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Heulen an Amys Busen: Die Stars sind wieder da

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Euer Album heißt „in our bedroom after the war“. Was war das denn für ein Krieg, den ihr da hinter euch habt? Amy: Wir hatten ein paar private Kriege, innerhalb und außerhalb der Band. Und wir alle haben schreckliche öffentliche Kriege gesehen. Es ist unsere stille Hoffnung, dass diese Kriege nun vorbei sind. Evan: In jeder turbulenten Zeit seines Lebens wünscht man sich, dass es bald vorbei sein wird. Für uns ist es mit diesem Album vorbei. Wir haben uns wieder lieb. Amy: Kennst du diesen Gefühlszustand, nachdem du so richtig aus tiefstem Herzen geweint hast? Oh ja... Amy: Genau um diese Stimmung geht es auf dem Album. Klingt ja ziemlich romantisch und pathetisch. In meinem Umfeld ist es so: Die meisten Mädchen finden eure Musik ganz toll, den Jungs ist es oft, na ja, zu kitschig. Amy: Oh come on! Diese Jungs sollen an meinen Busen kommen und sich mal so richtig ausheulen. Dann werden sie schon in der richtigen Stimmung für unsere Musik sein. Und alle anderen sollen sich verpissen und mit ihrem Incubus-Zeug glücklich werden. Wenn ich ehrlich bin, fehlen mir auf eurem neuen Album ein bisschen die absoluten Kracher, die es auf „Set yourself on fire“ gab. Haltet ihr es trotzdem für euer bestes? Amy: Oh, das kann ich nicht sagen, mit Alben ist es wohl wie mit Kindern - könntest Du sagen, welches deiner Kinder du am meisten liebst? Ich kann es nicht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ihr habt vor Jahren noch in New York in einer WG mit Mitgliedern der Yeah Yeah Yeahs, Metric und anderer Bands gewohnt. Warum seit ihr weggezogen? Evan: Ich reagiere sehr sensibel auf äußere Einflüsse, und diese Stadt hat mich überfordert, ich konnte sie nicht aufnehmen, sie war einfach zu groß, zu gewaltig für mich. Amy: In New York achtet niemand auf andere, jeder kümmert sich nur um sich. Das ist nichts für uns. In Montreal, wo ihr jetzt wohnt, ist es bestimmt ruhiger und familiärer. Evan: Oh ja. Wir sind sehr ruhige Typen, wir leben dort ein ruhiges Leben, niemand erkennt uns, es gibt keine aufgeregte Indieszene dort. Wir brauchen das. Viele kanadische Bands haben gerade international Erfolg, allen voran Arcade Fire, aber auch Wolf Parade, Broken Social Scene oder Malajube. Was ist das besondere an der kanadischen Musikszene? Amy: Ich kann das nur ein bisschen abgehoben erklären: Kanada ist ein großes Land in dem wenige Leute leben. Ich glaube, dass wir alle dadurch den Raum haben, um uns ungehindert zu bewegen, um uns auszuprobieren, um kreativ zu sein, ohne gleich in Wettbewerb oder Konkurrenz zu anderen zu treten. Es gibt hier genug Freiraum für alle. Und mit Hilfe des Internets haben wir es aus Kanada raus geschafft, auch ohne die großen Labels und Radiosender, die es bei uns ja einfach nicht gibt. Wo wir gerade beim Internet sind: Euer Album kommt erst Ende September in die Läden, aber online kann man es schon seit drei Wochen runterladen. Nur vier Tage, nachdem es fertig gemischt war, und für gerade mal 9 Euro. Warum macht ihr das? Amy: Ihr Typen von der Presse (guckt böse) bekommt das Album ja schon zwei bis drei Monate vorher. Und dann landet es oft schon vor Veröffentlichung im Internet. Dass es dann Leute gibt, die das Netz durchsuchen, um so schnell wie möglich an unsere Musik zu kommen, das ist doch eigentlich etwas Schönes, finde ich. Wir wollen damit jetzt offensiv umgehen. Wer sich das Album bei uns runterlädt, der muss nicht mehr das Gefühl haben, etwas Illegales zu machen. Habt ihr die Dateien denn mit einem Kopierschutz oder ähnlichem versehen? Amy: Nein, denn so was wird sowieso immer geknackt und ist Teil dieser Polizei-Kontroll-Philosophie, mit der wir nichts zu tun haben wollen. Wir sollten uns nicht gegen die Möglichkeiten des Internets wehren, sondern sie als Chance sehen, die weitere Entwertung von Musik aufzuhalten. Schon jetzt müssen sich immer mehr Musiker an Werbung und PR verkaufen, um überhaupt noch leben zu können. Es ist für mich eine schreckliche Vorstellung, dass Musik nur noch ein Mittel ist, um die Produkte anderer Leute zu verkaufen. Und euer Label, was halten die davon? Haben die keine Angst, überhaupt kein Geld mehr mit euch zu verdienen? Evan: Die finden das gut und wollen genau wie wir sehen wie das läuft, den Markt testen, sozusagen. Und es scheint zu funktionieren - in Kanada haben in der ersten Woche schon 5000 Leute das Album runtergeladen. Das Ganze ist wirklich spannend, wir sind da ja wirklich Vorreiter. Ich glaube das jüngste Album der Shins konnte man auch schon online kaufen bevor es in die Läden kam... Amy: Die Shins haben das auch deshalb gemacht, weil ihr vorheriges Album schon zwei Monate vor Veröffentlichung illegal im Internet zu finden war. Ehrlich gesagt: Wir haben das damals auch runtergeladen... Okay, ihr liegt jetzt also, mit dem Plattentitel gesprochen, in euren Bedrooms und habt euch alle lieb. Wird das nicht langweilig, wird man da nicht schnell bequem? Amy: Hey, immer langsam! Springst Du nach dem Orgasmus auch direkt auf um 'ne Runde joggen zu gehen? Wir sind doch gerade erst fertig mit den Aufnahmen, gebt uns ein bisschen Zeit. Außerdem gehen wir jetzt erst mal für zwei Jahre auf Tour. Zwei Jahre! Fühlt Ihr euch zuhause etwa nicht wohl? Amy: Doch, aber wir brauchen die Liveauftritte ebenso. Mit Studio und Tour ist das ein bisschen wie am Anfang einer Beziehung: Im Studio haben wir sozusagen das Date, wir tasten uns an die Musik ran, gucken, ob wir zusammen passen. Die Konzerte sind dann der Sex. Wenn wir live spielen, versuchen wir rauszufinden, wie es mit den neuen Stücken im Bett klappt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

"In Our Bedroom After The War" (CitySlang), erscheint am 21. September. Runterladen kann man das Album bereits jetzt im Slangstore. Den neuen Song "The Night Starts Here" gibt es hier gratis zu hören.

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