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Cindy Sheehan, Galionsfigur der amerikanischen Anti-Kriegs-Bewegung

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Was sind das für Schuhe? Diese Schuhe sehen vielleicht aus wie fade Trekking-Sandalen, in Wahrheit handelt es sich bei ihnen aber um kleine Wunderwaffen. Die Schuhe der Firma Masai Barefoot Technology sollen nicht nur top-gesund sein, sondern auch innerhalb kürzester Zeit zu einer Spitzenfigur verhelfen. Dabei sind sie noch praktisch und passen sich allerlei Witterungs-Bedingungen an - genau richtig für einen ausgedehnten Camping-Urlaub. Auf dem linken Knöchel von Cindy Sheehan prangt eine Tätowierung: der Name ihres Sohnes Casey und sein Geburts- und Todesjahr. Der US-Soldat Casey wurde 24 Jahre alt, er fiel im Irak. Wo kommen diese Schuhe her? Wahrscheinlich aus einem Markt für preis- und umweltbewusste Konsumenten. Ihre Trägerin Cindy Sheehan ist vor fast einem Jahr sehr plötzlich sehr prominent geworden. Am 6. August 2005 hatte sie ein Camp aufgeschlagen. Nichts Besonderes eigentlich. Besonders war nur der Ort - direkt an der Grundstücksgrenze der Prairie Chapel Ranch in Texas. Ihr Nachbar: der amerikanische Präsident und Langzeit-Urlauber George W. Bush. Cindy Sheehan war mit der Absicht nach Texas gezogen, ein Gespräch mit Bush zu erzwingen. Er sollte ihr erklären, warum ihr Sohn Casey im Irak gestorben war. Bush weigerte sich standhaft, während seines fünfwöchigen Urlaubs auf der Ranch mit Sheehan zu sprechen – er schulde der amerikanischen Öffentlichkeit einen ausgeruhten Präsidenten und das ginge nur, wenn er sich auf seine Erholung konzentriere. Sheehan war darüber nicht unglücklich. Denn je länger ihre Camping-Aktion dauerte, desto mehr Aufmerksamkeit bekam sie. Nach kurzer Zeit wurde sie dank ausführlicher Medienberichte zu einer Galionsfigur der „neuen“ Anti-Kriegs-Bewegung in Amerika.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Seit dem 4. Juli befindet sich Sheehan im Hungerstreik – angeblich beteiligen sich über 3 000 Menschen an der Aktion. Das Ziel: der Abzug der Truppen aus dem Irak. Unter den Unterstützern sind auch prominente Vertreter wie die Schauspieler Susan Sarandon und Sean Penn, sowie der große Outlaw-Country-Mann Willie Nelson. Sie praktizieren eine Art Staffel-Hungerstreik: jeder fastet für 24 Stunden, dann kommt ein anderer an die Reihe. Sheehan sagt, dass sie mit dieser Aktion für die Millionen US-Bürger protestieren, die kein Vertrauen mehr in die Regierung Bush haben: „Wir entziehen unsere Zustimmung zu einer Regierung, die foltert. Wir entziehen unsere Zustimmung zu einer Regierung, die unsere Truppen in ein Land einmarschieren lässt, das keine Gefahr für unsere Sicherheit darstellte.“ Für ihre Unterstützer ist Cindy Sheehan eine Art National-Heilige. Für ihre vielen Gegner dagegen das personifizierte liberale Übel. Sogar zu einem Internet-Hoax hat sie es dadurch geschafft. In dem Bemühen, ihre Glaubwürdigkeit zu untergraben, wurde Sheehan unterstellt, sie habe ihren Sohn Casey gar nicht selbst erzogen, sondern sein Vater. Beide hätten sich kurz nach der Geburt scheiden lassen und jeweils wieder geheiratet. Dass das mitnichten der Wahrheit entspricht (Sheehan und ihr Mann waren 28 Jahre verheiratet und haben sich im vergangenen Juni getrennt), ficht ihre Gegner nicht an. Die Unterstellung wird vor allem im Internet munter weiter verbreitet und wenn das nicht hilft, wird ihr vorgeworfen, das Andenken ihres Sohnes zu beschmutzen und vor allem: die „Truppen nicht zu unterstützen“. Wo gehen diese Schuhe hin? Nach dem 49. Geburtstag am kommenden Montag geht es bald wieder zurück nach Texas ins „Camp Casey“. Am 16. August wird Cindy Sheehan Präsident Bush folgen, der auf der Prairie Chapel Ranch seinen wohlverdienten Sommer-Urlaub antritt. Bild: rtr

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