine Selbstironie, wenn man da an seinen eigenen TV-Bluff zurück denkt, wo Ali A$ einen Literaturstudenten zum Gangsterrapper machen sollte. Doch es wird nicht alles auf die leichte Schulter genommen. Ali führt seinen Hörer ab und an in seine durchaus ernste Gedanken- und Gefühlswelt („Hoffnungsloser Fall“, „Leuchtturm“). Ganz besonders ergreifend ist dabei der Song „Irgendjemand“, den er einem verstorbenen Freund widmet. Soundtechnisch ist auch alles gut. Produzenten wie Instrumens, Tai Jason und das Team aus Sinch & Kenay bastelten an den Beats und haben eine vollendete Form aus drückenden Bässen, wummernden Synthies und gut eingesetzten Samples gezaubert. Kurz: „Bombe“ ist eine gelungene Mischung aus Wortwitz, Mainstream und deutschem Hip Hop. Wer sich von Ali A$ Humor überzeugen möchte, schaut bitte hier in „500 Bars“ rein:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Kool Savas – John Bello Story 2 Ich rede nicht lange um den heißen Brei herum. Auch die zweite Geschichte von John Bello ist einen Kauf wert. Zwar werden die Erwartungen nicht ganz erfüllt, doch Kool Savas beendet mit diesem soliden Album erfolgreich die Ära seines Labels Optik-Records. Auch wenn das jetzt für die Optik-Community wie ein Schlag in den Magen ist, muss ich zugeben, dass ich von Kool Savas Rapstil noch nie wirklich geflasht wurde. Savas flowt zwar knackig und schnell über die Beats und amüsiert mit netten Anekdoten und Seitenhieben, doch einzigartig ist das meiner Meinung nach nicht. Interessant sind hingegen die unzähligen und hochwertigen Features, die Savas auf seine „John Bello Story 2“ eingeladen hat. Darunter tummeln sich zum Beispiel Maeckes, Plan B, Olli Banjo, Favorite, Franky Kubrick, Ercandize oder auch Germany. Allesamt machen Bellos Storys zu einem gelungenen Werk, das allerdings mehr nach Mixtape als nach Album klingt. In Battle- und Representer-Manier bouncen Savas und seine Freunde über das musikalische Grundgerüst, das eigens von Melbeatz, Sti, Peerless, Sir Jai, Strike Beatz, Ronald Mack Donald, Mad Skill, Ryo Roesch, Amargeddon, Stiffla, Jopez und Riptor angefertigt wurde. Dennoch fehlen dem Werk irgendwie das gewisse Etwas, die Abwechslung und die Kreativität. Denn jeder Track knüpft nahtlos an den vorherigen an und geht inhaltlich nicht weiter als der eigene Tellerrand. Hier gibt es das Video zu „Krone“:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nelly – Brass Knuckles Kommen wir zu einem Album, das erneut mehr nach Mixtape als nach künstlerischem Eigenwerk klingt. Einen einzigen Song hat Nelly alleine zu Stande gebracht und der zählt sogar zu den schlechtesten auf „Brass Knuckles“. Woran liegt’s? Nelly ist seiner Spezialität treu geblieben und serviert uns erneut den Mainstream artigsten Ami-Rap, den es gibt, zusammen mit einer Portion Soul und Pop. Von einem schnell gerappten Song mit tiefen Bässen wechselt er sekundenschnell auf eine soullastige Hook, die er selbst mit seiner seichten Stimmte besingt. Seine Wandlungsfähigkeit vom Gangster zum Muttersöhnchen muss man hier wirklich zu schätzen wissen. Sonst kann man die Scheibe direkt in den Abfall werfen. Zwar tummeln sich auf der Gästeliste durchaus erfolgreiche Künstler wie Rick Ross, T.I., Nate Dogg, Usher, Pharrell, Fergie und R.Kelly, doch die bekräftigen nur Nellys 08/15-Konzept. Ein Feature, das mich allerdings sehr positiv überrascht hat, ist mit Rap-Legende Chuck D in „Self-Esteem“. Schon alleine wegen dem Feature, zählt der Song zu meinem Liebling auf „Brass Knuckles“. Fazit: Nelly entwickelt sich aus meiner Sicht immer mehr zu einem zweiten LL Cool J, der mehr auf seinen Six Pack als auf seine Texte achtet. Erfreuliche Songs wie „E.I.“ oder „Country Grammar“, mit denen Nelly berühmt wurde, gibt es leider nicht. Hier gibt es das Video zu „Party People“ zusammen mit Fergie:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Bo – Dumm aber schlau „Dumm aber schlau“ – ein Titel, der auch zum Rest des Albums passt. Denn bei der Produktion scheint Das Bo tatsächlich sein Restgehiren ausgeschaltet und dumm drauf los gerappt zu haben. Aber, es funktioniert! Wenn man erst einmal selbst den Kopf auf Stand-by-Funktion gestellt hat, kann man schon fast über die hirnlose Musik hinweg sehen und sich auf die sehr humorvollen Passagen freuen. „Hab nur große Ziele, weil man die auch besser trifft“ ist zum Beispiel so ein Lacher, den Bo uns in Cartoon-Manier vor Augen führt. Doch auf Dauer nervt die Mischung aus HipHop und Pop ganz gewaltig. Besonders die Hooks treffen diesen bestimmten Nerv, der den Finger ganz wie von selbst zur Skip-Taste bewegt. Aber alles Geschmackssache. Wer sich Das Bo kauft, muss über kurz oder lang mit stumpfsinnigen Aussagen und Modern Talking - Melodien rechnen. Ein ganz übler Track ist „BO (O-Oh)“. Hier wandelt Bo dreist die Hook von Will Smiths „Switch“ in eine poppige Version um und verkauft es als seine. Ich bin ehrlich: ohne das Album wäre die Welt auch noch da.

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