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"Man ist Punk - egal, ob Angela Merkel oder Hans Wurst im Kanzleramt sitzt"

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Foto: Universal. Ein Jahr nach ihrem fabelhaften Album „Heute wird gewonnen, bitte“ sind die Münsterlandpunks von Muff Potter zurück. Zum ersten Mal in ihrer zwölfjährigen Bandgeschichte mit einem Majorvertrag in der Tasche und zum ersten Mal seit langem wieder mit einem politischen Text auf den Lippen. Wir sprachen mit Bassist Shredder über Punksein unter Merkel, Punksein beim Majorlabel und Punksein mitten im Deutschpop-Trubel. In welche Schublade wurdet ihr als letztes gesteckt? Es gibt so viele Schubladen, in die man gesteckt wird. Jemand hat mal aus Scherz gesagt, wir würden Angrypop machen, und seitdem wird das immer wieder genannt. Aber eigentlich ist uns nicht wichtig, ob unsere Musik jetzt Gitarrenrock, Emo oder Punk ist. Da soll sich jeder seine eigene Meinung bilden. Woran liegt es, dass nur noch so wenig Punks auf der Straße zu sehen sind? Ist das Punkdasein bei all den vorgekauten Trends einfach zu anstrengend geworden? Das hört sich jetzt zwar abgelutscht an, aber das ist absolut nicht an Äußerlichkeiten festzumachen. Wenn ich jemanden mit Iro und Lederjacke sehe, ist der für mich noch lange kein Punk. Es nervt eher, dass das jetzt so salonfähig gemacht wird und auch jeder nette Herr von der Bank einen Iro tragen darf. Das hat mit Punk alles überhaupt gar nichts zu tun. Da geht’s nur um die Einstellung. Eben sein Ding durchzuziehen Wird es unter Kanzlerin Merkel wieder einfacher Punk zu sein? Ich glaube, wenn man danach gehen würde, ob es irgendwann einfacher wird, Punk zu sein, ist man schon kein Punk mehr. Man ist Punk wenn man Punk ist, egal ob Merkel oder Hans Wurst im Kanzleramt sitzt. Manche Musikkritiker diagnostizieren allgemein einen Rückzug ins Private? Wo ist eigentlich die Message im Pop geblieben? Wir haben ja seit langem mal wieder einen politischen Song namens „punkt neun“ auf dem neuen Album. Aber der ist weniger aus dem Verlangen entstanden, unbedingt einen politischen Song zu machen. Wir haben einfach den Drang verspürt, zum Thema „deutschnationale Popmusik“ mal etwas Schlaues zu sagen. Aber profitiert ihr nicht auch von diesem seltsamen Hype um deutschsprachige Musik? Ich glaube schon, dass jetzt mehr Leute auf deutsche Musik aufmerksam werden als vorher. Aber da wir eh ganz andere Musik machen als Juli oder Silbermond merken wir eigentlich nicht, dass es mehr Zuspruch gibt – denn unsere eigene Fanbase hatten wir schon vor diesem ganzen Unsinn. Kürzlich habt ihr bei einem der großen Majorlabel unterschrieben: Pragmatismus oder Verrat am Punkgedanken? Ja, da haben wir uns einen großen Partner ins Boot geholt. Aber eigentlich hatten wir die ganze Platte und das Artwork schon komplett selbst fertig gemacht und hätten sie auch auf unserem eigenen Label rausbringen können. Davor haben dann doch die Labels angeklopft. Wir haben uns das angehört, unsere Auswahl getroffen und sind bislang noch sehr zufrieden. Da steckt jetzt halt eine ganz andere Maschinerie dahinter. Aber unsere Einstellung ist gleich geblieben. Wir machen das jetzt seit zwölf Jahren und werden den Teufel tun und unsere Musik, die uns das Wichtigste ist, zu verkaufen, um dann in einem Jahr von der Bildfläche zu verschwinden. Was sagt ihr den altgedienten Fans, die euch daraufhin Ausverkauf vorwerfen? Was soll man schon dazu sagen? Uns ist das egal, denn das war bis jetzt bei jeder Platte so. Bei jeder neuen Sache, wird einem irgendwas vorgeworfen. Als wir unsere neue Homepage hochgefahren haben, haben uns die Leute aufgrund unserer Internetpräsenz Ausverkauf vorgeworfen. Da lache ich einfach nur. Mehr über das neue Muff Potter-Album "von wegen", das diese Woche erscheint, kannst du hier nachlesen.

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