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Coca Cola soll Leben retten

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Am Anfang stand eine einfache Frage: Wie kann es sein, dass es überall auf der Welt Coca-Cola zu kaufen gibt, aber an vielen Orten lebenswichtige Medikamente fehlen? Der britische Aktivist Simon Berry will deswegen die Vertriebswege des Getränkekonzerns nutzen, und neben Colakisten auch Hilfsgüter in die abgelegenen Regionen der Welt liefern. Sein Projekt Colalife soll nun in Tansania getestet werden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie kommt man auf die Idee, Hilfslieferungen in Colakisten zu transportieren? Simon Berry: Die Idee hatte ich schon vor über 20 Jahren, damals habe ich für die britische Regierung an Hilfsprojekten in Sambia gearbeitet. Dort stirbt jedes fünfte Kind noch vor seinem fünften Geburtstag an einer Krankheit, die sich eigentlich leicht behandeln ließe: An Dehydrierung nach Durchfall zum Beispiel. In der Region gab es kaum Geschäfte, erst recht keine Krankenhäuser oder Apotheken. Und trotzdem konnte man fast überall Coca-Cola kaufen, selbst in den abgelegensten Regionen. Also habe ich gedacht: Wenn es ein Vertriebsnetz für Limonade gibt, dann muss es doch auch möglich sein, damit Medikamente zu transportieren. Daraus ist die Colalife Kampagne entstanden. Was soll dann mit den Medikamenten passieren, wenn sie an ihrem Ziel angekommen sind? Das gibt es unterschiedliche Möglichkeiten – man könnte die Medikamente ganz normal verkaufen oder verschenken. Über die konkrete Verteilung der Medikamente sollten aber örtliche Helfer entscheiden, sie wissen, was in der Region gebraucht wird. Mit Colalife spezialisierten wir uns nur auf den Vertrieb. Es geht ja nicht um komplizierte Dinge, für die man eine medizinische Ausbildung bräuchte, sondern um einfache Vitamintabletten, Wasseraufbereitung, Desinfektionsmittel oder Kondome. Was sagt Coca-Cola dazu? Wir sind seit einigen Monaten im Gespräch. Bei Coca-Cola findet man die Idee mittlerweile so gut, dass es noch in diesem Jahr erste Tests in Tansania geben soll. Denn es entsteht kein wirtschaftlicher Verlust für Coca-Cola, sie können noch genau so viele Flaschen verkaufen: Ich habe eine Box entwickelt, die wir Aidpod genannt haben. Sie ist sehr robust und passt wie ein Keil in die Leerräume zwischen die Flaschen im Kasten, die Hilfsgüter reisen also quasi als Mitfahrer.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wer wird dafür bezahlen? Wir hoffen, dass Coca-Cola in der Testphase den Inhalt der Aidpods bezahlt. Langfristig wollen wir gar nicht, dass Coca-Cola die Hilfsgüter bezahlt – sie sollen nur ihre Vertriebswege öffnen, darin sind sie Experten. Denn die Finanzierung der Medikamente ist oft nicht das Problem, dafür gibt es viele Spender und Organisationen. Das Problem liegt oft in der Verteilung der Hilfslieferungen. Wie kam es dazu, dass Coca-Cola plötzlich Interesse an Colalife zeigt? Es gab im Mai 2008 eine Konferenz, bei der Gordon Brown mit großen Firmen darüber verhandelt hat, wie man den Menschen in den ärmsten Ländern der Welt helfen kann. Coca-Cola waren auch dort, sie sind über das Internet auf uns aufmerksam geworden: Unsere Facebook Gruppe hat 9000 Mitglieder, viele Blogger berichten über uns. Wir machen Menschen mit der Idee vertraut, und stellen sie im Netz permanent zur Diskussion. Gesundheitsexperten, Designer und andere Aktivisten arbeiten so an der Idee mit – so wird die Kampagne immer besser. Vor ein paar Wochen habe ich mich mit Vertretern von Coca-Cola getroffen – und wir haben vereinbart, dass wir die Idee einfach mal ausprobieren. Und seit letzter Woche werden wir von der recht einflussreichen Non-Profit-Organistaion Academy for Educational Development unterstützt. Es geht also voran. Mal ehrlich – ist das nicht für Coca-Cola einfach nur billige Werbung? Es spielt sicher eine Rolle, dass man mit solchen Aktionen sein Image verbessern kann – vor allem bei Menschen, die sich für globale Gerechtigkeit interessieren und oft nicht viel von Coca-Cola halten. Aber es könnte auch der Start einer sehr guten Bewegung sein – andere Firmen könnten ebenfalls ihre Vertriebsnetze für die Verteilung von Hilfsgütern zur Verfügung stellen. Und ich habe schon von Bekannten gehört, dass sie wieder Coca-Cola trinken würden, wenn sich die Firma an Hilfsprojekten wie Colalife beteiligen würde.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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