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"Es ging heiß her"

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Im Juni war Bildungsstreik, jetzt lud die Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) die Kritiker des Bologna-Prozesses zu einem runden Tisch nach Berlin. Umkehren könne man die Reform der Hochschulen nicht, sagte sie. Man könne aber über die Umsetzung diskutieren, betonte sie vor gut 30 Gesprächsteilnehmern, darunter Hochschulchefs, Studierendenvertreter, Gewerkschaften und ein Abgesandter der Kultusministerkonferenz (KMK). Teilnehmer beschrieben das vierstündige Treffen als Erfahrungsaustausch, bei dem die Ministerin die diversen Klagen zur Kenntnis genommen habe. Zugeständnisse gab es von Schavan nur in dosiertem Umfang. So ist sie gegen eine Quote beim Übergang vom Bachelor zum Master. Bei der Länge des Bachelorstudiums sei mehr Flexibilität nötig. Es könne erforderlich sein, auch sieben oder acht Semester statt der geplanten sechs zu studieren. Der Vertreter der KMK räumte ein, dass es ein Fehler gewesen sei, während der Reform nicht auch die Lehrpläne dem geringeren Zeitumfang angepasst zu haben. jetzt.de sprach nach dem Ende des Treffens mit Anja Gadow, 29, vom fzs, dem Freien Zusammenschluss von StudentInnensschaften. Sie ist eine von vier fsz-Vorsitzenden und war unter den Gesprächsteilnehmern in Berlin. jetzt.de: Anja, du kommst gerade vom Gespräch mit Frau Schavan. Wie war's? Anja Gadow: Naja, es war schön, dass man sie mal getroffen hat. Was sind aus deiner Sicht die Ergebnisse des Treffens? Anfang des Wintersemesters soll es an jeder Hochschule eine Themenwoche geben, in der Studenten und Hochschulverantwortliche die Reform diskutieren. Und Frau Schavan will mit der Wirtschaft über die Anerkennung des Bachelors als berufsqualifzierenden Abschluss reden. Das war aber nicht der einzige Anlass für den Bildungsstreik. Sie hat auch gesagt, dass sie gegen die Übergangsquote in den Masterstudiengang ist. Es soll also einen freien Zugang zum Master geben. Es ist gut, dass das aus ihrem Mund kommt. Was aber wirklich passiert, muss man sehen. Zuletzt hat der Münchner Philosophieprofessor Julian Nida-Rümelin eine Reform der Studienreform gefordert. War mit solch grundsätzlichen Forderungen an dem runden Tisch überhaupt etwas zu erben? Schavan sagt, dass die Studienreform mit einer Erneuerung der Curricula einhergehen müsse. Umkehrbar sei der Prozess nicht mehr. Sie sagt, dass es zu Bologna keine Alternative gebe. Am Ende hat sie sich darauf zurückgezogen, dass andere Parteien diesen Prozess gestartet hätten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Anlass für das Treffen in Berlin: der Bildungsstreik vom Juni. Gab es von ihr irgendeine Form der Einordnung der Probleme oder eine Bewertung? Sie hat nichts Konkretes gesagt. Ob wir noch am Anfang des Prozesses sind oder am Ende - da kam nix. Das klingt nach einem sehr gemächlichen Gespräch. Nach dem einwöchigen Bildungsstreik hätte man erwarten können, dass es zu hitzigen Diskussionen kommt. Schavan hat immer wieder versucht, Diskussionspunkte umzukehren. Es ging dann heiss her. Als sie schließlich den Konsens des Gespräches rausarbeiten wollte und die vier Stunden Gespräch zusammengefasst hatte, dachte ich: Sag mal, waren wir auf einer anderen Veranstaltung?

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Annette Schavan Hast du das Gefühl, dass der Protest ins Leere geht? Zumindest grundsätzlich wird sich an der Reform ja nun nichts mehr ändern. Ich glaube nicht, dass er ins Leere geht. Das Studentenwerk war da, die Hochschulen und auch die Gewerkschaften - die sehen die Dinge ja nach wie vor so wie die Studierendenvertreter. Du hast von der Themenwoche gesprochen. Kommt nach der Hoffnung auf die große Reform der Reform nun die Hoffnung auf die Reform im Kleinen - also an den einzelnen Hochschulen? Die Hochschulen haben jeweils unterschiedliche Probleme. Wir haben schon die Hoffnung, dass wir uns in der Themenwoche hinsetzen und an jedem Ort diskutieren, was funktioniert und was nicht. Der Vertreter der Kultusministerkonferenz will zusätzlich sehen, was man auf der Ministerebene noch machen kann. Auf der Bundesebene muss man sehen, was bei der Bundestagswahl passiert. Richtig konkrete Schritte kann man da im Moment nicht mehr erwarten. Wer weiss, ob Frau Schavan nach dem Sommer noch da ist.

Text: peter-wagner - Fotos: dpa

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