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Nicht lächeln, bitte! Ana will nicht von öffentlichen Kameras gefilmt werden

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jetzt.de: Ana, warum bist du gegen die Kameras? Ana: Die Kameras machen mich misstrauisch. In meinen Augen ist das ein weiterer Versuch der Politik, Lavapiés in ein "sauberes" Viertel umzuformen, das heißt, Arme und Ausländer zu vertreiben. Ich habe Angst, dass sich das Viertel in einen Ort verwandelt, in dem ich nicht mehr leben möchte. Obwohl die Kriminalität in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen ist, setzt die Stadt mehr und mehr Polizei ein. Das ging sogar soweit, dass die Polizei letztes Jahr gesagt hat, dass ein noch größeres Polizeiaufgebot keinen Sinn ergebe. Ist denn das Viertel in deinen Augen gefährlich? Natürlich gibt es hier Verbrechen, aber es ist nicht so, dass sich die Leute auf der Strasse erschießen. Bei den meisten Fällen handelt es sich um Taschendiebstähle, wie in anderen Vierteln auch. Hast du selbst negative Erfahrungen gemacht? Ich persönlich nicht, aber Freundinnen von mir schon. Und was glaubst du: Hätte man die Übergriffe durch Kameras verhindern können? In London wurden bis heute mehr als vier Millionen Kameras installiert. Die Kriminalität aber ist so gut wie nicht gesunken. Also: Nein. Das bedeutet für Lavapiés? Das Problem wird nicht durch Kontrolle gelöst, sondern durch Dialog.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Unterwegs gegen die Kameras: Aufnahmen aus dem Foto-Stream von "unbarriofeliz" auf Flickr Und wie kann man den erreichen? Durch Information. Als wir von den Kameras erfuhren, habe ich mich gefragt: Wissen die Leute ueberhaupt, was da passiert? Wir haben den Blog unbarriofeliz.wordpress.com eingerichtet, einen Plakatwettbewerb ausgeschrieben, eine Gesprächsrunde und Kundgebungen veranstaltet. Ausserdem arbeiten wir gerade an einem Video zum Thema Angst und öffentlicher Raum. Was sollen die Aktionen bewirken? Wir wollen auf kreative Art für mehr Öffentlichkeit sorgen. Die Bilder für den Plakatwettbewerb haben wir zum Beispiel in verschiedenen Lokalen und in unserem Blog ausgestellt. Dafür haben wir viel positives Feedback bekommen. Ganz generell geht es uns um die Frage: Wie kann man auf die Kamaras reagieren? Auf vielen Hauswänden in Lavapiés sieht man den Spruch Lächeln! Du wirst gefilmt. Der ist von euch, nicht wahr? Ja. Das ist das erste, was einem in den Sinn kommt, wenn man die Kameras sieht. Übrigens haben wir dann herausgefunden, dass derselbe Spruch auch in Brasilien benutzt wird - dort aber von der Regierung. Und geht es auch ein bisschen darum, uns über die Kameras lustig zu machen. Wir können ja eh nichts mehr ändern. Wurdet ihr denn in den Entscheidungsprozess miteinbezogen? Nein. Offiziell heißt es zwar, die Nachbarschaft von Lavapiés sei an der Entscheidung beteiligt worden, aber das bezieht sich auf einen ganz speziellen Teil der Nachbarschaft - auf den Teil, der mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit fordert. Klar, dass die die Kameras gutheissen. Sind die Kameras denn schon installiert? Ja. Seit Weihnachten.

Text: timo-stukenberg - Fotos: flickr.com/photos/unabarriofeliz

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