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Besser Touren mit den Rakes - Zehn Fragen zum Unterwegssein

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jetzt.de: Eure Tour hat gerade begonnen, gibt’s schon ein paar gute Anekdoten zu erzählen oder ist das noch zu früh? Alan: Unsere Tour ist in Holland gestartet. Das Publikum dort hat eine Vorliebe fürs Stagediven. Allerdings wegen der Drogen eher ein Slow-Motion-Stagediven. Es gab sogar ein paar, die geklatscht haben. (lacht) Wir sind da leicht zufrieden zu stellen. jetzt.de: Was ist anders als bei euren vorangegangenen Touren? Alan: Es ist viel entspannter. Bei unserer großen UK-Tour haben wir uns selbst extrem viel Druck gemacht. Welchen Anklang man im Ausland hat, bekommt man ja erst vor Ort mit. Deshalb fühlen wir uns ein bisschen wie im Urlaub. Ehrlicherweise ist es schließlich so, dass man quasi nur zwei Stunden am Tag etwas Wichtiges zu tun hat und das ist der Auftritt selber. So versuchen wir natürlich schon ein bisschen was von den Städten zu sehen. Wenn man unterwegs ist, fällt man schnell in ein Zeitloch, sie fliegt nur noch so dahin. Ich gehe öfters Joggen. Was ich einerseits tue, um in kurzer Zeit etwas von der Stadt zu sehen und anderseits um sich öfter einstellende Kater loszuwerden. jetzt.de: Wie seid ihr denn unterwegs? Alan: Wir haben einen Tourbus, in dem wir auch übernachten. Der hat so ein bisschen was von einem U-Boot auf Rädern. Wir steigen abends nach dem Auftritt ein und dann taucht es in die Fluten und spuckt uns in einer anderen Stadt wieder aus. Wir schlafen in kleinen Kabinen – zehn stinkende Männer, das ist wie bei der Marine. jetzt.de: Kommt ihr gut miteinander aus, wenn ihr so nah aufeinander sitzt? Alan: Das ist eine Frage des eigenen Toleranzlevels. Am Anfang hat man natürlich eine niedrige Schmerzgrenze, weil man es ja nicht gewohnt ist, ununterbrochen so nah mit jemanden, der nicht die eigene Freundin oder Familie ist, zusammen zu sein. Man versucht sich aber ziemlich schnell damit zu arrangieren und sieht dann geflissentlich über seltsame Marotten hinweg. Nichtsdestotrotz wird es einem manchmal zuviel und man bekommt eine Art Lagerkoller. Aber sowas bahnt sich über einen längeren Zeitraum an und wir versuchen dann alle früh genug, die Bremse zu ziehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Neo-Wave-Buben von The Rakes Foto:Matthew Zazzo jetzt.de: Gibt es ein bestimmtes persönliches Utensil, das du unbedingt dabei haben musst? Alan: Lass mich kurz nachdenken. (Pause) Ich versuche mir gerade, etwas Exotisches zu überlegen. Weiße Lilien oder parfümierte Teppiche im Tourbus? Hm, das klingt aber zu sehr nach Mariah Carey. Das passt nicht zum Rockstar-Image. Verdammt, mir fällt nichts Gutes ein. Frag mich das nachher noch mal, dann antworte ich auch gekonnt spontan. jetzt.de: Okay, ich versuche, es nicht zu vergessen. Dann lass uns mal über die Konzerte sprechen. Habt ihr ein bestimmtes Ritual vor oder nach dem Konzert? Alan: Wir umarmen uns alle vor einem Konzert und tun so als wären wir so ein Football-Team wie in den amerikanischen High-School-Filmen und rufen „Wir sind ein Team“. Wenn ich das jetzt so erzähle, klingt das fast albern. Nach Konzerten haben wir so einen Running Gag, aber wenn ich über den jetzt nachdenke ist das noch viel alberner. Kennst du die Serie „The Office“? Da gibt es so eine Szene, wo alle Mitarbeiter zusammenstehen, weil sie wissen, gleich werden einige gekündigt. Dann versuchen sie sich, Mut zu zu sprechen und versichern sich gegenseitig: „Du wirst deinen Job schon nicht verlieren und du auch nicht und du, du sicher auch nicht.“ Naja, das ist wahrscheinlich witziger, wenn man es sieht und nicht, wenn ich es erzähle. Worauf ich hinaus will ist, dass wir uns das nach Konzerten auch immer sagen, wenn wir von der Bühnen gegangen sind. Das klingt wirklich bescheuert, wenn ich mir jetzt selbst zuhöre. jetzt.de: Bleibt ihr nach den Konzerten lieber Backstage oder mischt ihr euch ins Publikum? Alan: Das ist wie mit der Drei-Tages-Regel. Wenn du von einem Mädchen ihre Telefonnummer bekommst, musst du drei Tage warten bis du sie anrufst, um dich interessant zu machen. Ähnlich ist das nach Konzerten. Man rennt nicht gleich danach in die Menge und gibt Autogramme, sondern man wahrt eine gewisse zeitliche Distanz. Man tut so, als hätte man enorm wichtige Dinge zu tun, die es einem erst erlauben, nach einer bestimmten Zeit vor zu kommen. In Wirklichkeit sitzt man natürlich hinter der Bühne, trinkt Bier und langweilt sich. Eigentlich kann man es gar nicht erwarten, sich persönlich davon zu überzeugen, ob man eine gute Stimmung hinterlassen hat. jetzt.de: Holt ihr euch dann auch Feedback von den Fans, indem ihr euch mit ihnen unterhaltet? Alan: Das schon, aber da sollte man eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. Natürlich ist es toll, sich mit Fans zu unterhalten. Ohne Fans würde wir schließlich nicht bestehen können. Aber wenn man dann bestürmt wird und alle mit einem sprechen wollen, darf man da keine falschen Erwartungen wecken. Immerhin fahren wir am gleichen Abend schon wieder und von einem kurzen Treffen, können in den seltensten Fällen Freundschaften entstehen. Pete Doherty ist so einer, der dann den ganzen Abend mit den Fans rumhängt und jedem das Gefühl gibt, auf ihn gewartet zu haben. Aber im Endeffekt sind das für ihn heute diese Fans und morgen andere. Den Fans gegenüber ist das nicht sehr fair und ich glaube auch kränkend, weil er sich wahrscheinlich beim nächsten Konzert schon gar nicht mehr an sie erinnert. jetzt.de: Plant ihr euer Bühnenprogramm oder ist das spontan? Alan: Unser Bühnenprogramm ist nie geplant. Wir haben zwar unsere Setlist, aber es gibt keine einstudierten Tanzschritte. Aber natürlich sind wir bemüht auch so etwas wie Show zu machen und nicht nur unsere Lieder runter zu spielen. Man holt sich da Inspiration von anderen Bands. Am Anfang ist man da noch sehr unsicher und fragt sich, was überhaupt erlaubt ist und was nicht. Als ich klein war, hat mich Rockmusik nicht interessiert. Für abgehalfterte, rauchende und trinkende Rocker konnte ich mich nicht besonders erwärmen. Dafür durfte ich einmal Michael Jackson in der Wembley Arena sehen und diese Show mit viel Bling-Bling und Glitter habe ich bis heute nicht vergessen. Das Unterhaltungselement ist sehr wichtig und das entsteht vor allem durch Interaktion mit dem Publikum. Aber natürlich ist es auch schön als Aufmerksamkeitsmittelpunkt, Dinge tun zu können, die sonst nicht möglich sind. Im Endeffekt sind wir doch auch nur normale Jungs, die mal richtig aus sich rausgehen wollen. jetzt.de: Ach Alan, ist dir noch ein exotisches Utensil eingefallen? Alan: Verdammt nein, aber auf die nächste Tour nehm’ ich etwas mit – frag mich dann nochmal. The Rakes sind diese Woche auf Deutschlandtour und besuchen noch folgende Städte: 02.05.07 - Berlin, Lido 03.05.07 - Stuttgart, Schocken 05.05.07 - München, Backstage-Halle 06.05.07 - Köln, Prime Club

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