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Die hohe Kunst des kleinen Gepäcks: Ein Gespräch über die Physik des Packens

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Wie lauten die drei Tipps, die man beachten sollte, wenn es ans Packen geht – egal, ob es ein Schrankkoffer ist oder ein kleiner Rucksack? Zuallererst: Alles rauslegen, alles aufs Bett legen, damit man eine Übersicht hat, was denn überhaupt alles hinein muss. Das ist das Wichtigste. Der zweite Tipp ist, Shampoo, Kosmetik und andere Dinge, die auslaufen können, in einen kleinen Beutel zu geben, den man auch zu machen kann, damit, - wenn etwas passiert – nicht alles in die Kleidung geht. Und der dritte Tipp – wenn jemand viele Schuhe mitnehmen möchte, sollte er sie in eine extra Tasche geben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ricardo Dürner an seinem Arbeitsplatz im Berliner "Adlon" Bild: dpa Das Packen beginnt also schon lange vor dem tatsächlichen Packen. Ja, das ist die größte Problematik: Dass man unter Zeitdruck packt und sich dann keine Zeit nimmt, in Ruhe und sorgfältig zu packen. Auf die letzte Sekunde wird geguckt, dass man da schnell was in den Koffer bekommt – und der dann auch zugeht. Wenn man wirklich einmal mit System rangeht und sich überlegt, was nehme ich mit, was brauche ich, dann gelingt es auch mit dem Packen. Das ist der erste Schritt. Wann fange ich dann das Packen an – eine Woche früher? Geistig auf jeden Fall. Man sollte sich wirklich überlegen: Was muss ich mitnehmen, wo fahre ich hin, was kann ich weg lassen? Und sich das Ausgewählte dann auch ausgebreitet ansehen und sagen: Okay, das brauche ich doch nicht, nein, das muss ich doch mitnehmen – dann hat man das bessere System. Das Wichtigste am Packen ist also das Planen. Das Packen selbst ist dann schnell geschehen. So ist es. Das Packen an sich dauert nur geringe Zeit. Was heißt denn Packen überhaupt? Packen bedeutet, wenn man sorgfältig arbeitet, vor allem eines: Man will verhindern, dass die Dinge verknittern. Das ist der Hauptgrund des sorgfältigen Packens. Wir Butler verwenden dazu Seidenpapier, man kann aber auch mit Folie arbeiten. Knitter entstehen dadurch, dass Stoff an Stoff sich reibt – oder besser gesagt: Stoffe liegen aufeinander, und dadurch entstehen die Knitterfalten. Wenn da etwas dazwischen liegt, kann der Stoff etwas gleiten, dann entstehen nicht so ganz starke Knitter. Vollkommen knitterfrei wird man es aber wohl nie bekommen. Außer in den großen Rollkoffern der Präsidenten. Da kann man die Kleidung einfach hineinhängen. Wie packe ich also richtig? Es ist so, dass man sich den Koffer anschaut. So, wie man ihn später trägt oder wie er gerollt wird, also dort, wo der unterste Punkt ist, dort kommen die schwere Sachen hin, zum Beispiel die Schuhe. Damit, wenn ich den Koffer aufrichte, die schweren Schuhe durch die Schwerkraft nicht einmal quer durch den Koffer gezogen werden. Es gibt nun ja auch Herrschaften, die Lederschuhe benutzen – da sollte man Stoffbeutelchen verwenden, damit die Sachen im Koffer nicht verschmutzt werden. Auf keinen Fall Plastiktüten nehmen. Da schwitzt das Leder, und das ist nicht gut für die Schuhe. Wenn sie von Schwerkraft sprechen – gibt es eine Physik des Einpackens? Ja. Das ist doch auch einleuchtend: Wenn ich die Schuhe oben hätte, den Koffer dann trage, es alles nach unten drückt, dann ist das für den Inhalt nicht so gut. Schwere Schuhe ziehen einfach nach unten. Gut. Also das Schwerste nach unten! Richtig. Dann lege ich die Kleidungsstücke hinein. Unterwäsche kann zum Stopfen von Lücken benutzt werden. Wenn es Herrschaften gibt, die Schuhspanner benutzen, kann man auch nur ein Paar mitnehmen und die anderen Schuhe dann mit Socken füllen. So kann man ein wenig Gewicht sparen. Ansonsten gibt es noch ein wenig Falttechniken: Wenn man ein Sakko einpackt, kann man auch Unterwäsche oder Socken hinein geben, in den Sakko-Ärmel beispielsweise. Das Sakko ist ja dreidimensional geschnitten: Dort, wo der Brustkorb sitzt, ist es ein wenig voluminöser – damit es dort nicht ganz zusammengepresst wird, kann man da Unterwäsche hinein geben, um so die Dreidimensionalität zu erhalten. Und ein letzter letzte Tipp noch: Sachen, die man benötigt – wenn es einen unerwarteten Zwischenstopp gibt oder ähnliches, wo man an den Koffer heran muss – sollte man oben platzieren und nicht zuunterst, damit man nicht den ganzen Koffer auspacken muss. Was war denn das Schwierigste, was Sie einmal zu packen hatten? Nun, es gab mal einen Gast im Adlon, der kam mit 21 Paar Schuhen, für einen Aufenthalt von drei Tagen. Das war doch ein bisschen ungewöhnlich. Der Gast wollte aber einfach auch, wenn er verreist, seine gewisse Auswahl haben. Ein anderer Gast nahm sein eigenes Bettzeug mit. Das war auch interessant. Der wollte in seinem eigenen Federbett und seinem eigenen Kissen schlafen. Der hat dann aber bestimmt einen großen Koffer gehabt. Das waren mehrere große Koffer. Sie sind selbst so gut wie auf dem Weg in den Urlaub – haben Sie denn schon gepackt? Ich habe mir schon Gedanken gemacht, ja. Packen werde ich erst morgen. Ich reise aber mit leichtem Gepäck. Mit kleinem Gepäck kommt man besser voran. Was nehmen Sie denn mit? Das Notwendigste. Früher habe ich immer noch eine große Auswahl an Hosen und Jacken mitgenommen. Aber wenn man sich dann im Urlaub überlegt, dass man die Hälfte doch nicht braucht, dann sollte man sich überlegen, wie man sich auf ein geringeres Maß von Wäsche konzentrieren kann. Das ist dann die hohe Kunst des Reisens. Mit 20 Schrankkoffern kann ja jedermann verreisen. Ja, mit wenig Gepäck, aber doch ausreichend ausgestattet – das ist eine Kunst für sich.

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