Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Interview: Die Synchron-Stimmen von Leo di Caprio und Jennifer Aniston

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Besteht Ihr darauf, dass man euch als Synchronschauspieler bezeichnet? Ulrike: Ich finde, er klingt etwas gestelzt. Aber es ist wirklich nicht einfach, einen richtigen Ausdruck für unsere Arbeit zu finden. Es ist ein bestimmter Bereich der schauspielerischen Tätigkeit, bei dem man sprachliche Techniken beherrschen muss, außerdem muss man auch ein starkes Rhythmusgefühl haben und vor allem muss man sich in andere Persönlichkeiten reinfühlen können. Alles Faktoren, die ein Schauspieler auf der Bühne oder im Film und eben auch beim Synchron beherrschen muss. Gerrit: Einmal sagte jemand zu mir: „Du bist ja nur ein Vorleser.“ Da war ich aber ganz entspannt, denn selbst das können die wenigsten. Das ist wie in der Kunst. Wenn jemand ein guter Bildhauer ist, dann ist er noch lange kein guter Maler oder kann fotografieren oder Collagen machen. Ich kann mich Ulrike nur anschließen: Synchronisieren ist für mich ein Spezialgebiet der Schauspielerei und ich kann nur sagen, dass ich – auch ohne konventionelle Ausbildung - durch eine harte Lehre gegangen bin. Wie seid ihr zum Synchronsprechen gekommen? Gerrit: Mein älterer Bruder Dennis hatte auf ein Zeitungsinserat reagiert, ohne dass meine Eltern davon wussten: Er wollte unbedingt bei der „Rappelkiste“ mitmachen. Dem Sender gefiel sein Eigenengagement und er wurde zum Casting eingeladen und war dabei. Irgendwann schleppte er mich mit. Mit sechs Jahren fing ich beim „Ohrenbär“ an, mit sieben machte ich zum ersten Mal "Synchron" und habe den zwölfjährigen Kaiser in Bernardo Bertoluccis „Der letzte Kaiser“ gesprochen. Parallel habe ich auch viel gedreht. Am Bekanntesten war sicherlich meine Rolle als Dieter Lohse in Loriots „Papa Ante Portas“. Damals war die Verquickung von Fernsehen, Hörspiel und Synchron sehr eng. Synchron war noch keine eigenständige Industrie wie heute, so dass man gerne herumgereicht wurde. Du konntest ja gerade mal lesen. Wird beim Sprechen besondere Rücksicht auf Kinder genommen? Gerrit: Man nutzt den kindlichen Spieltrieb. Das merke ich jetzt selbst, wenn ich mit Kindern im Studio sitze: Für die ist das wie ein großer Abenteuerspielplatz. Im Prinzip war das bei mir schon so, dass ich mit den Erwachsenen ein großes Spiel gespielt habe, bei dem ich immer wieder ein paar Sachen sagen musste. Das geht heute noch etwa so: „Du bist jetzt der Sheriff und du verhaftest mich aus dem Hinterhalt.“ Dann heißt es wie aus der Pistole geschossen: „Du bist verhaftet!“ Kinder sind übrigens die besten Zuhörer und ihnen fällt ganz viel auf. Neulich fragte mich die Tochter meines Bruders: „Der Freund von Fred Feuerstein, spricht der nicht auch den Ernie?“ Die lassen sich noch nicht so stark von den Augen verführen. Ulrike: Interessant! Ich habe früher als Kind auch immer schon Stimmen erkannt.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie bist Du zum Synchronsprechen gekommen? Ulrike: Die Mutter von Oliver Rohrbeck, der unter anderem der Sprecher von Justus Jonas von den „???“ war, hatte früher eine Casting-Agentur für Kinder, in der ich genau wie Gerrit war. Später habe ich eine private Schauspielausbildung gemacht und anschließend an der Hochschule der Künste in Berlin studiert. Danach habe ich viel Theater gespielt, alle Klassiker rauf und runter. Mit Inge Meysel zum Beispiel habe ich am Kuhdammtheater zusammengearbeitet. Das war wirklich sehr beeindruckend. Große Sachen im Synchronbereich kamen erst nach der Schule. Meine erste große Rolle war Patricia Arquette in „True Romance.“ Gerrit, wann hast du zum ersten Mal Leonardo gesprochen? Gerrit: Da war Leo 16 und ich 15 Jahre alt. Der Film hieß „This Boy`s Life“ (1993). Ich fand ihn damals schon einen richtig guten Schauspieler. Er hat Robert DeNiro in manchen Szenen regelrecht gegen die Wand gespielt. Ulrike, du sprichst ja Kate Winslet. Habt Ihr beide bei Titanic zum ersten Mal zusammen gearbeitet? Ulrike: Nein. Im Synchron trifft man immer wieder mit denselben Kollegen bei unterschiedlichsten Arbeiten zusammen. Aber Titanic ist eben ein besonders erfolgreicher Film gewesen, der Gerrit und mich wahrscheinlich noch bis wir 70 sind zu solchen Interviews bringt. Wir haben aber auch schon ein zerstrittenes Geschwisterpaar gegeben und ich war auch mal seine Lehrerin. Habt Ihr bei dem Hollywood-Epos viel zusammen im Studio gesessen? Gerrit: Eigentlich nicht. Ich synchronisierte zwar einig Szenen mit Ulrike zusammen und noch eine mit dem Bösewicht „Caldon“ – ansonsten war ich komplett allein im Studio. Alleine geht es natürlich schneller, aber ich finde, dass man Szenen, wo auf der Leinwand auch gemeinsam gespielt wird, auch gemeinsam aufnehmen sollte. Ulrike: Aus technischer Sicht lässt sich das getrennte Sprechen zwar besser bearbeiten, aber aus schauspielerischer Sicht ist es sehr viel schöner, gemeinsam aufzunehmen, denn man nimmt winzige Töne von seinem Kollegen wahr und kann darauf reagieren. Man hat auch die Lautstärke des anderen im Ohr und muss nicht überlegen, ob man nun zu laut oder zu leise war. Hier geht es zum zweiten Teil des Interviews.

  • teilen
  • schließen