Das ist ein sehr altes Buch. Verlegst du nur alte Bücher?
Nicht ausschließlich. Ich habe den Verlag gegründet, als meine Mutter einen Roman schrieb, der im Jahr 1816 spielt. Bei der Recherche fand sie viel Material, das uns interessierte. Also habe ich nicht nur das Buch meiner Mutter verlegt, sondern fing auch an, mich um die Rechte alter Werke zu bemühen.
Und wann ging es dann richtig los?
Anfangs, im Sommer 2004, habe ich die ersten Bücher am Strand verkauft. Ich bin mit meiner Tasche vier Monate lang am Wasser entlang gelaufen und habe Leute angesprochen. Wir hatten damals noch keinen Platz in Buchhandlungen. Am Tag habe ich maximal zehn Bücher verkauft. Aber dann kamen Bestellungen aus München, dem Ruhrgebiet, von überall her. Die Leute waren bei uns im Urlaub und mochten das, was sie bei mir gekauft hatten.
Nun ist dein Vater dein Geschäftspartner, deine Mutter Autorin im Verlag. Wie arbeitet es sich mit der Familie?
Wir machen das, weil wir davon leben wollen und leben müssen. Wir haben keine andere Möglichkeit, Geld zu verdienen. Am Anfang war es manchmal kompliziert, weil ich alleiniger Inhaber der Firma war. Da war ich im Prinzip der Chef meines Vaters. Manchmal gab es Streit, aber grundsätzlich läuft bei uns alles sehr harmonisch ab.
Und wie sieht jetzt deine Arbeit aus? Du läufst ja nicht mehr am Strand entlang.
Nein. Ich arbeite vor allem zusammen mit einem Grafiker, lerne da Gestaltungsregeln und wie bestimmte Programme funktionieren. Ich entwerfe die Cover der Bücher, mittlerweile bestimmt zehn, fünfzehn Titel. Ich fange im Herbst an, in Wismar BWL zu studieren. Im nächsten Jahr will ich noch Kommunikationsdesign und Medien zusätzlich belegen, weil mir das so viel Spaß macht.
Verkehrte Welt: Du hast erst einen Job und suchst dir dem entsprechend ein Studienfach aus.
Während der Berufsberatung in der Schule gab es eine sehr merkwürdige Situation. Die Beraterin fragte nach meinen Interessen, meinen Hobbys, und ich antwortete ihr, dass ich selbstständig sei. Sie schaute nicht schlecht und hat mich beraten, welches Studium mir bei meinem Job helfen würde. Der Verlag ist etwas, das mir ganz viel Spaß macht und sehr wichtig ist. Ich möchte keinen Job machen, der mich nicht begeistert.
Buchcover: Godewind Verlag