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Herbergsmutter: "Gegen Stress, Lärm und Trubel resistent sein"

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jetzt.de: Frau Weckerle, sehen Sie sich selbst als "Herbergsmutter"? Petra Weckerle: Nein, nicht wirklich. Ich glaube, das liegt an dem Alter der Gruppen die hier übernachten. Die sind normalerweise zwischen 16 und 25 Jahren alt und wünschen sich natürlich keine Herbergsmutter mehr, die Ihnen Gutenachtgeschichten vorliest. Zwar muss man schon manchmal die Funktion einer Autoritätsperson einnehmen, beispielweise wenn die Gruppe zu laut ist und die Gruppenleiter nicht greifbar sind, aber das war es dann auch schon. Im Großen und Ganzen würde ich deswegen eher sagen, dass ich einen Beherbergungsbetrieb leite, mit allem was dazugehört. Ich glaube, die Zeiten der Herbergsmütter sind - zumindest in den Stadthäusern - vorbei. Sie sprechen von einem "Beherbergungsbetrieb". Klingt sehr ökonomisch und gar nicht mehr nach Jugendherberge. Natürlich, schließlich müssen auch wir wirtschaftlich arbeiten und zusehen, dass am Ende des Tages etwas übrig bleibt. Klar arbeiten wir als gemeinnützige Organisation nicht in erster Linie gewinnorientiert, aber die Jugendherbergsführung hat sich schon sehr verändert. Die Ansprüche an die Professionalität sind von allen Seiten sehr viel höher geworden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In ihrem Reich: Petra Weckerle in den Räumen der Bildungsstätte Dachau. Was gefällt Ihnen an dieser Arbeit? Zum einen ist der Job sehr vielseitig und abwechslungsreich. Manchmal ist das zwar anstrengend und es gibt Tage, da wünsche ich mir, einen Job zu haben bei dem ich morgens weiß, wie der Tag ablaufen wird. Aber im Grunde ist das auch wieder einer der schönsten Aspekte an diesem Beruf. Außerdem gefällt es mir, viel mit Menschen zu tun zu haben, mit Gästen, Lieferanten, Kooperationspartnern, Mitarbeitern. Mit Menschen zu arbeiten ist glaube ich der spannendste, aber auch der anspruchsvollste Teil dieses Jobs. Wunderbar an dieser Aufgabe finde ich außerdem noch, dass man trotz des Landesverbandes Bayern im Deutschen Jugendherbergswerk, der ja unser Arbeitgeber ist, sehr viele Freiheiten hat, „seine Jugendherberge“ so zu organisieren und zu gestalten, dass man das Gefühl hat selbständig zu sein und ein „eigenes Haus“ zu leiten. Und trotzdem tragen wir nicht das Risiko einer Selbständigkeit und haben am Ende des Monats ein festes Gehalt auf dem Konto. Was zeichnet den Leiter einer Jugendherberge aus? Also man muss definitiv flexibel sein. Sowohl geistig als auch zeitlich. Und ein bisschen Herzblut gehört schon dazu. Wobei man aufpassen muss, es nicht zu übertreiben, denn private Freiräume zu behalten ist für jeden Menschen in jedem Job wichtig. Man muss Interesse an neuen Aufgaben haben und viele Dinge gleichzeitig bewältigen können. Ach ja: Man muss auch gegen Stress, Lärm und Trubel resistent sein!

Text: evi-lemberger - Fotos: Evi Lemberger

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