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"Die meisten bewegen sich nicht mehr als 100 km von den Eltern weg"

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jetzt.de: Frau Armbruster, sie waren vergangene Woche beim „Expertenforum Studierendenmarketing“ in Göttingen - warum reden die Hochschulen gerade jetzt über das Werben um Studenten? Armbruster: Der absolute Push für den Einzug des Studierendenmarketing ist der „Hochschulpakt 2020“ der Regierung: Die Hochschulen sollen sich profilieren und in der Lage sein, mehr Studienbewerber aufzunehmen – oder zumindest die Zahl der Anfänger auf dem Stand von 2005 halten. Hintergrund ist die unterschiedliche demografische Entwicklung: Im Westen gehen bis 2014 die Studierendenzahlen rapide hoch, um dann zu fallen. Im Osten fallen sie ab 2009 massiv. Das heißt? In Brandenburg wird die Zahl der Studienanfänger zum Beispiel um 50 Prozent geringer sein als 1989. Und bald kommen durch die Umstellung auf das achtjährige Gymnasium zwei Abiturjahrgänge aus der Schule. Ja, deshalb tun die neuen Länder alles dafür, den Hochschulen im Westen Studenten abzunehmen – um nicht hier die Plätze abbauen zu müssen. Wie bekommt man mehr Schulabgänger dazu, für das Studium in ein Ostbundesland zu gehen? Das allein seligmachende Medikament gibt es nicht. Jede Hochschule muss heute für sich rekrutieren. Aber wie? Haben Sie in Göttingen Ideen ausgetauscht? Sicher, aber da greifen ja schlicht die allgemeinen Marketingregeln: Sie müssen ihre Besonderheit, die Studiengänge oder die Lebensqualität herausstellen, dass sie im Pool von 46 Osthochschulen rausleuchten. Wir sind Konkurrenten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Eine Werbewebsite der Uni Halle: Das Besondere herzeigen

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Spiel mit Worten: So wirbt man an der Uni Bremen für Ingenieursnachwuchs Was ist das Besondere an Potsdam? Wir haben noch keinen Claim, aber wir haben Gründe für ein Studium bei uns definiert, die wir bei Studierenden abgefragt haben. Die wären? Wir sind noch eine überschaubare Uni, in einer wunderbaren Schlösser- und Kulturlandschaft am Rande von Berlin. Die Lage und die Stadt ziehen die Leute an. Aber auch die Studiengänge. Sie haben als Lockmittel Bahncards an Studienanfänger verschenkt, nicht wahr? Wir haben uns gefragt: Wie können wir als Uni Potsdam mehr Studienanfänger aus überregionalen Gebieten herholen? Die meisten Schüler bewegen sich nicht weiter als 100 Kilometer von ihrem Elternhaus weg, das ist belegt. Wir wollten einen Anreiz zur Mobilität schaffen, also haben wir Absolventen, die von weiter her zu uns kommen Gutscheine für Bahncards 50 geschenkt. Hat es was gebracht? 50 Prozent mehr Anfänger aus überregionalen Gebieten! Wow. Die scheinen ja verführbar zu sein. Naja, das hat mit einem Mix aus Gründen zu tun. Die Leute finden das „Give away“ toll, aber auch die Nähe zu Berlin oder den Charme einer mittelgroßen Stadt. Kann es denn grundsätzlich funktionieren – den Strom der Studenten in den Osten lenken? Nur vier Prozent der Studenten aus den alten Ländern gehen in den Osten. Nein, und das kann es ja auch nicht sein. Und es ist ja auch nicht ehrenrührig, wenn die Leute ihre Nähe zu den Eltern behalten. Aber die Hochschulen sind aufgerufen, sich zu profilieren. Mannheim zum Beispiel hat ein klares Profil, die sind wirtschaftlich orientiert.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Janny Armbruster von der Universität Potsdam Wie wichtig ist dabei ein Claim? Wir haben in Göttingen rumgeflachst, wie er für Potsdam lauten könnte: „Mittelgroße Spitzenuni im Herzen Deutschlands“. Ha! Im Ernst, es ist ein schwieriger Diskussionsprozess, bis man einen eigenen Claim hat. Wir haben derzeit keinen, aber der Ausdruck wäre wohl der Stand unserer Markenbildung. Gibt es andere Ideen, die Sie gerne in Potsdam sehen würden? In der Online-Kommunikation mit unseren Interessierten müssen wir besser werden. Also im SchülerVZ inserieren? Das wird die Kampagne für ostdeutsche Hochschulen machen, die im kommenden Jahr startet. An den einzelnen Hochschulen denke ich an Hotlines, Chatrooms oder Auftritte im SchülerVZ. Kucken sie, wie der Wahlkampf in USA gelaufen ist. Davon können wir lernen.

Text: peter-wagner - Fotos: Screenshots, privat

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