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In den Schuhen von Paul Auster

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Was sind das für Schuhe? Mal wieder schwarz, flach und schnürbar – die Schuhe von Paul Auster hat wohl so ziemlich jeder Mann ab fünfzig auf der Korkmatte stehen. Sie haben ein bequemes Fußbett, sind atmungsaktiv, bieten festen Halt und passen zu ausnahmslos jeder Hose, außer zu Shorts. Paul Benjamin Auster, wie der Schriftsteller, Drehbuchautor und (manchmal, wenn ihm langweilig ist) Songschreiber mit vollem Namen heißt, trägt sie bestimmt auf seinen zahlreichen Streifzügen durch New York. Die Viertel der Stadt sind die Schauplätze seiner Romane: Marco Stanley Fogg, der Protagonist aus "Moon Palace", lebt in Manhattan. Genauso wie Daniel Quinn in "City of Class", Teil eins der "New York Triologie". Und in seinem vor kurzen auf deutsch erschienen Roman "Die Brooklyn Revue" zieht der 59-Jährige Nathan Glass von Manhattan nach Brooklyn. Wo kommen diese Schuhe her? Aus einem kleinen Geschäft mit gelb gestrichenen Wänden, Ledersofas in den Ecken und Bonbonglas neben der Kasse. Das Geschäft liegt zwischen viktorianischen Häusern, eisernen Zäunchen und grasgrünen Vorgärten – in Brooklyn. In der ehemals eigenständigen Arbeiterstadt hat Paul Auster fast die Hälfte seines Lebens verbracht, zusammen mit seiner Frau Siri Hustvedt (auch Schriftstellerin) und seinen zwei Kindern. Denn Paul Auster wohnt dort, wo sich seine Figuren aufhalten: Ein wiederkehrendes Detail in seinen Romanen sind autobiografische Episoden, verpackt in fiktive Handlung. Über die Protagonisten lernt man den Schriftsteller ein bisschen kennen: Wie Marco Stanley Fogg im Roman "Moon Palace" studierte auch Paul Auster an der Columbia University (Anglistik und vergleichende Literaturwissenschaft), die Großeltern von beiden waren jüdische Einwanderer. Und wie Nathan Glass im neusten Roman ist auch Paul Auster 59 Jahre alt und von Manhatten nach Brooklyn gezogen. Wo gehen diese Schuhe hin? Heute: Zum Zeitschriften- und Zigarettenladen um die Ecke, der französische Zigarillos im Angebot hat. Die mag Paul Auster besonders gerne, vielleicht, weil er drei Jahre in Paris gelebt hat. Morgen: Zum Heimspiel der New York Mets im Shea Stadium. Baseball ist Paul Austers Lieblingssport: Er hat selbst in der Jugendliga gespielt und in den 70er Jahren ein Kartenspiel entwickelt, "Action Baseball", mit dem man ein komplettes Baseballspiel nachspielen konnte. Das Spiel wollte aber kein Verlag herausbringen, deswegen findet man die Spielkarten und die Geschichte der Spielentwicklung in dem autobiografischen Werk "Von der Hand in den Mund: eine Chronik früher Fehlschläge". Bald: Zur Preisübergabe nach Spanien. Im Herbst bekommt Paul Auster den "spanischen Nobelpreis" von Prinz Felipe in Oviedo überreicht. Foto: La Repubblica.

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