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„Ich will nicht nur erfolgreich sein, ich muss!“

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Aloe, als vor drei Jahren dein Album „Good Things” erschien, sagtest du, dass du nicht nur gute Musik machen, sondern gar damit die Welt verändern willst. Wie nah bist du diesem Ziel inzwischen?
Ich denke, ich mache meine Sache ziemlich gut. Zuletzt hat allein mein Song „Wake Me Up“ für wahnsinnig viel Freude bei wahnsinnig vielen Menschen weltweit gesorgt. Songs wie der helfen tatsächlich, die Welt zu verändern. Das kann ja klein anfangen: Wenn jemand gerade total mies drauf ist und dann deinen Song hört, kann sich seine Stimmung schnell aufhellen!  

In einem Interview sagtest du, du wollest ein Stück der Verantwortung übernehmen, die Nachrichtensendungen in den vergangenen Jahren abgegeben haben, weil sie nur noch unterhalten wollen. Ist es nicht anstrengend, sich so viel aufzuladen?
Die einfachste Antwort darauf wäre natürlich: nein. Aber ich will hier doch etwas weiter ausholen. Ich habe ja als HipHop-Künstler angefangen und wollte in die Fußstapfen von Rappern treten, die ihre Stimmen benutzten, um andere zu lehren und zu erziehen und dabei immer sehr sozial-politisch waren. Diese Art von Rap wurde bald auch mein Rap.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Du kannst also gar nicht anders, als politisch zu sein?
Kann man so sagen. Ich mag das aber auch, zum Beispiel über Ökologie und Wirtschaft zu singen. Mir gefällt es grundsätzlich, über diese Themen zu diskutieren. Ich bin für jedes Interview dankbar, das sich darum dreht.  

Welche Message ist dir auf deinem neuen Album die wichtigste?
Mein Vater fand meine letzte Platte etwas zu negativ. Und das, obwohl der Albumtitel ja suggerierte, dass es Hoffnung gibt und ganz sicher alles besser werden wird. Er meinte, er würde gerne mal ein Album von mir hören, das etwas fröhlicher ist, irgendwie aufmunternder. Deshalb habe ich mich jetzt vor allem darauf konzentriert, Happy-Songs zu schreiben. Ich wollte für Harmonie sorgen. Aber ich gehe auf diesem Album auch wieder politisch in die Tiefe, etwa in „Ticking Bomb“.

Darin heißt es: “The whole world’s sitting on a ticking bomb, and it’s about to explode.“ Wie kann das verhindert werden?
Es ist ein Song über den Krieg im Kongo. Ein Krieg um Ressourcen, die wir, in der westlichen Welt, jeden Tag genießen können. Was man gegen die Katastrophe tun kann? Wir können etwas tun! Wir können ganz einfache Dinge tun wie darauf achten, was wir kaufen, nämlich bestenfalls Fair-Trade-Produkte. Wenn sich unser Kaufverhalten ändert, werden sich hoffentlich auch bestimmte Handelsverknüpfungen mit Afrika, speziell mit dem Kongo ändern.  

Auf dem Album singst du zudem: “Love is the answer.“ Ist das nicht etwas zu einfach und naiv?
Das Ziel muss doch vor allem eine friedliche Welt sein. Ein Miteinander in Harmonie. Und ich benutze Musik buchstäblich, um Harmonie zu erzeugen. Ich glaube fest an Folgendes: Wer sich selbst liebt, liebt andere, und wer andere liebt, wird darauf achten, dass es ihnen gut geht. Dass sie zu essen haben, dass sie die Umwelt nicht verschmutzen, dass sie nicht töten. Deshalb ist Liebe die Antwort.  

http://www.youtube.com/watch?v=-Ux4wCAbzZE "Wake Me Up" von Aloe Blacc - hier in der Originalversion ohne Avicii.

Wie findet denn deine Plattenfirma deine Weltverbesserungslyrik? Können die Leute dort deine Ideen auch manchmal umsetzen – oder geht’s denen doch zu sehr ums Geschäft?
Allen Plattenfirmen geht es ums Geschäft. Und ich versuche, ihr Geschäft zu nutzen, um meine Botschaften zu verbreiten. Klar, es gibt Zeiten, in denen meine Plattenfirma Alben veröffentlicht, die ganz andere Botschaften als meine transportieren. Aber auch dann muss ich präsent sein, zum Beispiel mit Songs wie „Wake Me Up“, und versuchen, dass sie öfter gespielt werden als die der anderen, der negativen Botschafter.  

Wie hat dich das Geschäft, gerade rund um deinen Hit „Need A Dollar“, verändert?
Ich habe das Geschäft vor allem verstanden, und das hat dazu geführt, dass ich mich seitdem auf zwei Dinge konzentriere. Erstens - und das ist etwas Persönliches, vielleicht auch etwas Egoistisches - will ich in die „Songwriter Hall Of Fame“ aufgenommen werden. Wenn ich dort angelangt bin, habe ich einen guten Job gemacht. Und zweitens möchte ich mit meiner Musik in Sachen Charity irgendwann an Michael Jackson heranreichen. Wenn ich es schaffe, irgendwann gleich viel oder mehr Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln, werde ich das Gefühl haben, dass mein Beitrag zu dieser Welt mehr war als nur ein paar belanglose Songtexte.  

Also hat der enorme Erfolg vor allem dazu beigetragen, dass du mehr davon willst?
Ich glaube schon, dass der Erfolg bewirkt hat, dass ich ambitionierter geworden bin. Das hängt natürlich damit zusammen, dass ich weiß: Wenn ich keinen Erfolg habe, kann ich auch meine großen Ziele nicht erreichen. Ich kann dann zum Beispiel nicht die Hilfsorganisationen unterstützen, die ich jetzt unterstütze.  

Welche sind dir besonders wichtig?
Zum Beispiel „Malaria No More UK“, für die ich ein Botschafter bin. Meine Mitarbeit hat der Organisation nachweislich mehrere Hunderttausend Pfund eingebracht, die direkt nach Ghana gingen. Ich will weiter gegen Malaria ankämpfen, AIDS-Stiftungen unterstützen und für Flüchtlinge aus Syrien da sein. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, muss ich eigentlich sagen: ich will nicht nur erfolgreich sein, ich muss!  

Für den kommerziellen Erfolg hast du auch eben jenes „Wake Me Up“ aufgenommen, einen Dance-Track, zusammen mit dem schwedischen DJ Avicii. Eine eher ungewöhnliche Kombi. Hast du sofort zugesagt, als die Anfrage kam?
Habe ich. Weil ich kein Problem damit habe, genreübergreifend zu arbeiten. Außerdem ist Dance-Musik im Moment weltweit so gefragt, dass es keine bessere Werbekampagne für mich und meine Musik gibt. Und wenn man sich mal auf meinen Part konzentriert, meine Stimme, dann bekommt man ja auch reichlich Soul dazu.

„Lift Your Spirit“ von Aloe Blacc ist vergangene Woche erschienen.

Text: erik-brandt-hoege - Foto: Reid Rolls

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