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In den Schuhen von: Stephanie Richcorner

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Mode addiert mit Südtirol ergibt in den Köpfen der Meisten Dirndl und Bergsteigerschuhe. Die Norditalienerin Stephanie Richcorner belehrt uns eines Besseren und zeigt, welchen inspirativen Einfluss die Bergluft auf Mode hat – in Form von T-Shirts. Was sind das für Schuhe? Meistens Sneaker, favorisiert von neumodischen Schuhherstellern wie Diadora, farblich am liebsten in auffälligem Gelb. Und mit Bergsteigerschnürung. Gut, hier wären wir dann doch wieder beim Klischee. Allerdings muss Stephanie Richcorner ja nicht ihre Heimat Bruneck in Südtirol verleugnen. Und dort, in den Bergen, geht die Dame eben viel zu Fuß, die Serpentinen rauf und runter. Vor einigen Jahren ging die 25-Jährige sogar bis nach Mailand. Hier studierte Stephanie an der renommierten Marangoni Fashion School Modedesign. Währenddessen trug sie oft Schuhe mit tödlich hohen Hacken. Auf Modenschauen, bei denen Stephanie Richcorner ihre Kleider präsentierte, gehört sich das so. Doch grundsätzlich ist die Südtirolerin eher Typ „Fehlkauf“ – der Schrank ist voller Schuhe, die genauso schick wie ungetragen sind. „Ich habe bestimmt über 50 Paar. Aber eigentlich greife ich doch immer wieder auf Plastiksandalen oder Flip Flops zurück“, sagt sie.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Stephanie Richcorner in ihrem Südtiroler Atelier Mittlerweile lebt Stephanie wieder in Bruneck und arbeitet im Hotel ihrer Familie. Nebenbei designt sie T-Shirts und verkauft diese online und in Zukunft in ausgewählten Shops in Deutschland, Österreich und Italien. Stephanie ist viel unterwegs, reist von Klamottenladen zu Klamottenladen, um Käufer für ihre Mode zu finden. Da bieten sich Sneaker eben an. Wo kommen diese Schuhe her? Aus einem Hotel im Südtiroler Uttenheim bei Bruneck. Und von dort über Mailand in die Welt. Zumindest war das schon immer der Plan. Der Umsetzung folgte Stephanie Richcorner früh. Bereits mit 14 Jahren, das war 1998 und der Begriff „Blog“ war noch nicht definiert, hatte die heute 25-Jährige eine eigene, sehr ich-bezogene, authentische Homepage: www.einfach-ich.com. einfach-ich.com war ihr Zugang vom Bergdorf über das World Wide Web nach draußen, dabei dem Zeitgeist weit voraus. Stephanie wurde damals eine kleine Berühmtheit unter den Netzmädchen, den jungen Frauen, die sich auf eigenen Homepages selbst präsentierten. Sie gewann unter anderem die Miss-Homepage-Wahl und wurde ebenfalls von der mittlerweile nicht mehr existierenden Brigitte Young Miss ausgezeichnet. Heute findet sich unter dieser URL nicht mehr viel, bis 2004 jedoch bloggte, floggte und zeigte sich Stephanie dort mehrmals täglich und bald auch die ersten eigens geschneiderten Klamotten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Stephanies erste Homepage www.einfach-ich.com 2002 zog Stephanie nach Mailand und studierte Mode. Doch im Laufe des Studiums wurde der Wunsch, Modedesignerin zu werden, verschwindend gering. „Vor dem Studium konnte ich noch basteln, zeichnen, malen, wie ich wollte. Alles ohne Ziele, sondern einfach drauf los. Doch während des Studiums wurde uns der Kopf gewaschen und beigebracht, dass es nicht bloß um Kreativität geht, sondern vor allem darum, was Auftraggeber von einem erwarten.“ Dass man nicht nur schöne Kleider designen, sondern auch verkaufen muss, passte Stephanie nicht in den Kragen. Also zog sie nach ihrem Studium 2006 zurück nach Bruneck und arbeitet seitdem im Familienhotel Reichegger. Heißt: Von 9:30 Uhr morgens bis abends um 21 Uhr Gäse betreuen, Büroarbeit erledigen, das Familienunternehmen unterstützen. Zwischendurch bleibt Zeit für Essen, das Internet, Stephanies neue Homepage holdrio-and-co.com – und fürs Brainstormen, Ideensammeln und Kreativsein. Denn nachdem Stephanie nach ihrem Modestudium einige Wochen im Hotel gearbeitet hatte, wurde der Bürojob zu öde. Seitdem designt sie nebenbei Kleidung. Diesmal T-Shirts. Aus albernen Ideen wurden erste Entwürfe, die sie über holdrio-and-co.com verkauft. Im Juni war Stephanie mit ihren T-Shirts auf der Berliner Modemesse Bread & Butter und hatte dort das Glück, Christian Audigier, den Chefdesigner der polarisierenden In-Marke „Ed Hardy“, kennenzulernen. „Das war zwar mehr ein Aneinandervorbeirauschen als ein richtiges Treffen, aber immerhin.“ Ausstellen konnte sie ihre Entwürfe auf der Bread & Butter aber noch nicht. „Ich wollte aufschnappen, was Trend wird, was die anderen Designer so machen. Nächstes Jahr bin ich dann vielleicht auch dabei.“ Entwürfe von Richcorner

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wo gehen diese Schuhe hin? Vielleicht muss Stephanie Richcorner Turnschuhe doch wieder gegen High Heels tauschen, denn: „In naher Zukunft wäre es nun doch mein Traum, was in der Modewelt zu machen – am besten etwas Eigenes, Selbstständiges“, sagt sie. Aber durch ihre Arbeit im Hotel und einen Nebenjob im Verkauf einer Golfmarke bleibt nicht viel Zeit für kreativen Output. „Ich bin zwar immer noch der Meinung, alles irgendwie unter einen Hut kriegen zu können, aber früher oder später muss ich wohl eine Entscheidung treffen, damit ich mich komplett auf eine Sache konzentrieren kann.“ Die T-Shirts könnten den Weg zurück nach Mailand ebnen. Oder nach New York, London, Paris, Tokio. Ihre Homepage holdrio-and-co.com steht unter dem Slogan „Bad Habits Die Hard“ – „Schlechte Angewohnheiten sterben nur langsam“. Womöglich mehr eine Prämisse als ein Slogan, mit der Stephanie Richcorner sich wieder antreiben will, Mode nicht nur zum Zeitvertreib zu designen.

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