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"Ich dachte: Mein Gott, was mache ich hier?"

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Mike Perham aus Großbritannien hat mit 17 die Welt umsegelt. Nach neuneinhalb Monaten allein auf weiter See fuhr er vor gut sechs Tagen in den Ärmelkanal ein. Jetzt ist er der jüngste Mensch, der jemals die Welt umsegelt hat - der vorherige Rekordhalter, ein Amerikaner, war bei seiner Umseglung drei Monate älter als Mike. jetzt.de sprach mit Mike über Rekorde und über die 13-jährige Laura Dekkers, die seinen Rekord brechen will. jetzt.de: Mike, wie ist es, zurück zu sein? Mike: Es ist fantastisch, wieder auf dem Festland zu sein – bei meiner Familie und den Freunden, die mich unterstützt haben. Es fühlt sich aber gerade seltsam an. Als ob ich niemals weg gewesen wäre. Dabei war es schon eine sehr lange Zeit. Wie fühlt es sich an, der jüngste Weltumsegler zu sein? Geil! Es war immer mein Ziel und ich freue mich, dass ich es geschafft habe. Das Ziel ist jetzt abgehakt. Jetzt geht es mir darum, größere Herausforderungen anzunehmen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mike unterwegs. Wie oft dachtest du: Ich schaff das nicht? Eigentlich gar nicht. Ich wusste immer, dass ich es schaffen werde. Gut, manchmal dachte ich mir schon: „Oh mein Gott! Was mache ich hier eigentlich? Warum bin ich nochmal hier?“ In genau diesen Momenten habe ich aber versucht, mich neu zu motivieren, immer wieder neu - bis es geschafft war. Was war der schlimmste Moment auf deiner Reise? Der kam gleich am Anfang, im vergangenen November, als das Navigationssystem total kaputt ging. Ein Albtraum! Auf den Kanarischen Inseln haben wir es dann repariert. Und was war der beste Moment? Der beste? Es gab Tausende! Ich erinnere mich an die Delfine, die neben meinem Segelboot schwammen und sprangen; an sternklare Nächte im Pazifik; an Südseesonnenuntergänge; an riesengroße Wellen, auf denen ich durch Stürme segelte; und dann natürlich an die Ankunft, als ich zurück nach Southampton segelte, wo Hunderte von Seglern in ihren Booten auf mich warteten und mir gratulierten – echt toll! War es schlimm, so lange einsam zu sein? Naja, es war kein Spaß. Ich hatte zwar Verbindung mit dem Rest der Welt, weil ich viel gebloggt und telefoniert habe. Aber klar war ich einsam und ich vermisste die Leute! Aber das bringt die Sache mit sich. Solosegeln geht einfach nicht mit anderen Menschen an Bord … Während meiner Stopps habe ich aber viele interessante Leute getroffen. Zum Beispiel Zac Sutherland, der vor mir den Rekord als jüngster Weltumsegler inne hatte. Wir haben uns beide der gleichen Herausforderung gestellt und hatten uns deshalb viel zu erzählen. Wie hast du dich denn für deine Weltreise vorbereitet? Als ich 14 war, segelte ich solo über den Atlantik. Damals war ich schon der jüngste Mensch, der je alleine über den Atlantik segelte. Das war nicht einfach – es war sehr schwer und sehr anstrengend. Aber die Weltreise war tausendmal schwerer! Über den Atlantischen Ozean zu segeln war definitiv die beste Vorbereitung. Damals auf dem Atlantik war auch mein Vater mit dabei. Er segelte auf einem anderen Boot – manchmal sahen wir uns, manchmal waren wir aber auch bis zu 1000 Meilen getrennt. Auf jeden Fall konnten wir miteinander reden, das machte einiges einfacher. Die Atlantiküberquerung gab mir dann das Vertrauen für die Weltumseglung.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mike bei der Ankunft am vergangenen Donnerstag und mit seiner Mutter Heather. Du bist jetzt 17, du warst 16 als du deine Reise begonnen hast. Vorher sagten viele, du seist zu jung für so was. Was denkst du heute dazu? Natürlich hätte ich mehr Erfahrung haben können, man kann immer mehr Erfahrung haben. Ich wollte einfach den Rekord knacken und hatte genug Erfahrung. Das war das Wichtigste. Du kennst sicher den Fall Laura Dekkers. Die 13-jährige Niederländerin will es dir nachmachen. Sollte sie es versuchen dürfen? Schwer zu sagen, ich kenne Laura nicht. Ich habe dazu eigentlich auch keine Meinung. Ich weiß nur, dass kein 13-jähriges Mädchen mit durchschnittlicher Erfahrung auf Hoher See solo segeln sollte! Laura ist offensichtlich kein durchschnittliches 13-jähriges Mädchen. Ich weiß nicht … es gibt verschiedene Regeln in verschiedenen Ländern. In Australien beispielsweise ist es unmöglich, vor dem 16. Geburtstag solo zu segeln. Es gibt dieses sechzehnjährige australische Mädchen namens Jessica Watson, die meinen Rekord brechen will. Sie segelt in ein paar Monaten los. In Großbritannien wiederum kann man schon viel jünger auf Hoher See segeln. Wie es in den Niederlanden ist, weiß ich nicht. Was machst du als nächstes? Das ist im Moment noch ein Geheimnis. Mehr über mein nächstes Ziel erfährt man am 8. September auf meiner Website sailmike.com. *** Unsere Autorin Elaine O'Neill studiert in Großbritannien und verbringt den Sommer mit einem DAAD-Stipendium in der jetzt.de-Redaktion

Text: elaine-oneill - Fotos: afp, ap, rtr

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