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Der Ingenieur lebt: In Dresden kann man immer noch auf Diplom studieren

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Die "neun führenden Technischen Universitäten" in Deutschland wollen haben einen Wunsch: Sie wollen den Diplom-Ingenieur. "Wir wollen den akademischen Grad Diplomingenieur wiederhaben", sagt zum Beispiel Ernst Schmachtenberg. Er ist der Rektor der RWTH in Aachen und Chef der TU9, des Zusammenschlusses der neun Universitäten. An prominenter Unterstützung für die Idee mangelt es nicht. Sogar Bundesbildungsministerin Annette Schavan findet das Vorhaben gut. Sie sieht ein Zeichen von "Selbstbewusstsein" darin, neben dem Master auch den Diplom-Ingenieur ins Zeugnis zu schreiben. Während es bei dieser Diskussion um die bloße Etikette geht (am neuen, modularisierten Studium soll sich nichts ändern), gehen Hochschulen im Bundesland Sachsen einen Sonderweg. Dort erlaubt das Gesetz den Erhalt der Diplomstudiengänge. Vor allem an der TU Dresden macht man von dieser Möglichkeit eifrig Gebrauch. Bernd Zastrau ist der Studiendekan der Fakultät Bauingenieurswesen und erklärt im jetzt.de-Interview, warum er den Diplomstudiengang für leistungsfähiger hält als das neue, gestufte System. jetzt.de: Herr Zastrau, man kann es kaum glauben: Während nahezu alle Hochschulen in Deutschland auf Bachelor und Master umgestellt haben, kann ich bei Ihnen noch Diplom-Bauingenieur werden. Was habe ich davon, am Ende meines Studiums ein Diplom in der Tasche zu haben und nicht den Master? Zastrau: Das fängt damit an, dass der Titel "Diplom-Ingenieur" seit mindestens einem Jahrhundert ein international hoch anerkannter Ausbildungsabschluss ist. Hinzu kommt, dass die Studenten vieles, was im Ingenieurswesen gelehrt wird, erst einmal sacken lassen müssen, bevor sie zur nächsten Lektion kommen. Ich vergleiche das immer mit der Konstruktion einer Spannbetonbrücke: Bevor ich die bauen kann, muss ich mit Stahlbeton konstruieren können. Davor muss aber ich die Statik, die Mechanik und die Mathematik beherrschen. All das lässt sich einfach nicht ordentlich in die beiden Häppchen Bachelor und anschließend Master einteilen. Das Curriculum zum Diplom-Ingenieur ist nachhaltiger und die Unternehmen erkennen das ohne Einschränkung an.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eine Masterstudentin an der TU Cottbus. jetzt.de: Trotzdem haben Sie Ihren Diplomstudiengang der Bologna-Reform angepasst. Auch der ist jetzt modularisiert. Zastrau: Hauptsächlich haben wir das gemacht, weil wir Studenten aus anderen Orten anziehen wollen. Andererseits aber auch, weil wir wollen, dass sich unsere Studenten umsehen. Wenn europa- und weltweit Studienleistungen mit Punkten versehen werden, schadet es uns nicht, wenn wir den Schritt mitgehen und Module einführen. Wir wollen unsere Studenten ja nicht von Europa abhängen. Module sind ja an und für sich nicht schädlich. Man entwickelt Bausteine, die ein Studium zusammensetzen und die im späteren Studienverlauf Vertiefungen erlauben. Auch die Idee, darauf zu achten, was Studenten leisten können und dann Leistungspunkte mit Workloads zu verknüpfen, fanden wir sinnvoll. jetzt.de: Ist ihr Diplomstudiengang einfach nur ein zusammenhängendes Bachelor-Master Studium? Zastrau: Nein. In unserem Grundstudium werden erst einmal überwiegend theoretische Grundlagen gelegt, die man später ständig ergänzt. jetzt.de: In Ihrem Diplom-Studiengang kann ich also nicht nach drei Jahren aussteigen und mit einem Bachelor in der Tasche wo anders hin wechseln? Zastrau: Nein, das sächsische Hochschulgesetz erlaubt uns bislang nicht, für dasselbe Curriculum zwei Abschlüsse anzubieten. Daher fällt die Möglichkeit eines Seitenausstiegs für uns weg. Es gibt aber noch das Vordiplom. jetzt.de: Damit kann ich aber nicht einfach an andere Unis in einen Masterstudiengang wechseln? Das ist ja einer der Vorteile der Studienreform. Zastrau: Im Grunde nein. Im Fakultätentag Bauingenieurwesen, verhandeln alle deutschsprachigen Fakultäten der Disziplin über die gegenseitige Anerkennung ihrer Abschlüsse. Dort haben wir erreicht, dass praktisch alle Fakultäten unseren Studenten erlauben würden, dort im siebten Semester (also im Masterstudium) zu beginnen, wenn Sie hier sechs Semester erfolgreich absolviert haben. Ob das rechtlich allerdings zusätzliche Vereinbarungen erfordert, wissen wir nicht. Es hat bislang noch kein Student von uns versucht, zu wechseln. jetzt.de: Ingenieurswissenschaften waren ja schon immer sehr arbeitsintensive Studiengänge. Durch die Umstellung auf das gestufte System haben sich die Probleme aber vielerorts verschärft. Zu viele Prüfungen überlasten die Studenten. Auch 10 Semester Regelstudienzeit in Ihrem Diplomstudiengang sind nicht gerade lang. Sind Ihre Studenten auch überarbeitet? Zastrau: Ich denke nicht. Ein großer Teil der Studenten schafft es, in der Regelstudienzeit fertig zu werden. Teilweise investieren sie dafür 40 bis 50 Stunden pro Woche. Wer nebenbei aber arbeiten muss, braucht halt etwas länger. Statistisch hat bei uns die Hälfte aller Studenten nach 11,2 Semestern ihr Diplom in der Tasche. Bachelor und Master haben das Problem, dass beide berufsqualifizierend sein müssen. Deshalb wurden dort oft zusätzlich sogenannte praktische Unterweisungen reingesteckt. Die Zahl der Prüfungen ist dadurch extrem angewachsen. Insofern ist das gestufte Studium noch anspruchsvoller, was die Arbeitszeit angeht. jetzt.de: Nun haben Sie sich den Diplom-Ingenieur erhalten. Wirkt sich das auf die Zahl ihrer Studienbewerber aus? Zastrau: Wir haben eine stärkere Zunahme der Studienanfänger in den vergangenen Jahren. Wir haben die Erstsemester dann gefragt, warum sie zu uns gekommen sind. Etwa ein Viertel antwortet, dass einer der wichtigsten Gründe war, dass sie hier das Diplom noch kriegen.

Text: clemens-haug - Foto: ddp

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