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"Ich habe auf einmal sehr viel Zeit": Katharina sagt den Netzwerken Tschüss

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jetzt.de: Katharina, wie kam es, dass du dich aus all den sozialen Netzwerken abgemeldet hast? Katharina: Eigentlich war das eine sehr spontane Angelegenheit. Ich war schon länger genervt von all den Netzwerken, in denen ich war und ich fand es auch unsinnig und schwachsinnig, weil für mich diese Netzwerke keinen besonderen Nutzen haben. Und dann dachte ich ganz einfach: da kannst du dich auch gleich abmelden. Gab es da ein Erlebnis, das den Ausschlag gegeben hat? Das war keine spontane Sache, sondern eher eine Art Ermüdungserscheinung. Ich hatte zum Beispiel bei StudiVZ ein Konto – und das soll ja angeblich dazu gut sein, sich mit seinen Kommilitonen auszutauschen. Aber im Grunde hat man sich eher gegenseitig ausspioniert, nachgeschaut, wer da mit einem im Seminar sitzt. Und das ist mir ehrlich gesagt zu doof. Wenn ich das wissen will, dann kann ich auch nach der Vorlesung zu demjenigen hingehen und ihn nach seinem Namen fragen. Hast du gezögert, den Schritt zu machen? Überhaupt nicht. Ich hatte da schon länger darüber nachgedacht und die Abmeldung selbst ging ganz schnell. Fühlst du dich ausgeschlossen? Ich bin gar nicht ausgeschlossen, schließlich war das meine eigene Entscheidung. Und wenn ich jemanden kontaktieren will, dann habe ich genug andere Wege, das zu tun – per Mail, per SMS oder mit einem Anruf. Es ist eher so, dass ich auf einmal viel mehr Zeit habe. Ich muss nicht mehr ständig ins Internet und auf all den Seiten nachschauen, ob sich irgendetwas getan hat. Und das finde ich ziemlich gut. Was ist neu? Momentan hat das noch keine besonders großen Auswirkungen. Ich denke aber, dass ich vielleicht wieder mehr persönlich in Kontakt mit meinen Freunden treten werde. Dass ich sie zum Beispiel noch mal anrufe, anstatt eine Nachricht über das Netzwerk zu schicken.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Katharina studiert in Jena Politikwissenschaften. Auf jetzt.de ist sie als fantasie_realisieren unterwegs. Kannst du deinen Schritt empfehlen? Ich finde es sehr angenehm und fühle mich kein bisschen ausgeschlossen. Aber ich glaube auch nicht, dass ich etwas Besonderes getan habe. Ich habe das ja nicht als Statement gemacht, sondern habe mich von den Netzwerken abgemeldet, weil ich das so wollte. Das war eine freie Entscheidung. Wie haben deine Freunde reagiert? Die fanden es ziemlich komisch und konnten es gar nicht verstehen, warum ich mich da abgemeldet habe, wo doch alle dabei sind. Was hat dich denn am meisten genervt? Ich fand eigentlich am schlimmsten, dass die Leute sich in Netzwerken, wie StudiVZ oder facebook immer so wahnsinnig produzieren. Man versucht, sich immer möglichst positiv darzustellen. Und wenn man die Leute dann im echten Leben kennen lernt, dann ist man immer enttäuscht, weil sie ja dann doch nicht so irrsinnig großartig sind. Mich nervt es, dass man eigentlich hinters Licht geführt wird. Aber bei jetzt.de bleibst du weiter angemeldet, oder? Ja, das ist für mich aber auch eine Plattform, wo ich selbst Texte schreiben kann und Informationen erhalte, die mir tatsächlich nützlich sind - nicht so wie bei den anderen sozialen Netzwerken.

Text: christina-waechter - Foto: privat; Illustration: Judith Urban

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