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Mode, Musik und Verzweiflung

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jetzt.de: Karl Lagerfeld macht in einem eurer Tracks mit und sagt darin, Musik und Mode seien identisch. Was bedeutet dieser Satz für dich persönlich? Yannick: Er meint damit, dass beides, Musik und Mode, Mittel sind, eine Epoche oder einfach eine bestimmte Zeit zu verstehen. Den Barock könnte man ja gar nicht kapieren, wenn man nicht die Musik von damals kennen würde. Ich denke auch, dass sich Musik und Mode da sehr ähnlich sind. Durch beides kann man nachvollziehen, wie sich Menschen fühlen. Thomas und ich haben einen musikalisch-klassischen Hintergrund. Wir haben schnell gelernt, ein Gespür für schöne Dinge zu entwickeln, nahezu perfekte Dinge, würde ich sogar sagen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben die Leute viel nach dieser Perfektion gesucht. Lagerfeld spielt eure Songs in seinen Boutiquen, und ihr spielt live auf seinen Haute-Couture-Schauen. Als ihr angefangen habt, klassische und elektronische Musik zu mixen, habt ihr geahnt, dass Modemacher wie er so was mögen könnten? Wir meinten es eher als Witz, als wir uns SomethingALaMode genannt haben. Aber es war schon auch der Versuch, das Schicksal herauszufordern und zu gucken, was dieser Name bewirken könnte. Wir haben uns damit einfach mal angeboten. Als wir dann aber plötzlich Musik für Chanel machen sollten, waren wir ziemlich überrascht. Karl hatte schon im Januar einen Track von uns für eine Modenschau benutzt, und uns etwas später gefragt, ob wir nicht den ganzen Soundtrack für seine Präsentation in Venedig machen wollen. SALM in Aktion:

Zeigt Lagerfeld euch seine Entwürfe, damit ihr dazu Musik produzieren könnt, oder wie läuft das ab? Nein, wir bekommen nichts zu sehen. Wir sprechen einfach mit Karl, und er erklärt uns dann, was er sich so vorstellt. Für Venedig wollte er etwas haben, dass an die Oper „Death in Venice“ erinnert. Er wollte das alles am Strand machen, und es sollte musikalisch beides geben: das barocke und das moderne Venedig, Streicher und elektronische Musik. Hierfür haben wir aber auch ein paar Tracks von unserem Album benutzt. Nimmt Lagerfeld sich denn richtig Zeit für euch? Ja, und er ist immer ein echter Gentleman und Perfektionist. Als wir zum Beispiel seine Stimme für einen Track aufgenommen haben, waren wir in einem Pariser Studio. Er wollte nichts singen, einfach nur sprechen, das hört sich bei ihm immer ein bisschen nach Staccato an. Und als wir dann einen Satz aufgenommen hatten, wollte er nur einen kleinen Teil dieses Satzes noch mal aufnehmen, damit es perfekt wird. Habt ihr eigentlich auch Kontakt zu Lagerfelds Models? Welche Art von Kontakt meinst du? (lacht) Es ist ja so, dass die Models einfach zu groß für mich sind. Ich kann sie gar nicht richtig verstehen, wenn sie mit mir reden. Nein, mal im Ernst, wir haben Kontakt zu den Models und bereiten mit ihnen zusammen auch die Shows vor. Aber danach läuft nichts mehr. Ist die Modeszene euch manchmal auch zu verrückt? Ihr seid schließlich klassisch ausgebildete Musiker und diese übertriebene Welt gar nicht gewohnt. Nein, denn wir sind ja nicht ständig in dieser Welt. Ich denke auch, dass solch große Shows wie in Vendig selbst den Leuten von Chanel ein bisschen unwirklich vorkommen. Aber das ist nunmal deren Job: eine bessere Welt für die Menschen zu kreieren. Klar haben wir regelmäßigen Kontakt zu den Modemachern, Karl haben wir diese Woche erst wieder getroffen, und wir kriegen auch Chanel-Klamotten geschenkt. Aber das wird uns nie zu viel. Ihr habt in Dijon studiert. Dort gibt es den An-Fer-Klub, der euch künstlerisch unheimlich inspiriert haben soll. Was passierte dort nachts? Der französische DJ und Produzent Laurent Garnier war dort einer der Hausmusiker. Einmal pro Woche hat er da aufgelegt und damit viele andere DJs in die Stadt gelockt: Jeff Mills zum Beispiel oder auch Daft Punk. Wir waren jede Woche da und haben uns von dieser Clubkultur und der elektronischen Musik beeinflussen lassen. Jetzt lebt ihr in Paris und sagt, die Pariser Electro-Szene sei „faschistisch“. Weshalb ist sie das? Na ja, letztendlich ist das Wort „faschistisch“ hier ein bisschen übertrieben. Wir meinten damit auch nicht nur die Electro-Szene, sondern vor allem die ganzen Hype-Leute in Paris. Wenn du denen mit etwas kommst, das neu und anders ist, wirst du schnell als unmodisch abgestempelt. Gerade Journalisten wollen kein Risiko eingehen, wenn sie etwas Neues entdecken und vielleicht auch gut finden. Sie ignorieren das dann einfach und bewerten es nicht ausreichend.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„SALM“ von SomethingALaMode erschien letzte Woche auf Yellow Productions/Rough Trade.

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