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Fair Trade und ungespritztes Gemüse: Marah ist deine UN-Delegierte

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Seit März seid ihr unterwegs, schlaft in Hotelzimmern und lebt ein stressiges Politikerleben. Unterwegs ja, Hotelzimmer nein – meistens schlafen wir bei Bekannten mit Isomatte und Schlafsack. Und es ist wirklich viel Arbeit. Ich habe gerade ein Urlaubssemester genommen, weil es anders gar nicht gehen würde. Ich bin nur noch äußerst selten zu Hause in Augsburg. Was ist die Idee hinter der Deutschlandtour? Politiker stellen uns zwar regelmäßig als „die Stimme der deutschen Jugend bei der UNO“ vor, wir wollen das aber auch wirklich sein. Deshalb haben wir uns vorgenommen, quer durch Deutschland zu fahren, mit Jugendlichen zu sprechen und ihre Meinung zu Themen wie Globalisierung, Hunger, Gesundheit, Armut, Aids usw. zu erfahren. Damit wir möglichst repräsentativ sein können, suchen wir Kontakt zu jungen Leuten aus verschiedenen Teilen des Landes und mit verschiedenen sozialen Hintergründen – wir hatten zum Beispiel Termine in Hauptschulen, bei der Christlichen Arbeiterjugend und bei der Muslimischen Jugend. Was sind die Anregungen, die euch mitgegeben werden? Je nach Thema sind sehr verschieden: zum Thema Gesundheit zum Beispiel, dass Obst und Gemüse nicht gespritzt werden sollen. Zum Thema Klimawandel, dass mehr in neue Energiequellen investiert werden sollte. Die Forderungen stellen wir auch auf unsere Homepage und werden sie im Herbst in New York einbringen. Was können die UN mit Forderungen nach ungespritztem Obst und Gemüse anfangen? Wir bringen die Anregungen ja nicht exakt so ein, wie wir sie bekommen, sondern fassen sie zusammen. Hinter der Forderung „Obst und Gemüse soll nicht gespritzt werden“ steht der Wunsch, dass Nahrungsmittel biologisch, ökologisch und nachhaltig angebaut werden sollten. Zu jedem Thema des UN-Aktionsprogramms für die Jugend haben wir eine Position, die sich aus den Forderungen von den Tourstationen zusammensetzt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Zu Besuch beim Bundestagsuntersuchungsausschuss Sind die Jugendlichen denn über diese politische Themen informiert? Viele wissen nicht wirklich über die UNO Bescheid, am ehesten kennen sie noch den Sicherheitsrat. Aber alle sind superinteressiert, Politikverdrossenheit haben wir noch nie erlebt. Die finden es auch toll, dass auf UN-Ebene auch über soziale Themen geredet wird und was es da für Möglichkeiten gibt. Dass alle interessiert sind, könnte natürlich daran liegen, dass euch nur interessierte Jugendliche einladen? Die Einladungen kommen normalerweise von einer kleinen Gruppe von Organisatoren, nicht von den Schülern direkt. Die wissen oft gar nicht, was an diesem Projekttag auf sie zukommt. Aber bis jetzt haben immer alle sehr positiv reagiert. Seid ihr schon mal mit der Kritik konfrontiert worden, dass ihr villeicht nicht repräsentativ seid? Repräsentativ sein ist natürlich schwierig. Es dauert lange, bis so ein Programm allgemein bekannt ist und wir möglichst viele und unterschiedliche Jugendliche erreichen. Wir versuchen, das dieses Jahr auszubauen, damit es in Zukunft noch besser funktioniert und zum Beispiel regional ausgeglichener ist. Mit dem DNK repräsentieren wir aber immerhin mehrere Millionen junger Menschen aus allen möglichen Jugendverbänden, von den Sportvereinen, den Jugendorganisationen der Parteien bis zu den Pfadfindern.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mit Forderungen aus Paderborn Wen erreicht ihr nicht? Es ist schwierig für Schüler, die in keinem Verband oder Verein sind, denn diese laden uns oft ein. Und an Jugendliche, die sich einfach nicht so sehr für Politik und das Weltgeschehen interessieren, kommen wir natürlich generell schwierig ran. Das kann man aber nicht verallgemeinern. Wir waren auch bei vielen Verbänden, die nicht schwerpunktmäßig politisch arbeiten, wie der Sportjugend, und die Jugendlichen dort waren auch sehr interessiert. Wie läuft es weiter, wenn ihr Ende August den ganzen Input gesammelt habt? Wir schreiben ausgehend von den Forderungen unsere Positionen zu den Themen, und verändern die Entwürfe der Jugendresolution und des UN-Aktionsprogramms nach unseren Vorstellungen. Damit gehen wir noch hier in Deutschland zum Familien- und Jugendministerium und zum Auswärtigen Amt, um zu sehen, was sie davon halten. Wie verhalten sich die „Profis“ euch gegenüber? Diskutiert ihr mit ihnen auf gleicher Augenhöhe? Die sind sehr aufgeschlossen. Nachdem wir mal erklärt hatten, was wir machen und die erste Unsicherheit überwunden war, bekamen wir das Signal, dass wir auf jeden Fall angehört werden. Was bedeutet das, „angehört zu werden“? Natürlich hat Deutschland auch eine Position zu den Themen der UNO, und für uns wäre es schön, wenn unsere Positionen da mit einfließen würden. Im letzten Jahr haben unsere Vorgänger Jan und Christina in einem Ausschuss der Generalversammlung eine Rede gehalten – aber wir wissen nicht, ob wir die Gelegenheit auch bekommen. Mit den anderen Jugenddelegierten könnten wir auch auf der Generalversammlung ein „side event“ veranstalten, in dem wir während einer Mittagspause über ein Schwerpunktthema informieren. Wie realistisch ist es, dass eure Forderungen übernommen werden? Ich weiß nicht, ob unser Vorschlag in die Resolution kommt. Aber in jedem Fall ist die Jugendbeteiligung auf UNO-Ebene schon mal wesentlich mehr als bei den politischen Gremien in Deutschland. Es ist ein starkes Zeichen, als Jugendlicher auf die Generalversammlung zu fahren und dort mitsprechen zu können. Am 19. Juli sind Marah Köberle und Jonathan Mack in Heidelberg zu Gast, wo sich alles um das Thema Wasser drehen wird, und am 20. Juli in Tübingen geht es um den Fairen Handel. Danach machen Marah und Johannes nur noch am 13. August in Attendorn Halt, bevor es nach new York geht. Fotos: jugenddelegierte.de/privat

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