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Kein Cannabis auf DVD

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Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat eine DVD produziert, um Jugendliche vor den Gefahren des Cannabiskonsums zu warnen. CanNObis heißt das Projekt, das gestern vorgestellt wurde. Auf der kostenlosen DVD äußern sich Künstler, Schauspieler und Prominente über Cannabis, außerdem gibt es Informationsmaterialien, ein Quiz und ein Spiel, das man downloaden kann. Wir haben mit Stefan Middendorf, dem zuständige Projektleiter vom Landeskriminalamt Baden-Württemberg über die Präventions-DVD gesprochen.

Was war der Grund CanNObis?
Stefan Middendorf: Ausschlaggebend war der Eindruck, dass Cannabis heute unter Schülern schon fast zum guten Ton gehört. Die Jugendlichen wissen zwar um das Verbotene, aber gerade weil alle mitmachen, wird nicht viel darüber nachgedacht. Diese Entwicklung ist sehr Besorgnis erregend. Vor allem für die Zwölf- bis 16-Jährigen ist das schlimm.

Warum?
Weil man als junger Mensch noch nicht die gleiche Sozialisation wie ein Erwachsener erfahren hat. Ein junger Mensch kann die Situation, in der er sich befindet, gar nicht richtig einschätzen und hat keine Ahnung von den Folgen seines Handelns. Wenn ein Erwachsener mal ein Bier über den Durst trinkt, muss er sich der Folgen bewusst sein. Jugendliche können das zum großen Teil gar nicht. Das ist nicht negativ gemeint.

Hat sich das Konsumentenalter denn verändert?
Vor über zehn Jahren ist man mit der Präventionsarbeit noch in der neunten Klasse eingestiegen. Heute fängt man damit schon in der siebten Klasse an, es wird sogar der Einstieg in der sechsten Klasse in Erwägung gezogen. Wenn wir an Schulen gehen, treten wir aber nicht als Kriminalbeamte in Uniform auf. Wir versuchen in einem guten Gespräch eine Verbindung zu den Jugendlichen herzustellen und sie auf die Gefahren von Cannabis hinzuweisen.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat einen Bericht veröffentlicht, der besagt, dass bereits sieben Prozent der Zwölf- bis 15-Jährigen Erfahrungen mit Cannabis gesammelt haben. Von den 18- bis 25-Jährigen hat sogar jeder fünfte Jugendliche im letzten Jahr Cannabis konsumiert. Was man an der Statistik aber nicht ablesen kann, ist das Konsumverhalten. Zu den sieben Prozent gehören „Probierer“ ebenso dazu, wie „Gelegenheitsraucher“ oder „Wochenendkiffer“.

Und wie bekommt man die DVD?
Die DVD wird ausschließlich über unsere Website verbreitet. Auf dieser kann man zwischen zwei Versandarten wählen, der Nachnahme und dem frankiertem Rückumschlag. Damit soll die Hemmschwelle gesenkt werden und jeder, der will, soll sich die DVD bestellen können. Die Daten werden nach dem Versand sofort gelöscht.

Tatsächlich?
Ganz sicher. Die Website läuft nämlich gar nicht über einen Polizeiserver, sondern über eine Agentur. Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir mit dem Projekt die Hardcore-Kiffer nicht erreichen können. Dadurch, dass jeder für sich die kostenlose DVD anschauen kann, soll zum eigenständigen Nachdenken angeregt werden. Wir versprechen uns damit mehr als von der Schulprävention.

Was unterscheidet die Kampagne CanNObis von den anderen Anti-Drogenkampagnen?
Wir wollen keine Moralapostel sein, denn die Jugendlichen werden im Alltag genug belehrt. Darum haben wir die DVD als Medium gewählt, auf der Prominente als Wort- und Meinungsführer vertreten sind. Und die Meinung der Vorbilder erweckt eine höhere Glaubwürdigkeit, als wenn sich irgendein Polizist zu diesem Thema äußern würde.

Und wer nimmt an der Kampagne teil?
Die Liste an prominenten Persönlichkeiten ist lang und breit gefächert, sie reicht vom Entertainer Oliver Pocher über Musiker Kool Savas bis hin zur Fernsehrichterin Barbara Salesch. Auch der MTV-Moderator Patrice Bouedibela und der Sportler Tobias Unger kommen zu Wort. Wir haben die in den Medien präsenten Personen ausführlich interviewt und sie zu ihrer Meinung befragt.

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