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"Man wundert sich" - Warum zwei Männer ein Frauenfestival veranstalten

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Auftreten werden lokale Geheimtipps, Szenegrößen wie Kitty Hoff, aber auch international erfolgreiche Musikerinnen wie Eleni Mandell. Jetzt.de sprach mit dem stellvertretenden Programmleiter Stefan Prange, 34, der die Reihe zusammen mit seinem Kollegen Holger Watzka initiiert hat.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die kalifornische Alternative-Country-Sängerin Eleni Mandell ist eine der Künstlerinnen, die beim "female festival" auftreten werden. Ist es eigentlich ein Grund zur Freude, dass es in Erlangen ein Festival gibt, auf dem ausschließlich Frauen spielen? Das ist eine gute Frage. Der Anlass für das Festival „Femail“ kam bei uns im Team, als wir mal darüber gesprochen haben, wie schade es ist, dass bei uns so wenige Frauen auf der Bühne stehen. Wir haben dann jemanden damit beauftragt, mal genau nachzuzählen, wie viele bei uns im letzten Jahr gespielt haben und kamen auf ungefähr zehn Prozent. Das war ziemlich erschreckend und wir dachten uns, dass das eigentlich überhaupt nicht geht. Mit dem Festival wollen wir aber auch inhaltlich arbeiten und nicht einfach nur Acts buchen, die gerade reinkommen. Wir haben gezielt nach Künstlerinnen geschaut, die sich zu buchen lohnen und haben daraus dann eben ein Einwöchiges Festival gemacht. War euch das Missverhältnis zwischen männlichen und weiblichen Künstlern schon vorher klar? Durchaus. Man stößt auf dieses Ungleichgewicht, wundert sich und sagt sich: das geht nicht, aber im laufenden Betrieb vergisst man es dann wieder. Und es ist auch schwer, beim Buchen von Künstlern von vornherein festzulegen, dass der Frauenanteil so und so zu sein hat. Das geht im laufenden Betrieb schwer. Warum muss man auch im Jahr 2009 noch einen Extra-Raum für Frauen schaffen? Diese Frage lässt sich, glaube ich, kaum beantworten, so komplex ist das Thema. Man müsste die zahllosen Gründe hin- und her wenden, um herauszukriegen, warum das so ist. Vielleicht liegt es am Macho-Gehabe im Rockgeschäft. Vielleicht daran, dass fast alle, die mit dem Geschäft zu tun haben – also Agenturen, Geschäftsführer, Booker, etc. – Männer sind. Ich kann das wirklich nicht abschließend beantworten. Sind nicht auch die Mädchen und Frauen selbst schuld, weil sie eben keine Bands gründen? Aber warum ist das so? Da kann man eine wöchentliche Podiumsdiskussion zum Thema machen. Vielleicht liegt es daran, dass das eine Welt ist, die vor Testosteron nur so strotzt. Peaches zum Beispiel, so toll ich die finde, spielt dieses Machospiel genauso mit, nur eben als Frau. Ich glaube, es müsste mehr Rolemodels für junge Mädchen geben, wie Madonna, Peaches, Feist. Dann trauen sich auch mehr Frauen, sich auf die Bühne zu stellen. Hier in Nürnberg und Erlangen gibt es auch mittlerweile einige junge Frauenbands, die sich vielleicht von den Frauen auf der Bühne auch ermutigt fühlen: Zum Beispiel Karo, die sehr junge Fans hat, Hidalgo, ein Projekt von Betti Mugler, und andere Bands. Wie habt ihr euch für die Künstlerinnen entschieden? Wir haben uns vorher überlegt, wen wir bei dem Festival ansprechen wollen und wer unsere Zielgruppe sein soll. Bei diesem Festival wollen wir eine etwas ältere Zielgruppe ansprechen und ein musikalisch hochwertiges Programm anbieten. Alle Künstlerinnen sprechen ein Publikum an, das nicht allzu oft auf Partys geht und sich güt überlegt, ob es auf ein bestimmtes Konzert geht. Und warum die ältere Zielgruppe? Wir hatten uns vorher überlegt, dass wir keinesfalls einfach das „Ladyfest“ kopieren wollten. Zum einen gibt es das ja schon und zum anderen sind wir Veranstalter ja männlich und dementsprechend fällt das aus. Wir wollten uns also deutlich unterscheiden und ein anderes Programm machen und eine andere Zielgruppe ansprechen. Und weil man uns hier in der Gegend gerne vorwirft, dass wir immer nur Indie-Kram veranstalten, haben wir uns für dieses Festival auf Weltmusik, Folk und akustische Musik konzentriert. War es denn schwer, genügend Künstlerinnen aufzutreiben? Erstaunlicherweise war das ganz einfach. Die Idee hatten wir auch erst Ende vergangenen Jahres und das Festival haben wir innerhalb von sechs Wochen gebucht. Es war auch keine der angefragten Künstlerinnen sauer, in die „Frauenecke“ geschoben zu werden. Das kann aber natürlich kommen, wenn wir in anderen Genres anfragen. Wird das Festival im Vorverkauf gut angenommen? Es könnte durchaus besser laufen. Dazu muss man sagen, dass Ende Mai bei uns in Erlangen die Bergkirchweih beginnt – das ist für uns so ähnlich, wie für die Münchner das Oktoberfest - und die Leute sind in den Wochen vorher etwas ausgehfaul. Aber darauf konnten wir keine Rücksicht nehmen, wir wollten das Festival unbedingt machen und unbedingt jetzt. Mehr Informationen zum female festival, das von 17.5. bis 21.5. im E-Werk in Erlangen stattfindet, findest du hier.

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