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Der Mann, der sich sein Stadion baut

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Von 9. bis 12. September 2009 werden in Regensburg Vorrundenspiele der Baseball-Weltmeisterschaft ausgetragen. Neben Venezuela und China trifft die deutsche Nationalmannschaft dann auf das Starensemble der USA. jetzt.de hat mit Alexander Lauterbach über die WM gesprochen. Der 26-Jährige ist nicht nur Nationalspieler, sondern auch Bauleiter des Regensburger Stadions. jetzt.de: Moskau, Stockholm, Rom und Paris. So heißen vier der fünf Austragungsorte der Baseball-WM. Kann das kleine Regensburg da mithalten? Alexander: Natürlich. Wir haben schon in der Vergangenheit mit internationalen Turnieren, Länderspielen und sogar einer Europameisterschaft bewiesen, dass wir große Veranstaltungen ausrichten können.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Regensburger Armin-Wolf-Arena vor dem Ausbau für die Baseball-Weltmeisterschaft. Für die Erfüllung der Standards im WM-Stadion bist allein du verantwortlich - obwohl du selbst Nationalspieler bist ... Es gibt hier sehr viele erfahrene Leute, die beim Bau involviert sind. Aber ich überwache und koordiniere die Baustelle, ja. Dein Bauingenieur-Studium hast du vor kurzem beendet. Traust du dir ein so großes Projekt überhaupt zu? Immerhin soll das Fassungsvermögen des Regensburger Stadions vorübergehend von 1100 auf fast 12.000 Zuschauer erweitert werden. Klar traue ich mir das zu. Der Vorstand hat eben nach Möglichkeiten gesucht, wie wir Geld sparen können. Da habe ich sofort gesagt: Ich will die Bauaufsicht machen! Mein zukünftiger Arbeitgeber freut sich, dass ich erste Praxiserfahrung sammle und ich finde es einfach schön zu sehen, wie hier alles wächst. Ich werde ja selbst in diesem Stadion spielen. Der Zufall wollte es, dass das US-Profiteam in die deutsche Gruppe gelost wurde und seine Spiele in Regensburg austragen wird. Wie groß ist die Vorfreude? Wer möchte nicht vor so vielen Menschen gegen das beste Team der Welt spielen? Letztes Jahr habe ich mit dem Nationalteam bei der Olympia-Qualifikation in Taiwan vor 30.000 Leuten gespielt. Dass ich so ein Ereignis jetzt ausgerechnet hier in Regensburg, im eigenen Stadion noch einmal erleben darf, ist für mich natürlich etwas ganz Großes. Wie viele Zuschauer erwartet die Stadt? Der Kartenvorverkauf läuft so gut, dass unsere Erwartungen übertroffen wurden. Ich gehe davon aus, dass das USA-Spiel auf jeden Fall ausverkauft sein wird. Schon jetzt haben wir 12.000 Karten für die WM verkauft. Wir hoffen natürlich, dass jedes Spiel ausverkauft sein wird. Weshalb finden die WM-Spiele ausgerechnet in Regensburg statt? Das liegt einmal daran, dass die Baseball-WM zum ersten Mal in Europa ausgetragen wird. Damit unsere Sportart olympisch bleibt, müssen wir zeigen, dass auch hier Interesse an Baseball da ist. Und im deutschen Baseball ist Regensburg eben das Maß aller Dinge. Jeder misst sich an Regensburg und will hier spielen. Das war auch mein Traum, als ich mit dem Sport angefangen habe. Mittlerweile bist du 26 Jahre alt. Hast du noch die Hoffnung, durch eine starke WM-Leistung den Sprung in die US-Profiliga zu schaffen? Nein, da sehe ich in meinem Alter keine Chance mehr. Aber für viele junge Spieler in der Nationalmannschaft gibt es diese Möglichkeit noch. Als ich vor zehn Jahren nach Regensburg gekommen bin, hat sich in den USA noch niemand dafür interessiert, welche Rolle Baseball in Europa spielt. Der Markt hat sich erst in den letzten Jahren vervielfältigt, so dass die Amerikaner mittlerweile sehen, dass es auch hier gute Spieler gibt. Um die Chance auf einen Profivertrag zu kriegen, sollte man 18 oder 19 Jahre alt sein.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Alexander bei einem Wurf während des Finalspiels um die Deutsche Meisterschaft. Warum hat man es als Baseball-Profi in Deutschland so schwer? Eishockey und Basketball haben doch auch eine gewisse Popularität erreicht. Sportarten wie Eishockey und Basketball haben ein paar Jahre Vorsprung und wurden durch Stars wie Dirk Nowitzki auch hier in Deutschland vorangetrieben. Im Baseball geht es jetzt erst richtig los. Ich bin mir sicher, dass wir bald eine professionelle Liga haben, in der alle Spieler bezahlt werden. Ansonsten trainieren wir genau so viel wie Fußballprofis, aber leben kann man vom Baseball noch nicht. Wenigstens konnte ich mein Studium damit finanzieren. Wirst du für deine Arbeit als Bauleiter besser bezahlt? Umsonst mache ich diese Arbeit hier natürlich nicht, aber wie gesagt: Wie so viele Vereine müssen wir versuchen, Geld zu sparen. Deshalb arbeiten auch andere Spieler aus dem Verein fleißig mit. Vieles hier am Stadiongelände ist von den Spielern selbst geschaffen worden. In Regensburg wird also noch alles selbst gemacht? Ja, so weit es geht schon. Wenn jemand aus dem Verein Elektrotechnik gelernt hat, dann bietet es sich eben an, dass er mit seinem Wissen hilft. Auch der Architekt des Stadions hat früher selbst hier gespielt. Und die Frau unseres Trainers, eine Eventmanagerin, wird das Rahmenprogramm organisieren. Wenn wir es dann mit der Nationalmannschaft auch noch in die zweite Runde schaffen, dann wird die Weltmeisterschaft ein einmaliges Erlebnis für Regensburg. Mehr Infos zur Baseball-WM in Regensburg und Tickets gibt es

Text: andreas-glas - Foto: Walter Keller

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