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"Geldersparnis ist wichtiger als Datenschutz"

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jetzt.de: Sören, Datenschutz im Internet ist ein derzeit vieldiskutiertes Thema. Du hast dich der Problematik zusammen mit Forscherkollegen der TU Berlin und der Universität Cambridge angenähert. Was genau habt dabei ihr untersucht? Sören Preibusch: Wir wollten herausfinden, ob und inwieweit die Sorge um den vertrauensvollen Umgang mit persönlichen Daten das Kaufverhalten beeinflusst. Nehmen Konsumenten die Chance auf mehr Datenschutz wahr, wenn sie die Wahl haben? Dazu haben wir 225 Teilnehmer in einem Feldexperiment beobachtet und den Einfluss unterschiedlicher Datenerhebung auf deren Kaufentscheidung untersucht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie seid ihr dabei vorgegangen? Alle Probanden wussten, dass sie an einer Studie teilnehmen, das Thema Datenschutz wurde allerdings nicht erwähnt. Die Teilnehmer konnten DVDs bestellen und hatten die Wahl zwischen zwei Unternehmen mit identischem Produktangebot und nahezu gleichen Bestellformularen. Der entscheidende Unterschied war, dass in einem Fall die Telefonnummer und das Einkommen genannt werden mussten, während beim anderen Anbieter nur die Lieblingsfarbe der Käufer verpflichtend abgefragt wurde. Hatte das Einfluss auf die Kaufentscheidung der Konsumenten? Zunächst haben wir eine Kontrollgruppe gebildet, in der beide Firmen zu exakt gleichen Preisen lieferten und sich einzig und allein hinsichtlich der abgefragten Daten unterschieden. Das überraschende Ergebnis: Die Marktanteile der Unternehmen waren ausgewogen verteilt, die Entscheidung hing also nicht von der Wissbegierde der Anbieter ab. Für die Experimentalgruppe galten dann andere Bedingungen. Jetzt wurden die Konsumenten durch eine Preisdifferenz von einem Euro quasi dafür „belohnt“, dass sie die sensitiven Daten Telefonnummer und Einkommen angaben. Über 95 Prozent der Teilnehmer war die Geldersparnis wichtiger als der Datenschutz.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sören War es den Käufern vielleicht überhaupt nicht bewusst, dass vollkommen unterschiedliche Daten abgefragt wurden? Doch, durchaus. Im Anschluss folgte noch ein „Exit-Fragebogen“, um die beobachteten Ergebnisse zusammen mit demographischen Einflussfaktoren und Persönlichkeitsmerkmalen auszuwerten. Die Konsumenten haben definitiv wahrgenommen, welche Informationen sie preisgeben müssen. Wer beim Kauf nur seine Lieblingsfarbe angegeben hatte, der war zufriedener – nicht nur in Punkto Datenschutz, gleichzeitig wuchs auch das Vertrauen ins Unternehmen. Kurzum: Obwohl genau registriert wurde, dass unterschiedlich sensitive Daten verlangt werden, hatte das bei ansonsten identischen Bedingungen keinen Einfluss auf die unmittelbare Kaufentscheidung.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der "Arbeitsplatz" der Probanden. Und sobald dann noch finanzielle Anreize mit ins Spiel kommen, werden alle Bedenken in den Wind geschlagen? So ist es. Zumal wir besonderen Wert darauf gelegt haben, dass sich die beiden Möglichkeiten eindeutig unterscheiden. Wenn verschiedene Informationen nach dem Grad ihrer Sensitivität beurteilt werden sollen, dann landet die Lieblingsfarbe regelmäßig am untersten Rand der Skala, während die Telefonnummer sowie Angaben über die finanzielle und gesundheitliche Situation besonders ungern mitgeteilt werden. Aber die Aussicht auf ein Schnäppchen ist ganz offenbar von größerer Bedeutung als die Angst vor Datenmissbrauch. Du hast Anfang des Jahres noch eine andere

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