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Ein durchschaubarer Krimi ab 16

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Basic Instinct 2 ist ab 16 Jahren freigegeben. Wie entsteht so eine Bewertung? Der Film „Basic Instinct – Neues Spiel für Catherine Tramell“ greift das Grundschema des ersten Basic Instinct-Films auf: Die erfolgreiche Schriftstellerin Catherine Tramell gerät unter Mordverdacht und es bleibt bis zum Schluss unklar, was tatsächlich passiert ist. Die Geschichte ist geschickt angelegt, aber dennoch in ihrer Genretreue ein durchschaubarer Krimi. Die gesamte Szenerie spielt in einer abgehoben wirkenden Gesellschaft Londons. Insgesamt kamen die Mitglieder des Arbeitsausschusses für diesen Film zu der Einschätzung, dass die Lebenswirklichkeit hiesiger 16-jähriger Jugendlicher nicht getroffen wird und dass der Film klar als Genrefilm erkennbar ist. Zuschauer ab 16 können deshalb eine ausreichende Distanz zur Story halten. Welche Szenen oder Bilder hatten Einfluss auf die Einstufung und weshalb? Ausführlich wurden, neben der gesamten Geschichte, die Sex- und Gewaltszenen wie die Einstiegsszene des Unfalls, die Szene im Swingerclub, die Bettszene mit Catherine und Dr. Glass, die S-M-Charakter hat, diskutiert, aber auch Szenen wie die Auffindsituation der toten Journalistin (stranguliert im Bett) oder das Würgen von Catherine durch Dr. Glass diskutiert. Alle diese Szenen sind aber im Kontext der Geschichte und nicht isoliert zu bewerten. Insbesondere die Sexszenen wirken auf Jugendliche ab 16 Jahren klischeehaft inszeniert und sind nicht derart drastisch dargestellt, dass sie diese Altersgruppe schockieren oder in ihrer eigenen Sexualität irritieren können. Auch wird deutlich, dass Sexualität in Verbindung mit Gewalt zerstören kann. Die gezeigte Gewalt haftet sich an Personen, deren Motive klar im Film verurteilt werden. Sie macht keine Lust auf Gewalt und wird ab 16-jährige nicht schockieren. 16-jährige können sich klar gegen sie positionieren. Der erste Basic Instinct Film sorgte weltweit für einen Skandal, weil er ungewohnt freizügig war. Auch die Altersfreigabe ab 16 in Deutschland war damals umstritten. Basic Instinct 2 zeigt mehr Sex, ist allerdings auch ab 16 eingestuft und keiner regt sich mehr auf. Wie hat sich die Wahrnehmung von Sex im Kino in den letzten 15 Jahren verändert? Sicher hat die Medienerfahrung von Jugendlichen in den letzten 15 Jahren zugenommen. Genre- oder Inszenierungsstile in Filmen, die vor 15 Jahren erstmalig vorgestellt wurden und für Aufsehen sorgten, sind heute bekannt und können auch von jüngeren Rezipienten als Inszenierung eingestuft und als Unterhaltung rezipiert werden. Dies trifft auch für die Darstellung von Sexualität zu. Wie übernimmt die FSK solche Wahrnehmungsveränderungen in ihre Alterseinstufungen? Die Jugendfreigabe von Filmen wird in der FSK in pluralistisch zusammengesetzten Ausschüssen vorgenommen. In den Ausschüssen prüfen ca. 200 Prüferinnen und Prüfer, die ehrenamtlich für die FSK tätig sind. Die Prüfer werden zum einen Teil von den Verbänden der Film- und Videowirtschaft, zum anderen Teil von der öffentlichen Hand für jeweils 3 Jahre benannt. Sie kommen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen und Berufsfeldern. Unter ihnen sind Journalisten, Lehrer, Psychologen, Medienwissenschaftler, Filmhistoriker, Studenten, Sozialarbeiter, Hausfrauen, Richter und Staatsanwälte. Viele haben Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Durch diese Form der Besetzung der Ausschüsse wird versucht, das aktuelle Wertebild der Gesellschaft in die Wirkungsdiskussion um die Jugendfreigabe eines Filmes hinein zu tragen. Hier kannst du die Filmkritik zu Basic Instinct 2 lesen Bild: dpa

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