Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

"Man darf den Bundespräsidenten nicht verspotten!"

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Auf istchristianwulffnochimamt.de kann man sich sekündlich vergewissern: Ist unser Staatsoberhaupt noch im Amt? Oder schon zurückgetreten? Diese Ehre ereilte zuvor nur  Guido Westerwelle und Michael "Schrottimmobilie" Braun. Was dieser Trend eigentlich soll, haben wir IT-Missbrauchs-Manager und istchristianwulfnochimamt-Gründer Martin Gebhardt (25) aus Östringen gefragt.

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Screenshot von Martins Gebhardts Seite

jetzt.de: Martin, warum hast du istchristianwulfnochimamt.de erstellt?
Martin Gebhardt: Es gibt einfach einen allgemeinen Trend zu diesen Single-Serving-Sites. Die gab es ja auch schon zu Westerwelle und Braun. Die gibt es aber auch zu allen anderen Themen. Das Spektrum reicht von „Scheint heute die Sonne?“ über „Ist heute Sonntag?“ bis halt zu politischen Themen wie „Ist die Vorratsdatenspeicherung bereits eingeführt?“ Als auf Twitter jemand den URL istchristianwulffnochimamt.de postete, fand ich das eine gute Idee und hab' die Seite dann in einer halben Stunde einfach mal angelegt. 
   
Deine Seite hat innerhalb kürzester Zeit 1000 Facebook-Empfehlungen geerntet. Verrätst du uns, wie viele Klicks du seit Seitengründung hattest?
Ja, das waren seit Samstag bis einschließlich heute Mittag 390 000 Klicks.

Warum glaubst du, klicken so viele Leute deine Seite an?
Ich denke mal, dass diese Leute einfach Aufmerksamkeit für das Thema erregen wollen. Politik ist schließlich keine Thematik, mit der sich jeder gerne beschäftigt. Aber wenn man einen so leicht verständlichen Link an Freunde und Bekannte weiterschickt, kann man sie so ganz einfach darauf aufmerksam machen.
  
Braucht die Wulff-Thematik denn wirklich noch Aufmerksamkeits-Nachhilfe? Im Grunde kann man dem Thema doch kaum entkommen...
Na ja, es gibt da ja auch noch diesen Spaß-Faktor. Ich sehe den zwar nicht, aber ich habe von vielen Leuten gehört, dass sie die Seite amüsant finden. 
  
Wir hatten die Seite eher als Spott-Seite verstanden.
Nein, also wer die Seite so versteht, ist fehl am Platz. Spiegel-Online hatte das ja auch geschrieben, von wegen  „Spaßvögel“ hätten die Seite erstellt. Aber davon möchte ich mich distanzieren. Ich finde nicht, dass man den Bundespräsidenten öffentlich verspotten darf. Der Mensch hat schließlich nicht umsonst diesen Posten. Man sollte ihn schon respektieren. 

Martin, bist du CDU-Wähler?
Nein. 

Glaubst du denn, dass du eines Tages den Status von „Ja“ auf „Nein“ ändern musst?
Nein, glaube ich nicht. Ich halte Wulff für sehr robust. Sicherlich wird er da erhobenen Hauptes herauskommen. Auch wenn das Einigen wohl nicht gefallen wird.

Würde dir das denn gefallen?
Ich habe dazu keine Meinung. Wenn er einen Fehler begangen hat, dann soll er den auch eingestehen. Wenn nicht, dann braucht er den auch nicht eingestehen. Ist ja logisch. Aber ich möchte mir nicht anmaßen, darüber zu entscheiden, ob er seines Amtes noch würdig ist oder nicht.

Text: julia-friese - Foto: Screenshot

  • teilen
  • schließen