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Musikalische Bomben auf das Weiße Haus

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Hallo Lillian, wollen wir einfach mal mit ein paar doofen Fragen starten? (lacht) Sicher. OK. Was denkst Du über das Leben auf anderen Planeten? (tut so, als ob das die gewöhnlichste Frage überhaupt sei) Es wäre ziemlich ignorant, wenn wir denken würden, dass wir die einzigen Lebewesen im ganzen Universum sind. Und wie könnten diese anderen Lebewesen aussehen? Wahrscheinlich so wie wir auch.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was war das unglaublichste Gerücht, das je über Euch gedruckt wurde? Dass wir versuchen mit unserer Musik das Weiße Haus zu bombardieren. Passt zur nächsten blöden Frage: Was würdest Du ändern, wenn du Präsident von Amerika wärst? Ich würde George Bush, Donald Rumsfeld, Dick Cheney und Condoleeza Rice ins Gefängnis stecken. Und dann würde ich einen großen schwarzen Mann reinschicken, der sie alle foltert. Hast Du keine Angst, dass Du bei solchen Antworten bei der Heimreise im Zoll rausgefischt wirst und sie Dich in die Mangel nehmen? Das wollen die bestimmt. Mal zum Verständnis: Ich mag die Menschen in Amerika sehr gerne, aber nicht die Leute, die den Laden schmeißen. Die spielen nämlich ein teuflisches Spiel. Wenn der Polizist am Zoll denkt, dass die Regierung Recht hat und ich falsch liege, dann sollte er mal einen langen Blick in den Spiegel werfen. Die Regierung sagt über Leute, die sich gegen sie aussprechen, dass diese Menschen anti-amerikanisch und unpatriotisch seien. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Es ist ja in Ordnung, wenn sie viel Geld verdienen, aber bitte nicht auf Kosten amerikanischer, irakischer und bald wahrscheinlich auch iranischer Leben. Blöde Frage Nummer drei: Ist es möglich auf Tour zu gehen und kein Fast-Food zu essen? Kaum vorstellbar. Ich versuche es. Weil man sich danach immer wie Scheiße fühlt. Aber es ist fast unumgänglich. Besonders in Europa, wo es soviel gute Schokolade gibt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ihr seid drei Brüder bei den Living Things. Zählt Ihr noch mit, wie oft da Parallelen zu Oasis oder anderen Brüder-Bands gezogen werden? Wir werden schon wahnsinnig oft gefragt, ob wir uns in der Band oft streiten - weil wir doch Brüder sind. Aber diese Frage langweilt mich. In jeder Band gibt es mal Streit. Viele Leute sind überrascht, dass Ihr für Euren glamigen Rocksound ziemlich politische Texte habt. Ja, wir sprechen zum Beispiel Religion an: wie Religion und Politik andere Länder beeinflussen. Wir sprechen die schmutzigen Politiker an und wie sie Amerika in ein faschistisches Land verwandeln, wir sprechen es an, dass Kinder von verschreibungspflichtigen Medikamenten abhängig sind. Hat Euer Albumtitel „Ahead of the lions“ auch eine politische Bedeutung? Die Menschen, die Amerika regieren, sind alle Löwen, wilde Bestien. Wir, die Menschen der Welt, müssen sie hinter uns lassen, sie in einen Käfig sperren und sie in den Dschungel verschiffen, wo wilde Bestien hingehören. Erinnerst Du Dich noch an den Tag, an dem Ihr Euren Plattenvertrag unterschrieben habt? Es war der jüdische Feiertag Passah. Das ist alles, was ich noch weiß. Daraus schließe ich mal, dass Ihr jüdischer Abstammung seid. Richtig? Unser Vater ist jüdisch. Seine Familie hat es während der Nazi-Zeit gerade noch geschafft Deutschland zu verlassen. Und er ist niemals zurückgegangen. Alles, was damals passiert ist, war die Folge einer Regierung, die außer Kontrolle geriet. Nicht viel anders, als es derzeit in Amerika geschieht. In Amerika ist es halt nicht so offensichtlich. Dort gerät alles außer Kontrolle und die Menschen sehen weg. Und warum sehen sie Deiner Meinung nach weg? Nun, die Medien haben die Menschen einfach dumm gemacht. Damals wie heute. Geschichte wiederholt sich immer wieder.

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