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Der Panda in mir

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jetzt.de: Welches war die häufigste Frage, die dir in den bisherigen Interviews gestellt wurde?
Cro: Ganz eindeutig: „Ich weiß, du bist das bestimmt schon tausend Mal gefragt worden, aber warum die Maske?“

Und? Bist du bereits genervt, obwohl es noch gar nicht richtig losgegangen ist?
Nö. Die Leute wollen das halt wissen. Das passt schon.

Aber es weiß doch eh jeder. Denn da du ständig danach gefragt wirst, steht es eben auch in jedem Artikel über dich.
Ja, das stimmt wahrscheinlich. Aber in einigen Artikeln steht, dass ich mit der Maske ursprünglich bloß mein Privatleben schützen wollte, um Stress in meinem damaligen Job als Mediendesigner bei der Stuttgarter Zeitung zu vermeiden. In anderen Texten steht, dass ich dieses Superheldenhafte dahinter cool fand – abends der Superheld mit Maske auf der Bühne, tagsüber der Normalsterbliche in der Zeitungsfabrik. Beides ist aber richtig.

Meinst du denn, dass es für deinen Arbeitgeber ein Problem gewesen, wenn sie von deinem Rap-Alter-Ego gewusst hätten?
Nein, vermutlich nicht. Ich rappe ja auch nicht über Bitches und Hoes. Zumindest nicht ausschließlich (grinst). Aber nun ist aus dieser Maskierung eben dieses Mysterium entstanden, das die Leute offensichtlich spannend finden. Und ich natürlich auch.

Lange wirst du dieses Mysterium aber sicherlich nicht mehr aufrecht erhalten können. Im Internet kursieren ja bereits Bilder von dir ohne Maske.
Das stimmt. Aber man kann sich ja nie sicher sein, ob ich das auch tatsächlich bin. Und ganz ehrlich: Teilweise sind auf den Fotos wirklich andere Leute zu sehen. Es gibt bestimmt auch Typen, die in Clubs rumlaufen und dreist behaupten, sie wären ich. Aber das ist schon okay, wenn ihnen diese Masche hilft, die Mädels ins Bett zu bekommen (lacht).

Du wohnst noch bei deiner Mutter, oder?
Ich wohne wieder bei meiner Mutter. Zur Albumproduktion bin ich wieder zu Mama zurück. Davor habe ich im Stuttgarter Westen in einer WG gewohnt – mit dreizehn Leuten.

Dreizehn?!
Ja, das war krass. In einer alten Druckerei mit Lastenaufzug. Das war anstrengend, aber witzig. Das Problem ist eben bloß: Man kommt dort zu nichts. Wenn man mal Musik machen will, kommt immer irgendjemand und erzählt dir, dass er morgen eine Matheprüfung hat. Außerdem ist man natürlich ständig abgelenkt, weil permanent Leute da sind.

Wie steht deine Mutter denn zu deiner Musikerkarriere?
Am Anfang war sie schon ziemlich skeptisch, hat mich aber machen lassen und findet es mittlerweile sogar ganz cool. Mein Vater hingegen war am Anfang überhaupt nicht begeistert, weil er dieses Bild mittelloser Musiker im Kopf hatte. Jetzt ist er aber auch cool damit und schickt mir ständig irgendwelche Youtube-Links.

Schon tausendmal gesehen, aber immer noch schön:
„Easy“ von Cro:  
http://www.youtube.com/watch?v=4wOoLLDXbDY&feature=related 

Du bist übers Internet binnen kürzester Zeit zum Star geworden. Das ist für Eltern vermutlich noch weniger greifbar als für unsereins.
Ja, damit dürftest du Recht haben. Mittlerweile ist meine Mutter aber total krass drauf, und schaut sich im Netz sogar Videos von Haftbefehl an. Trotzdem ist Rap nicht so ihr Ding: Zu unmelodiös, zu eintönig, zu langweilig. Und ich weiß jetzt schon wie es läuft: Wenn meine Millionen erst wieder weg sind, wird sie sich mit verschränkten Armen vor mich hinstellen und sagen: „Ich haben es dir ja gesagt!“ (grinst)

Dir wird eine gewisse Leichtigkeit im Umgang mit deinem Hype attestiert, und das meint man auch aus deiner Musik herauszuhören. Hast du ein bisschen Angst davor, dass dir diese Leichtigkeit inmitten des ganzen Trubels irgendwann abhanden kommen könnte?
Nein. Durch die Maske kann ich ja immer wieder in die vermeintlich „normale“ Welt zurück. Das hat wirklich etwas von „Uniform aus, Privatleben an“.

Aber du legst ja nur die Maske ab und nicht das, was in deinem Kopf hinter der Maske los ist.
Ja, das stimmt. Aber noch ist alles cool. Ich schalte wirklich automatisch ab, sobald ich die Maske nicht mehr aufhabe, mich niemand mehr erkennt und ich nicht mehr Cro, sondern nur noch Carlo bin. Kann aber natürlich sein, dass mir das irgendwann noch mal alles über den Kopf wächst. Momentan bin ich aber echt noch entspannt und weiß selbst gar nicht, warum. (Zu seinem Label-Boss Sebastian Schweizer, der ebenfalls mit im Raum sitzt) Basti, warum bin ich eigentlich so entspannt?

Basti: Das frag ich mich auch. Mir jedenfalls platzen stündlich die Nerven. Deine Entspanntheit könnte also also daran liegen, dass ich die ganze Drecksarbeit für dich mache, während du mit Leuten über dein Album plauderst. Ganz entspannt, versteht sich (allgemeines Gelächter).

Die HipHop-Medien bezeichnen dich als Speerspitze der sogenannten „neuen Reimgeneration“. Wodurch zeichnet die sich aus? Oder ist das nur ein herbeigeschriebenes Phänomen?
Ach, es gibt schon ein paar Leute, die eine neue Richtung eingeschlagen haben. Aber wir haben uns natürlich nicht zusammengesetzt und eine neue Bewegung erfunden. Wenn andere Leute uns aber unter diesem Begriff zusammenfassen wollen, bin ich cool damit. Und wenn wir damit tatsächlich ein neues HipHop-Zeitalter einläuten, würde mich das natürlich freuen.

Du hast mehr als nur eine Leidenschaft: Du zeichnest gerne, hast ein Klamottenlabel namens Vio Vio, skatest, machst Musik... . Wenn deine Zeichnungen plötzlich als große Kunst entdeckt würden oder dein Klamottenlabel durch die Decke ginge, würdest du dich dann darauf konzentrieren?
Ja, wahrscheinlich. Ich kann nicht sagen, dass mir die Musik mehr Spaß macht als das Zeichnen oder die Klamottengeschichte. Ich fahre ja tatsächlich mehrgleisig, weil ich mich nicht festlegen will, kritzel ständig alles voll und werde bis zum Sommer auch das Modelabel flott machen. Ich möchte nicht ausschließlich Musiker sein.

Dann muss man sich um deine Karriere jedenfalls keine Sorgen machen.
Ich habe auch total Bock Bilder zu malen und Freunde dann zu beauftragen, die für 10.000 Euro zu kaufen – alles getürkt natürlich. Dadurch würde aber ein riesiger Medienrummel entstehen, und plötzlich wäre das der normale Kurs für meine Bilder. Gute Geschäftsidee, oder? Aber sag’s nicht weiter.

Auf deiner Panda-Maske prangt ein umgedrehtes Kreuz – ein Symbol, das ja nicht nur bei dir, sondern auch von den Odd-Future-Jungs oder Casper verwendet wird. Verbirgt sich dahinter ein tieferer Sinn?
Nein. Ich find das einfach stylisch und bin weder Anhänger der Iluminaten noch Teufelsanbeter. Ich bin doch nicht böse.

Gab es diesbezüglich denn schon mal negative Rückmeldungen?
Klar. Es gibt durchaus Leute, die sagen, dass sie mich eigentlich ganz cool fänden, wenn ich nicht so merkwürdige religiöse Ansichten hätte.
Basti: Dabei ist das umgedrehte Kreuz eigentlich ein biblisches Symbol, das auch noch in vielen katholischen Kirchen hängt – das Petrus-Kreuz. Denn als Petrus von den Römern gefangen genommen wurde, sollte er auch gekreuzigt werden. Weil er aber nicht würdig war, wie Jesus gekreuzigt zu werden, sollte er eben an einem umgedrehten Kreuz sterben.

Und was steht jetzt als nächstes bei dir an?
Ich habe noch ein paar Interviewtage vor mir. (Wieder zu seinem Label-Chef) Basti, kann ich vielleicht einen Tag früher zurück? Ich will doch am Wochenende nach Luxemburg fahren.
Basti: Nein, das wird zu stressig. Wir fliegen wie besprochen.
Cro: Hmm, na gut. Dann muss das Mädchen eben warten. 
 
Das darfst du der Presse aber nicht erzählen, dass du eine Freundin hast. Du musst dir die jungen Mädels schließlich warm halten und die Illusion aufrecht erhalten, dass du noch zu haben bist.
Cro: Basti, darf ich das erzählen?
Basti: Auf gar keinen Fall!
Cro: Aber in einem Interview habe ich bereits erzählt, dass ich gerade Schmetterlinge im Bauch habe.
Basti: Das macht nichts. In deinem Alter vergeht das auch wieder ganz schnell.

„Raop“ von Cro erscheint am 6. Juli bei Chimperator/Groove Attack.

Text: daniel-schieferdecker - Foto: Delia Baum

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