Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

„HipHop ist wie Donald Trump“

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Es ist sechs Jahre her, seitdem du mit deinem Debüt „Boy In Da Corner“ zum Wunderkind der britischen HipHop-Szene geworden bist. Was hat sich seitdem in deinem Leben verändert? Ich bin sehr viel herumgekommen, hab mir alle Teile der Welt angeschaut, verschiedenen Kulturen kennengelernt. Abgesehen davon, nichts Besonderes, ich bezahle meine Rechnungen wie immer, shit like that. Wenn du heute einen neuen Song schreibst, beschäftigst du dich mit anderen Dingen als früher? Natürlich. Ich beziehe mich nach wie vor auf meine Wurzeln in East London. Aber ich denke darüber nach, was jetzt in meinem Leben aktuell ist.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und was ist in deinem Leben gerade aktuell? Spaß im Leben zu haben. Darum geht es auf meinem neuen Album „Tongue In cheek“. Das ist es, was ich gerade tue. Spaß haben, egal wo auf der Welt ich bin. Ich arbeite, mache zur Zeit sehr viel Promo, bin auf Tour, trete auf Festivals auf. Hauptsächlich das. Und wenn ich Zeit habe, gehe ich raven. Hört sich nach Routine an. Routine? Verglichen zu 2002, als ich angefangen habe, spiele ich einfach auf einem höheren Level. Ich hab oft kein Bock und finde dieses Leben manchmal ermüdend. Aber mich zwingt ja keiner dazu. Deshalb muss ich es ja irgendwie wollen. Fühlst du dich heute wie ein richtiger Popstar? Yeah. Definitiv. Als was sonst? Ich bin ein großer Popstar. Ich hatte zwei Nummer-Eins-Hits. Ich habe mein eigenes, unabhängiges Musiklabel und habe eine Menge Platten verkauft. Ich fühle mich definitiv wie ein Superstar. Wo findest du heute die Geschichten, über die du rapst? Im Club. Party machen hilft. Das gilt andersherum genauso: Wenn du selbst Partymusik machst, hilft es dir beim Feiern. Wenn man sich die Charts in den UK anschaut, scheint es einen generellen Trend zu Dance zu geben, egal in welchem Genre, im HipHop oder im Indie. Ein Überraschungshit des letzten Jahres war „Put a donk on it“ von Blackout Crew... ... du kennst die Blackout Crew? (lacht) Manchmal sind die einfachsten Sachen die besten. Ich hab keine Ahnung, wo die plötzlich herkamen, jedenfalls sind die in Nordengland bei den Kids gerade sehr groß. Es ist vom Sound her wie Techno mit ein bisschen Rap. Happy Hardcore. Ich mag das, was sie machen. Deine aktuelle Single „Bonkers“ hört sich ein bisschen danach an, finde ich. Sehr schnell, sehr direkt, fast schon primitiv. Achja? Hmm. Nein. Ok, andere Frage. Kannst du uns erklären, warum UK-HipHop bislang, abgesehen von wenigen Ausnahmen wie dir, sich noch nicht fest im Mainstream etabliert hat? Die britische Form von Hip-Hop ist ja eigentlich Grime. Grime ist zum Großteil aus Drum’n’Bass und Genres wie Dancehall und Garage entstanden. Ich denke, ein Grund ist, dass Grime nicht von Superproducern gemacht wird. Es ist nicht so durchgestylt wie HipHop aus den Staaten, nicht so gut produziert. Hörst du viel amerikanischen HipHop? Immer. Ich liebe dreckigen Southern Rap aus den Südstaaten, der viel mit Elektro experimentiert. Es bounct, entspannt und gibt mir Energie. Du bist irgendwie auch so ein Indie-Liebling, sprich: viele Leute, die normalerweise kein HipHop hören, hören dann doch ganz gerne Dizzee Rascal. Das ist großartig. Ich arbeite ja nicht nur mit Rappern zusammen, sondern mit ganz unterschiedlichen Leuten wie Calvin Harris oder Alex Turner von den Arctic Monkeys. Ich bin mit Nirvana genauso aufgewachsen wie mit TuPac. Das ist für mich etwas ganz Natürliches. Ich möchte zu so vielen verschiedenen Sounds wie nur irgendwie möglich rappen. Ich habe keine Angst vor fremden Einflüssen. Das hebt mich von anderen Rappern ab. Genauso sind meine Texte. Ich sage nicht die typischen Sachen, ich mache mich auch über mich lustig. Du meinst also, dass du mehr Selbstironie als andere Rapper besitzst? Genau das. Ich rede nicht nur über mein Ego. Auch, aber nicht nur. Man muss nicht immer „hart“ sein, „street“ und all das. Ich will einfach nur, dass die Leute abgehen. Fuck everything. Bist du "Bling-Bling"? Was meinst du? Ich meine den stereotypen protzigen HipHop-Lifestyle. HipHop-Lifestyle unterscheidet sich nicht von Donald Trump. Es ist high life. Ich kann mich mit high life identifizieren. Es ist angenehm.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dizzee Rascals neues Album "Tongue In Cheek" erscheint am 25. September bei Universal

Text: xifan-yang - Foto: Universal

  • teilen
  • schließen