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20 Jahre Bandjubiläum, wie fühlt sich das an?
Frank Spilker: Alt. Das Seltsame ist, dass ich mir die Anzahl der Jahre gar nicht bewusst mache. Ich zähle eher die Alben und frage mich dann manchmal: Ist das jetzt unser neuntes Album oder schon das zehnte? Soweit hab ich gar nicht gedacht als wir angefangen haben. Da hatte ich maximal das zweite Album vor Augen.

Wie blickt ihr auf die 20 Jahre zurück?
Zum Großteil positiv. Als wir angefangen haben Musik zu machen – mit Anfang, Mitte 20 – kamen wir nur selten aus dem Proberaum raus und wenn, dann sind wir über die Dörfer gezogen. Und irgendwann standen wir auf Bühnen und hatten ein Publikum vor uns, das uns wirklich sehen wollte. Mittlerweile haben wir neun Alben gemacht. Das ist schon eine besondere Lebensleistung, auf die wir sehr stolz sind.

http://www.youtube.com/watch?v=t8dk7ZjOZKI

 An welche Ereignisse oder Konzerte erinnerst du dich besonders gern?
Da gibt es natürlich mehrere. Unser Konzert auf der Trabrennbahn in Hamburg im Vorprogramm von Neil Young und Bob Dylan, 1996. Da haben wir vor 70 000 Leuten gespielt, auch wenn von denen mindestens 40 000 kein Interesse an uns hatten. Dann die Touren Mitte, Ende der 90er-Jahre. Die waren ja fast alle ausverkauft. Anschließend sind wir in Nordamerika getourt, das war der Wahnsinn: Du kommst da hin, die Leute verstehen zwar nicht, was du singst, aber mögen die Musik trotzdem. Jeder einzelne dieser Schritte war wichtig.

Und was sind die Momente, an die du weniger gern zurück denkst?
Auch da gab es einige, aber die waren nie so schlimm, dass sie nicht lösbar gewesen wären. Es gab Situationen in denen wir dachten, es klappt zwischenmenschlich nicht mehr oder Momente, in denen wir uns geschäftlich in Positionen begeben haben, in denen wir nicht sein wollten. Aber alle Verträge laufen irgendwann aus und alles Menschliche lässt sich klären. Natürlich haben wir Fehler gemacht, aber das gehört zum Lernprozess.

Würdet ihr aus heutiger Sicht etwas anders machen?
Ich glaube nicht, dass sich einer von uns generell für einen anderen Weg entscheiden würde. Musikalisch würde ich jeden einzelnen Song anders machen. Aber es gehört zur Arbeit dazu, dass man irgendwann einen Strich unter die Arbeit macht und danach aufhört zu fragen, was man verbessern könnte.

Ihr wart neben Tocotronic und Blumfeld die bekanntesten Vertreter der Popbewegung Hamburger Schule in den 1990er Jahren. Begreifst du das auch als Teil dieser besonderen Lebensleistung, von der du gesprochen hast?
Ja und nein. Na klar macht es mich stolz, dass wir einer der Wellenbrecher dafür waren, dass deutschsprachige Musik nicht mehr als Schlager wahrgenommen wurde. Aber den Begriff Hamburger Schule beziehungsweise die daraus abgeleitete „Bewegung“ war ein reiner Marketingbegriff. Es gibt ja immer mal wieder Versuche, Städte als Musikkristallisationspunkt hoch zu schreiben. In den 1990ern war das Seattle, gerade ist das Portland. Und das deutsche Pendant dazu war damals eben Hamburg. Der Begriff „Hamburger Schule“ war nichts weiter als der Versuch die verschiedenen musikalischen Strömungen die in Hamburg zusammenliefen unter einen Begriff zu fassen.

http://www.youtube.com/watch?v=VkdyFPMbUGE

Hamburg ist ja nach wie vor ein starker Kristallisationspunkt für deutschsprachige Musik. Ist die Hamburger Schule heute in der zweiten oder dritten Generation?
Nein. Dieser Begriff mag in den 1990er Jahren Gültigkeit gehabt haben. Heute über Hamburger Schule zu sprechen macht aber absolut keinen Sinn mehr.

Ihr feiert euer Jubiläum mit dem Minialbum „Für Anfänger“. Es enthält sieben Stücke, fünf davon sind alte Songs von euch, die ihr neu eingespielt habt, zwei habt ihr von anderen Bands gecovert. Wer sind die Anfänger, an die ihr das richtet?
Die Leute, die uns erst in den letzten Jahren entdeckt haben. Denen wollen wir nicht zumuten, alle alten Alben zu kaufen um zu verstehen, was wir da auf der Bühne machen. Das würde er oder sie auch gar nicht mehr können, weil es die Platten gar nicht mehr neu zu kaufen gibt. Deswegen haben wir die Stücke, die wir für wichtig erachten und die wir noch im Liveprogramm haben nach einer Tour 2010 neu eingespielt. Es ist sozusagen ein Einstieg in die Sterne.

Wenn man aber die neuen Versionen auf „Für Anfänger“ mit den Originalen vergleicht, stellt man fest, dass sie sich zum Teil sehr unterscheiden. Euer größter Hit „Was hat dich bloß so ruiniert“ klingt auf der neuen Platte viel weicher und gar nicht mehr so wütend wie das Original. Ist „Für Anfänger“ also wirklich ein Einstieg in den Sterne-Sound?
Für uns haben sich die Songs gar nicht so sehr verändert. Wir sind nicht mit neuen Songs ins Studio, sondern haben den Ist-Zustand der Stücke eingefangen. So wie sie jetzt auf der Platte sind, so spielen wir sie auch live. Manche sind zwangsläufig ein bisschen abgewandelt, weil wir live gar nicht die Möglichkeiten haben sie so zu spielen wie im Studio.

Wie geht es für euch jetzt weiter?
Wir spielen im Februar ein paar Konzerte, aber keine ausgedehnte Tour. Ich schreibe gerade an einem Roman, den ich bis Ostern beenden will. Er soll im Herbst erscheinen. Dann wollen wir auch wieder ins Studio und das zehnte Album einspielen.  


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Das kleine Album „Für Anfänger“ von Die Sterne erscheint heute bei Materie Records.   


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