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"Geduld ist immer wichtig in Island."

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Euer neues Album klingt verspielt, naiv, unbeschwert. Wie Teenager, die einen guten Sommer erleben. Habt ihr das Album auch im Sommer aufgenommen – und wie ist er eigentlich so, der Sommer in Reykjavík?
Þórður: Wir nehmen unsere Alben immer am Ende des Sommers auf. Dann haben wir gerade die beste Zeit des Jahres hinter uns und sind noch voller Energie. Der isländische Sommer ist ziemlich cool! Weil es ja nie wirklich dunkel wird und man ewig aufbleiben kann. Die Sommermonate sind aber auch echt nötig, um den Winter auszugleichen, der sich ewig hinzieht und einem die Stimmung vermiest. Im Winter müssen wir uns Dinge Suchen, die uns irgendwie bei Laune halten – und warten auf den nächsten Sommer.  

Einer der Songs auf dem Album heißt „Eusebio“. Darin heißt es einmal: „Patience is the key.“ Ist das etwas, das man schnell lernt, wenn man in Island aufwächst?
Unnsteinn: Das kann man so sagen. Geduld haben ist immer wichtig in Island.

  Gab es etwas, auf das ihr in eurer Jugend besonders gewartet habt? Unnsteinn: Es gab eine Zeit, in der wir zumindest besonders gehofft haben, dass uns unserer Musik irgendwann weiterbringen wird. In dieser Zeit entstand auch der Titel unseres neuen Albums. Das war, als einige von uns ihre Jobs verloren. Wir haben zusammen in einer Bar in Reykjavík gearbeitet, und als die Hausbesitzer den Laden schließen ließen, wurden wir natürlich alle entlassen. Diese Bar war für uns nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern schon so was wie ein zweites Zuhause. Deshalb tat das alles extra weh. Wir waren frustriert, wollten am liebsten weg von zu Hause und in einem schönen fernen Land glücklich werden. Dieses Land nannten wir in unseren Träumereien „Kimbabwe“. 

 Auf „Kimbabwe“ singt ihr englische, französische, portugiesische und isländische Texte. Sind Songs auf Isländisch wichtig, wenn man in Island berühmt werden will?
Unnsteinn: Sehr wichtig sogar. Auch wir werden ja erst seit letztem Sommer wirklich im isländischen Radio gespielt. Wobei das neben den isländischen Texten vor allem daran liegt, dass ein paar YouTube-Videos von uns bekannter wurden.  

http://www.youtube.com/watch?v=7PIS2ZxeqTo

Es gibt zwei Videos zu eurem kleinen Hit „Kimba“. In einem steht ihr mit selbstgestrickten Wollpullis auf einer saftig-grünen Wiese, durch die, ganz idyllisch, ein kleiner Bach fließt. Spielt ihr hier bewusst mit Island-Klischees? Unnsteinn: Der berühmte isländische Vulkan hat im letzten Jahr die Menschen in ganz Europa genervt und natürlich auch viele Touristen von Island fern gehalten. Deshalb hatten isländische Politiker die Idee, Musikvideos mit den derzeit heißesten Bands des Landes zu drehen, und zwar jeweils vor einer Kulisse, mit der man gute Werbung für einen Islandbesuch machen konnte. Die isländische Ministerin für Tourismus (Katrín Júlíusdóttir; Anm. d. Verf.) hat viel Geld in diese Werbekampagnen gepumpt, um Island wieder als Urlaubsziel schmackhaft zu machen. Unser „Kimba“-Video ist nur eins von zehn Videos dieser Art.  

Wie muss man sich das vorstellen? Hat euch die zuständige Ministerin angeschrieben und von ihren Plänen erzählt?
Unnsteinn: Sie hat eine Agentur beauftragt, die uns dann kontaktierte. Allerdings ist die Ministerin auch die Ex-Freundin meines Bruders und war mir von daher schon bekannt.

Hat man euch für das Video bezahlt?
 Unnsteinn: Ja, hat man.  

Im zweiten „Kimba“-Video spielt und tanzt ihr gegen eine strenge Mädchen-Turngruppe an. Muss man das so interpretieren, dass ihr auf der einen Seite das Wilde in eurer Musik repräsentiert, und die Mädels auf der anderen die Regeln und die Struktur mitbringen, die man für einen guten Popsongs eben auch braucht?
Unnsteinn: Die Interpretation gefällt mir, das kann man gerne so sehen. Und beim Dreh trafen ja auch wirklich zwei Welten aufeinander. Wir haben ganz locker unseren Song runtergespielt und ein bisschen dazu getanzt. Und dann waren da die Mädels, die sogar Europameisterinnen in Gymnastik sind.  

http://www.youtube.com/watch?v=omZvCIPsd-0

Wovon handelt der Song „Kimba“?
Unnsteinn: Das ist top secret, ich habe bis jetzt noch nicht mal mit den anderen aus der Band darüber gesprochen. Ich wollte so einen afrikanischen Warrior-Song machen, bei dem es nicht unbedingt auf tiefgehende Lyrics ankommt, sondern auf ein bestimmtes Gefühl, das damit transportiert wird.  

Der im Chor gesungene „Kimba-Kimba-Kimba“-Refrain klingt lustig. Habt ihr den proben können, ohne dabei zu lachen?
Unnsteinn: Ich hätte beim Proben gar nicht lachen können, weil ich dabei immer dachte: Das klingt ja ganz schön cool! Fast gefährlich, und gefährlich klang unsere Band bis dahin ja wirklich nicht.
Þórður: Also ich fand den Refrain am Anfang schon lustig. Als du uns den damals vorgesungen hast, wusste ich auch nicht so ganz, ob das wirklich eine gute Idee ist, daraus einen Song zu machen. Mit der Zeit mochte ich „Kimba“ dann aber immer mehr. 

 Im Gymnastik-Video zu „Kimba“ tretet ihr in zirkusverdächtigen Regenbogenklamotten auf. Wer hat die denn entworfen?
 Þórður: Die hat mein Bruder gemacht, der ist Fashion Designer. Wobei man dazu sagen muss, dass wir uns an sich nicht wirklich viele Gedanken über unseren Klamottenstil machen.
Unnsteinn: Für das Video hatten wir schon richtige Stylisten. Aber wenn wir sonst live spielen, sehen wir ganz normal aus. Wir haben mal bei einem Festival gespielt, und vor uns war eine Band dran, die komplett durchgestylt und ziemlich überdreht geschminkt war. Ich erinnere mich noch genau, was unser Produzent damals dazu gesagt hat: „Wenn die morgen früh im Hotel genauso zum Frühstück erscheinen, ist das ok. Wenn nicht, waren das nur billige Kostüme.“ Und wir wollen bei unseren Auftritten eigentlich keine Kostüme tragen.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Kimbabwe“ von Retro Stefson erscheint am 20. Mai auf Vertigo Berlin/Universal.

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