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Auslachen statt Zeigefinger

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Im gerade anlaufenden Modellprojekt kann man Videos, in denen die Lächerlichkeit von Nazis gezeigt wird, anschauen, selbst drehen und hochladen, Drehbücher verfassen sowie über die besten Clip-Beiträge abstimmen, die mit bis zu 500 Euro belohnt werden. Initiator und Projektleiter Dietrich Baron von der Ropp erklärt auf jetzt.de was genau dahintersteckt.

[b]Wie entstand die Idee?[/b] Zwei Ereignisse waren die Initialzündung: Zum einen war ich mit meinen Söhnen bei einem Spiel von Hertha BSC im Olympiastadion. In der Halbzeit wurden auf der Anzeigentafel Videoclips gezeigt, die die Rituale der von Nazis veräppelten. Zum Beispiel wurde Nazis beim Zeigen des Hitlergrußes in einem Fahrstuhl der Arm eingeklemmt. Vorher war das ganze Stadion eingeschlafen und nun brüllte es vor lachen. Zum anderen sah ich mir nach der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 2006, bei der die rechtsextreme NPD erschreckend gut abschnitten hatte, die Wahlanalyse vom Landeswahlleiter an. [b]Worauf sind Sie dabei gestoßen?[/b] Mir ist aufgefallen, dass von den männlichen 18- bis 24-Jährigen fast 25 Prozent die Rechten wählen. Wenn man zugleich weiß, dass seit 1992, als die ersten Übergriffe in Hoyerswerda, Rostock und anderswo im Osten die Bundesrepublik erschütterten, von Seiten der Bundesregierung sehr viel Geld, um die 300 Millionen Euro, für Anti-Rechtsprogramme in die Hand genommen wurde, fragte man sich, wofür das Geld verwendet wurde. Nicht zuletzt das Erstarken der NPD machte für mich deutlich, dass mit all den gutgemeinten Aktionen bisweilen nicht die Menschen erreicht werden konnten, die man erreichen müsste. Mit Lichterketten oder Sozialarbeiteraktionen bewegte man sich oft nur im eigenen Kreis, der ja nicht mehr überzeugt werden musste. Als Mediziner sagte ich mir: Es ist immer besser, preiswerte Prävention zu leisten, als hinterher teuer zu therapieren. [b]Ziel der Aktion ist also vorzubeugen, zu verhindern, dass Jugendliche erst ins rechte Fahrwasser geraten?[/b] Richtig. 12-15 Jährige, die gefährdet sind, in die rechte Szene hereinschnuppern zu wollen, oftmals um zu provozieren oder als cool zu gelten, sollen dazu gebracht werden, dass sie sich nicht trauen, in der Schule oder bei Freunden als Nazi aufzutreten, weil Nazis als doof und uncool angesehen werden. Wir wollen, dass in Schulen oder im Freundeskreis die Stimmung entsteht, wer Nazi ist, ist unten durch. Wenn uns das gelingt, sterben die Nazis mangels Nachwuchs mittelfristig aus. [b]Warum ist gerade Humor besonders geeignet ein ernstes Problem wie den Rechtsextremismus zu bekämpfen?[/b] Mit dem erhobenen Zeigefinger erreicht man die im Falle des Rechtsextremismus zu ereichende Gruppe von oft aus bildungsfernen Familien stammenden oder etwas minderbemittelten Jugendlichen nicht. Mit schulischen oder aufklärerischen Methoden kommt da nicht weiter. Sondern mit angesagten Medien wie Internet oder Mobiltelefon. Und über die Klassenkameraden, die sagen: Als Nazi bist du uncool. [b]Wie haben Sie ihre Idee dann umgesetzt?[/b] Ich habe mich hingesetzt, alles durchdacht, einen Finanzplan aufgestellt und dann einen Förderungsantrag der Bundesregierung vorgelegt. Nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern 2006 wurde wieder ein neues Programm namens „Vielfalt tut gut“ aufgelegt. Von insgesamt 360 Anträgen hat eine Kommission einige Projekte ausgewählt. Im vergangenen Sommer bekamen wir grünes Licht. Unser Ziel ist es, nach der Anschubfinanzierung durch die Bundesregierung selbsttragend zu arbeiten. Mit Lizenzeinnahmen für die Weiterverwertung der eingereichten Filme und Sponsoren. Getragen wird das Ganze von einem harten Kern von etwa 20 sehr engagierten jungen Leuten. Bestehend aus Schülern, die genau wissen, was ihre Altersgenossen anspricht und auch Studenten, die unser Projekt organisatorisch und zum Teil auch wissenschaftlich begleiten. www.nazis-auslachen.de

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