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„Ein Fragezeichen, das Bauklötze spuckt“ - Die Gewinner der jetzt.de-Blogwahl im Interview.

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Ihr widerlegt unter Die Wahrheit über die Riesenmaschine wortreich, was die Riesenmaschine nicht ist. Kein „Portal im Internet“, kein „virtuelles Tagebuch“, kein „Satiremagazin“. Wenn ihr nun eine möglichst knappe, auf den Punkt gebrachte Definition abgeben müsstet, was sie ist, wie würde diese lauten? Daniel Erk: Eine Internetplattform. Nur ohne Foren. Lukas Imhof: Ein Blog. Aleks Scholz: Die Riesenmaschine ist ein großes Fragezeichen, das auf dem Kopf steht, und in regelmäßigen Abständen kleine hölzerne Bauklötze ausspuckt. Die Riesenmaschine besteht aus vielen Einzelteilen, mittlerweile seid ihr mehr als 60 Autoren. Ein paar Geschichten, wie ihr zur Riesenmaschine gekommen seid? Kathrin Passig: Ich habe mir die Riesenmaschine ausgedacht und die ersten zwölf Monate allein vollgeschrieben. Die anderen sind dann viel später wegen des Geldes eingestiegen. Michael Brake: Sascha Lobo, der schon immer zu Riesenmaschine gehört hat, war so eine allgemein bekannte Gestalt aus meinem Studiengang. Irgendwann habe ich dann gehört, er könne gut Kickern. Wir haben dann bei einem gigantisch angelegten Punk-Kneipenturnier mitgespielt, bei dem wir am zweiten Tag um fünf Uhr morgens das Finale gewannen. Danach war ich dabei. Aleks Scholz: Ich arbeitete gerade an einer neuen Sonnenfinsternis, da legte mir die Zentrale Intelligenz Agentur einen Koffer voller Geld auf den Tisch. Ich habe natürlich sofort alles stehen und liegen gelassen. Im Zusammenhang mit der Namensgebung eures Blogs werden oft die Herren Horkheimer und Adorno zitiert. Inwieweit habt ihr euch dabei wirklich an die Frankfurter Schule angelehnt? Deren Sichtweise auf Konsum und Kultur ist ja doch wesentlich pessimistischer... Jochen Reinecke; Wir haben uns in erster Linie bei Kierkegaard angelehnt, der schon vor über 40 Jahren bedeutungsschwangere Auslassungspunkte anprangerte. Kathrin Passig: Horkheimer und Adorno wären zu denselben Schlüssen gekommen wie wir, wenn sie vor dem Schreiben nur ein kleines bisschen nachgedacht hätten. Außerdem gab es damals natürlich auch gar nicht so tolle Dinge zu kaufen wie heute. Generell mal ein paar Fragen zu eurer Arbeitsweise: Wie stößt man auf Dinge wie die Zigaretten-Kaffee-Geschirrunion oder das Übersetzungsgerät von Fledermauslauten? Aleks Scholz: Man geht raus und redet mit Fledermäusen. Wo ist da das Problem? Hält die Riesenmaschine Themenkonferenzen ab, in der diskutiert wird, welchen Dingen ihr euch widmet, oder wird das von jedem Autor frei entschieden? Jochen Reineke: Die Riesenmaschine-Redaktion hat einen wöchentlichen jour fixe. An diesem Tag findet eine ausführliche Blattkritik statt. Hierzu holt sich die Redaktion von außen prominenten Rat. Bisher erschienen dazu schon Thor Kunkel, Ben Becker und Fritz J. Raddatz, der ehemalige Feuilletonchef der ZEIT. Bei der anschließenden Themenkonferenz geht es dann oft "hoch her". Aleks Scholz: "Themenkonferenz"? Ist das nicht ein Wort aus dem Römischen Reich oder so? Keine Ahnung, was das sein soll, es klingt jedenfalls widerlich. Wenn ihr einen Blog aus der jetzt.de-Liste hättet wählen müssen – euch selbst ausgenommen – für welchen hättet ihr euch entschieden und warum? Aleks Scholz: Wir lassen uns doch nicht zu so einem Quatsch zwingen, wer sind wir denn. Seid ihr ebenso wie ein User auf jetzt.de der Meinung, das Blog politicallyincorrect.de habe in der Liste gefehlt? Sascha Lobo: Das genannte Blog ist ein widerliches, faschistoides Hetzblog mit geistesgestörten, neorassistischen Kommentatoren. Insofern hat es natürlich gefehlt, um herauszufinden, wie viele jetzt.de-Mitglieder politisch herausgefordert sind. Euer härtester Konkurrent in der Abstimmung war das NPD-Blog. Dessen Ausrichtung auf politische Aufklärung über den Rechtsextremismus ist ja nun eine ganz andere als die eure. Sagt die breite Zustimmung zu solch verschiedenen Blogs eurer Meinung nach etwas darüber aus, wie und zu welchem Zweck Blogs genutzt werden? Aleks Scholz: Nein. Ich habe jetzt die Frage nicht ganz genau gelesen, aber eventuell bedeutet sie, dass wir Nazis sind. Das muss ein Scherz sein, oder? Jeder weiß doch, dass wir keine Nazis sind. Oder? Gibt es die Riesenmaschine in zehn Jahren noch? Aleks Scholz:Natürlich nicht. Stattdessen wird es dann etwas Funkelnagelneues geben, ein vollautomatisches Ding, das im Dunkeln leuchtet, große Zähne hat und nebenbei die Welt beherrscht.

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