Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

"Ich kann mir nicht vorstellen, mit ihr intim zu werden"

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Die Pariser Morgane Imbeaud, 21, und Mark Daumail, 24, machen seit fünf Jahren zusammen Musik. Sie nennen sich Cocoon und spielen hübschen Folk-Pop, mit dem sie in Frankreich zu Stars geworden sind. Mit jetzt.de reden sie über ihre musikalische Beziehung und Magie.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

jetzt.de: Ihr habt euch vor fünf Jahren kennen gelernt. War es sofort klar, dass ihr nur Musik zusammen machen werdet – oder hat euch mehr als das gereizt? Morgane: Mark hatte damals ein paar Songs geschrieben und wollte, dass sie von einem Mädchen gesungen werden. In Frankreich gab es zu dem Zeitpunkt noch keine Band, die nur aus einem Mädchen und einem Jungen besteht. Mark wurde aber bald mehr als nur ein Mitmusiker für mich. Er ist heute mein bester Freund, vielleicht auch so etwas wie mein Bruder. Verliebt haben wir uns nie ineinander. Mark: Ich habe mich schon in Morgane verliebt – auf menschlicher, künstlerischer, musikalischer Basis. Morgane ist ansonsten nicht wirklich mein Typ. Ich wollte schon damals nur Musik mir ihr machen. Als ich sie getroffen habe, war außerdem mein bester Freund mit ihr zusammen. Also war sie sowieso tabu für mich. Jetzt sehe ich sie auch als eine Art Schwester und kann mir überhaupt nicht vorstellen, mit ihr intim zu werden, sie zu küssen oder gar mit ihr zu schlafen. Auf Tour waren wir immer im selben Hotel, auch im selben Zimmer, weil wir nicht viel Geld hatten. Wir haben mittlerweile ungefähr zweihundertmal nebeneinander geschlafen. Und keiner von uns hat dabei jemals an Sex gedacht. Und wenn ihr zu zweit im Proberaum seid? Gibt’s da nicht mal einen kleinen Flirt zwischendurch? Morgane: Nein, auch am Anfang gab es keinen Flirt. Es war so, dass wir schon zwei Wochen nach unserem ersten Treffen jemanden kennen lernten, der ein Studio hatte. Dort haben wir sofort angefangen, an den Songs zu arbeiten. Wir waren damals auch einfach noch nicht gut, eigentlich sogar ziemlich schlecht. Unsere ersten Auftritte waren echt langweilig. Also wollten wir uns so schnell es geht musikalisch weiterentwickeln. Mark: Ja, wir haben uns sofort auf die Stärken und Schwächen in unseren Songs konzentriert, auf nichts anderes. Wir sind wirklich harte Arbeiter. Ich glaube allerdings, dass Morgane das, was wir jetzt machen, nicht mit einem anderen Jungen aufziehen könnte. Und genauso ich nicht mit einem anderen Mädchen. Zwischen uns ist schon etwas Magisches – aber keine Liebe. Morgane: Wir sind befreundet mit einer anderen französischen Junge-Mädchen-Band, nämlich The Dø. Bei denen klappt ja beides – die sind zusammen und sehr glücklich miteinander, und sie machen gemeinsam Musik. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass das teilweise sehr stressig ist. Auf Tour zum Beispiel hat man als Paar nicht alle Freiheiten, die man sich zu zweit so wünscht, da gibt es keine wirkliche Privatsphäre. Man muss sich schon sehr, sehr lieben, damit das auf Dauer hinhaut. Manchmal möchte einer von beiden ja auch mal was an der Musik verändern, und das kann dann schnell zu Diskussionen führen, die auch aufs Private abfärben. Ich bin froh, dass wir kein Paar sind. On my Way:

Morgane, du hast eine Band mit einem Jungen, bist ständig mit ihm unterwegs, und eure Tour-Crew besteht auch nur aus Jungs. Immer nur Jungs – nervt dich das nicht? Morgane: Nein, die sind alle sehr nett – und manchmal benehme ich mich ja auch wie ein Junge. Nur ab und zu brauche ich einfach ein bisschen Zeit für mich alleine, und wenn es nur eine Stunde ist. Viel schlimmer ist, dass man für die Zeit des Tourens seine Familie und Freunde nicht sehen kann. Aber man weiß ja, dass es nicht für immer ist. In eurem Song „Morning Break“ geht es darum, morgens mit einem Hangover aufzuwachen und neben sich jemanden liegen zu haben, dessen Namen man nicht mehr weiß. Kommt das bei euch beiden oft vor, wenn ihr auf Tour seid? Morgane: Das passiert, aber nicht so häufig. Wir sind keine so schlimme Band. Wir mögen es, Bier zu trinken, auch gerne viel, und dann kann es schon mal dazu kommen. Öfter als das kommt es aber vor, dass ich anstatt Bier lieber Tee trinke und mich einfach ein bisschen massieren lasse. Allerdings hat Mark diesen Song geschrieben, als ihm das selbst gerade passiert war. Er ist aufgewacht, hat das Mädchen neben ihm angesehen und wohl gedacht: „Oh mein Gott, was habe ich getan?“ Mark: Seitdem wir mit der Band Erfolg haben, hat sich einfach unheimlich viel in meinem Leben verändert. Auch was Mädchen angeht. Ich hatte früher eine feste Freundin, mit der ich auch zusammen gearbeitet habe. Wir hatten sogar ein Appartement zusammen. Und als unsere Musik in Frankreich geradezu explodierte, wurde alles anders. Meine Freundin hat mich verlassen, und ich habe mich in eine Art Rock’n’Roll-Leben gestürzt. Ein- oder zweimal ist es schon vorgekommen, dass ich neben einem Mädchen aufgewacht bin und mich nicht mehr an dessen Namen erinnern konnte. Da muss man sich dann erst mal mit der Situation arrangieren. Das war aber nur eine Phase in meinem Leben, heute passiert mir so was nicht mehr. Wie hast du die Situation mit der Namenlosen denn damals gelöst? Mark: Ich bin aufgewacht, habe ihr in die Augen gesehen und gesagt: ‚Ich war betrunken, wie heißt du noch mal?’ Ich habe mich in dem Moment auch ziemlich geschämt. Nachdem ich aber kurze Zeit später den Song darüber geschrieben hatte, ging es mir besser. Eigentlich mache ich das immer so: Ich schreibe Songs, damit ich über bestimmte Erlebnisse oder auch über gewisse Menschen hinwegkomme. Ich hoffe immer, dadurch etwas abhaken und vergessen zu können. Ich versuche, mir beim Schreiben selbst zu erklären, was ich gemacht habe, und warum ich es gemacht habe.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Back To Panda Mountains“ (Live-CD und -DVD) von Cocoon erscheint am 30. April auf Sober & Gentle/Alive.

  • teilen
  • schließen