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"Ich dachte: 'Schon wieder!'"

Illustration: Daniela Rudolf

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Ich bekam diese Mail:

"Sehr geehrte Frau Schlüter,die Adresse info@jungealternative.de gehört zur kommunalen Wählervereinigung ‚Junge Alternative Zülpich’, die mit der Jugendorganisation der AFD nichts gemein hat.

Beste Grüße

Timm Fischer  

Vorsitzender JA Zülpich"

 Vorher hatte ich an genau diese Mailadresse geschrieben. Ich wollte unseren "Fragebogen zur Flüchtlingspolitik", den wir an die Jugendorganisationen der Parteien verschickt haben, auch bei der Jungen Alternative, der Jugendorganisation der AfD einreichen – und hatte mich bei der Adresse vertippt, .de statt .com. "Ups, peinlich", dachte ich, als mich dann Timm Fischers Antwort erreichte.

Timm Fischer, 35, ist der Vorsitzende der freien Wählergruppe "Junge Alternative" in Zülpich bei Köln, deren Wähler aus dem gesamten politischen Spektrum der Mitte kommen, weder extrem links, noch extrem rechts. Schnittmenge mit der AfD also eher so null. Darum habe ich Timm Fischer mal angerufen und nachgefragt, wie er das findet, wenn er Mails von Menschen bekommt, die denken, dass sie mit dem Nachwuchs von Deutschlands neuer Partei für Rechts-Wähler kommunizieren.

jetzt.de: Was hast du gedacht, als meine Mail kam?

Timm Fischer: Ich dachte: "Schon wieder!" und hab erst mal geguckt, ob es eine Spam-Mail ist. War aber keine. Und da wusste ich: Ist wohl die Verwechslung, die uns schon bekannt ist.

Das passiert also öfter?

Ja, seit dem ersten Aufstreben der AfD und ihrer Jugendorganisation. Es kam auch schon mal die inoffizielle Anfrage, ob man unsere Domain kaufen könne...

Inoffiziell?

Ja, von einer Privatperson. Wir dachten uns aber, dass es mit der AfD zu tun hat, weil es zu der gleichen Zeit war, als es die ersten Meldungen über deren Jugendorganisation gab. Haben wir aber direkt abgelehnt, ohne auch nur über Geld zu sprechen.

Welche falsch verschickten Nachrichten kriegst du denn so?

Es kommen öfter Mitgliedsanträge oder sogar interne Informationen von verschiedenen Landesverbänden.

Du kennst dich jetzt also gut aus mit der AfD?

(lacht) Naja, wir haben das jetzt nicht studiert oder irgendwo gespeichert. Antwortest du auf diese Mails? Meistens schreiben wir, dass sie sich vertan haben – aber auf die internen Mails antworten wir meistens nicht.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wieso nicht?

Na, als eine Art kleine Rache wegen der Namensdopplung. Die passt uns ja auch nicht hundertprozentig!

 

Wegen der Politik der AfD?

Ja. Das ist jetzt noch kein großes Problem, weil wir hier in der Stadt noch keine AfD haben und die Jugendorganisation darum auch nicht neben uns auf dem Wahlzettel steht. Aber über kurz oder lang wird es die sicher auch hier geben.

 

Man dachte ja eine zeitlang, es hätte sich bald erledigt mit der AfD, aber durch die ganze Flüchtlingsthematik ist sie wieder da. Schon mal drüber nachgedacht, sich umzubennen?

Nein, wenn eine Verwechslung passiert, dann ja eher die, dass jemand aus Versehen uns wählt, der die AfD wählen wollte, als andersrum. Und das wäre wieder eine Art Mini-Rache!

 

Ist dir irgendeine Nachricht besonders in Erinnerung geblieben?

Nein, mich wundert nur manchmal die Selbstverständlichkeit, mit der die Leute schreiben. Selbst, wenn es die richtige Adresse wäre, ist es ja immer noch eine allgemeine info@-Adresse ­ – und die fangen ihre Nachrichten trotzdem mit "Was ich Ihnen noch mal sagen wollte..." an. Aber vielleicht sind die, die da schreiben, auch einfach noch sehr klein...

 

Und wenn man darauf mal ernsthaft antworten würde?

Indem man so tut, als sei man wirklich von der AfD...  Ach, man muss ja auch nicht unnötig Ärger provozieren. (lacht)

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