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Kurz vor Film gibt's noch einen Film

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Frau Schürmeier, Ihre Kampagne setzt sich dafür ein, dass im Kino wieder Vorfilme gezeigt werden. Warum sind die überhaupt verschwunden?
Nach dem Krieg gab es Steuervergünstigungen für Kinobetreiber, wenn sie Kurzfilme mit Prädikat als Vorfilme zeigten. Die waren allerdings nicht immer so prickelnd. Neben Sketchen wie den alten La Linea-Filmen war auch die eine oder andere Tierdoku dabei... Als die Steuer dann gekippt wurde, gab es keinen Anreiz mehr für die Kinos, Vorfilme zu zeigen. Außerdem wurden immer mehr Trailer und Werbung gezeigt. Die Hauptfilme wurden länger und die Zeitschienen der Kinos enger. Heute laufen in einem Saal mitunter vier Filme pro Abend.

http://vimeo.com/14985411

Aber gerade die großen Kinoketten werden doch nicht auf Werbeeinnahmen verzichten, um stattdessen Vorfilme aufzuführen.
Stimmt. Deshalb richten wir uns auch eher an Arthouse- und kleine, kommunale Kinos. Dort wird oft wenig Werbung gebucht und es ergeben sich Lücken, um einen Vorfilm einzusetzen und sich so einen Wettbewerbsvorteil beim Publikum zu verschaffen. Vorfilme sind für diese Kinos nahezu kostenlos. Sie kriegen nämlich bis zu 1500 Euro Förderung von der Filmförderungsanstalt, wenn sie welche zeigen. Der Eigenanteil beträgt gerade einmal 20 Prozent. Von dem Geld kann man sich schon ein Kurzfilmabo leisten. Der Kinobetreiber bekommt dann jede Woche einen neuen Kurzfilm, den er so oft zeigen kann, wie er will.

Was unterscheidet Kurz- von Langfilmen?
Im Kurzfilm konnten Filmemacher schon immer unglaublich viel ausprobieren – seien es technische Möglichkeiten, neue Bildsprachen oder Experimente im Animationsbereich, wie wir sie zum Beispiel aus den Pixar-Vorfilmen kennen. Das sind lauter Dinge, die man im Langfilmbereich niemals umsetzen könnte, da sie zu zeit- und kostenintensiv wären. Weil die Produktionen schneller und günstiger ablaufen, sind Kurzfilme oft sehr aktuell. Themen wie die Zukunft der Arbeit oder die Wirtschaftskrise können innerhalb weniger Monate aufgegriffen werden. Es braucht keine vier bis fünf Jahre wie im Langfilmbereich.

Eignet sich jeder Kurzfilm auch als Vorfilm?
Im Idealfall harmonisiert der Vorfilm mit dem Langfilm, weil er Thema und Ästhetik aufgreift und dem Zuschauer so ein Gesamtpaket bietet. Der Vorfilm sollte zehn, höchstens 15 Minuten dauern und einen gewissen Unterhaltungswert haben – schwermütige Stoffe eignen sich nicht so gut, wenn man danach noch eineinhalb Stunden in eine weitere Geschichte eintauchen will. Trotzdem kommt es nicht selten vor, dass am Ende des Abends mehr über den Vorfilm geredet wird als über den Hauptfilm.

Was kann ich als Kinobesucher tun, damit ich bald wieder mehr Vorfilme sehe?
Als Kinobesucher kann man die Kampagne bei Facebook oder mit einer Unterschrift auf unserer Website unterstützen. Die gesammelten Unterschriften sollen unserer Forderung mehr Schlagkraft verleihen, wenn wir im Februar auf der Berlinale nochmal die Werbetrommel für Vorfilme rühren. Und dann kann man natürlich einfach mal im Kino seiner Wahl nachfragen: Warum zeigt ihr keine Vorfilme? Manchmal wissen die Kinobetreiber nämlich noch gar nichts von den Fördermöglichkeiten.

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