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Rauboys und Indieaner. Heute wird aufgearbeitet: Notwist, Ja,Panik, Gisbert und Death Cab

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The Notwist - The Devil, You + Me Viel geschrieben wurde schon zu dieser Platte, deren größte Überraschung doch eigentlich ist, dass man sie hören kann, ohne sofort etwas schreiben zu wollen. Da hatte man sich auf die weitest möglichen Verrenkungen eingestellt, war bereit, für’s ersehnte nächste Album von Notwist zirpende Pulsare und singende Computersägen hinzunehmen und dann: kommt so etwas vollkommen Fassbares, ein durch und durch hörbares Werk, etwas, das man längst zu kennen meint. Es wirkt fast, als wollten Notwist die wenigstmögliche Aufregung verursachen und trotzdem weiterhin maximal geliebt werden. Denn das geschieht ohne Zweifel im Angesicht von „The Devil, You + Me“ - tiefe Zuneigung fühlt man im Schatten dieser sonoren Riesen, in den sanften Hügeln aus vermengten Spuren, in Achers abgewandtem Gesang, in den holzig-feinen, unverzerrten Gitarren. Freilich, diese Hingerissenheit die „Shrink“ auslösen konnte und die wahnhafte Begeisterung für „Neon Golden“, die kommt nicht wieder. Aber das liegt sicher nicht an diesem neuen Album, das liegt eher an der Zeit, oder so. Das spährische "Where In This World":

Mehr anzuhören gibt es auf dieser E-Card. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ja, Panik – Taste Money Kaum ist man mal länger verreist, schon wuchern von allen Seiten hypertalentierte Deutschrockbands den Schreibtisch zu. Aber, sollen sie! Zumindest wenn sie so viel Schmäh haben wie die Wiener Buben von Ja,Panik, die auf der Popkomm schon mal von Securities verprügelt wurden, weil sie sich in einer Bar nackt auszogen. Nicht, dass wir noch Argumente gebraucht hätten, um die Popkomm doof zu finden und für die Band spricht schon die Musik allein, aber trotzdem: eine gute Geschichte. Nun also, es ist was es ist - Rockmusik mit Manifest, mit Sendungsbewusstsein und Unsinn, gleichzeitig durchgefotzt und klug inspiriert. Von allen Seiten werden die Knaben mit „Hamburger Schule“-Vergleichen traktiert, weil ihre Lieder eben diese Mixtur aus LoFi und Feuilleton, aus Gymnasium und Slack atmen. Wenn man dieses „Woher?“-Fass aufmacht, muss man aber auch zugeben, dass noch viel mehr in den jungen Ja, Panik steckt - nämlich eben auch schon Post-Hamburger wie Die Türen und Von Spar. Viel ehrlicher ist aber die Feststellung: Da ist eine Band, die weit entfernt von allem ein sehr gutes, ein neues, Album gemacht hat, eine Band die offensichtlich gerade aus dem Vollen schöpfen kann, was Spiellässigkeit und Liedgefühl angeht. Diese Lieder schlagen unablässig Haken und verbleiben unentwirrbar und unerbittlich in Fragmenten im Kopf zurück. Hier ein Doublefeature: "Marathon" & "Thomas sagt"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ed Rec Vol III Gerade rechtzeitig zur Aufregung um das neue Justice-Video veröffentlicht das Mutterlabel EdBanger-Records aus Paris Ende Mai seine dritte Labelcompilation. Seit der Gründung 2003 haben EdBanger-Acts bekanntermaßen direkten Zutritt zur Schlagader der Elektroszene und pulsen ganz schön - auf eine Weise, die auch Gitarrenmenschen nicht kalt lässt. Solche Mix-CDs von Labels sind oft nicht die reinsten Wonnen, verlocken sie doch stets dazu Überschüssiges und Liegengebliebenes oder skurrile Vorlieben zu sammeln. Diese hier nicht, dieses ist ein astreines Start-Ziel-Rennen mit großen Tracks, wie etwa dem „Stress“-Autoremix von Justice, der noch straighter als das Original durchs Hirn mäht oder dem glamourösen „Pockt Piano“ von DJ Mehdi. Als Einsteigerangebot absolut zu empfehlen. Hier der Autoremix mit Standbild:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Gisbert zu Knyphausen - same Ein Name der aus den vielen Frühsommer-Veröffentlichungen heraus sticht – und zwar nicht nur wegen dem y. Mit Herr von Knyphausen steht ein neuer Singer-Songwriter aus Hamburg im Flur, der uns in diesem Sommer die besseren Kettcar-Songs singen wird. Runde deutsche Texte bringt er an, in denen endlich mal wieder genug Platz ist für Pausen zwischen den Bildern und die Bilder selber sind erträglich, verkraftbar und in einigen Momenten auch sehr schön. Bisschen viel „scheiße“ allerdings auch. Der Sound dazu – viel traurig gezupfte Gitarre, ein wenig Folk, und etwas von diesem Popbandgeschrammel, das ja auch immer wichtig ist. Jedenfalls nimmt einen fast jedes seiner Lieder mit, irgendwohin jenseits dieses ganzen Deutschpop-Pathos, der einem sonst ja so schnell Ohrpelz macht. Stimmlich erinnert Gisbert gelegentlich noch eher ans Lagerfeuer der evangelischen Jugendgruppe als an einen, der auf Bühnen steht. Aber das ist charmant, genau wie seine Konzerte. Topempfehlung für eine zünftige Juni-Depression. Ist er nicht ein feiner Kerl? "Verschwende Deine Zeit"

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Death Cab For Cutie - Narrow Stairs Na, wann haben wir zuletzt wegen einem Lied geweint? "Halleluia" von Jeff Buckley? Jetzt könnten "Death Cab For Cutie" etwas aus dieser Ecke nachlegen, nämlich den kristallklaren Soundtrack zum Beziehungsende mit "The Ice Is Getting Thinner". Es ist das letzte Lied des neuen Albums der hochangesehen Gitarrenträger aus Washington und es beendet eine wunderbare Fahrt. Sie ging entlang an sehnsüchtigen Riffs, wie sie nur diese Band derzeit hinkriegt - gleichzeitig episch und nah. Es ging vorbei an Ben Gibbards Stimme, die ja auch einfach nett und amerikanisch sein kann, wie in dem tröstlichen "Your New twin Sized Bed", die viel öfter aber treibend und manisch ins Weite singt, dann gleichzeitig wichtigstes und unwichtigstes Instrument der Band wird. Die versammelt in jedem Lied Musikgeschichte, bedient Postrock und Progrock und geht doch immer wieder rechtzeitig raus. Ein großes Werk, gleichauf mit Notwist, diesen Monat. Acht Minuten Konzentration - das monumentale "I Will Possess Your Heart", das Rückgrat dieses Albums:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

The Lodger – Life is Sweet Diese kleine Band aus Leeds oder sonst wo ist eigentlich keiner großen Rede wert, stehen an keiner kulturellen Speerspitze, haben keine große Vergangenheit oder sichtlich Drogen im Arm. Sie sind halt einfach nur so gottverdammt nett. Das sind solche, die sich auch beim dritten iPod-Frühjahrsputz noch durchmogeln, weil ihre Lieder sind wie gute Partygäste: unauffällig unterhaltsam, sauber und lustig. Die Stimme von Ben Siddall klingt stark nach Teddybär, die Band dahinter funktioniert wie eine wonnig gelaunte Maschine zwischen Beach Boys und Fountains of Wayne. Wem Belle&Sebastian immer zu tiefgründig waren, der findet hier seine Gralshüter. Sommerpop!

Zum Vergleich und weil ich mich gerade so gerne daran erinnere, die Fountains of Wayne, mit einem ihrer hübschen alten Songs, der einem eine Gänsehaut einjagt, weil er so die 90er-Jahre atmet. "Radiation Vibe"

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