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Herr Frank, was ist besser: Lyrik oder Kurzgeschichten? Ich sehe sie formal einigermaßen gleichgestellt. Ich denke, dass Lyrik unglaublich schwierig ist, gerade auch für junge Literaten. Da gehört ein wahnsinniges Handwerk dazu, das bei Erzählungen leichter zu erwerben ist, weil man sich in der Sprache viel öfter bewegt, als in einer lyrischen Sprache. Allein Berichte zu der Frage „Was hast du heute gemacht“ kann ich schon in Form einer Erzählung von mir geben. Bei Lyrik ist es unglaublich schwierig, eine korrespondierende Alltagssituation zu finden. Zum Lesen ziehe ich in Bandform Lyrik vor. Erzählbände finde ich manchmal einfach ein bisschen schwierig. Die Herausforderung ist für mich zur Zeit größer bei Lyrik, mich in den Text hineinzubegeben, auch abzuweichen von der Lesegewohnheit, die man von Erzählungen hat.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In Ihrer Literaturzeitschrift „Belletristik“ werden Lyrik und Kurzgeschichten gleichermaßen veröffentlicht. Das ist bei anderen Literaturzeitschriften auch so. Was ist denn bei „Belletristik“ besonders? Das Wichtigste ist der Autorenstamm: Er besteht aus dem literarischen Nachwuchs. „Belletristik“ ist die einzige Zeitschrift in Deutschland, die sich ausschließlich dem Nachwuchs widmet. Denn Literaturzeitschriften haben natürlich auch die Tendenz, auf die Dauer etwas langweilig zu sein, wenn man immer die gleichen etablierten Leute liest. In „Belletristik“ findet man junge Menschen, die am Anfang ihrer literarischen Arbeiten stehen, sich allerdings sofort wagen möchten und Reaktionen erwarten. In vielen Fällen ist es ja so, dass Texte von jungen Menschen in der Schublade verschwinden, nicht zuletzt deswegen, weil es keine Möglichkeit für die Veröffentlichung gibt. Ich denke, ein Blick in die Belletristik reicht, um zu sehen, dass es unglaublich schade wäre, wenn diese Menschen kein Forum bekämen. Es ist viel Text in der Zeitschrift, das ist klar. Aber wir haben auch hoch interessante Illustrationen von einem jungen Team, noch nicht etablierten Zeichner, bildenden Künstlern und Grafikern, die alle literarisch interessiert sind und die Texte interpretieren. Ich denke, dass ist auch für Leser spannend. “Belletristik“ versteht sich als Ideenpool einer frischen, lebendigen Berliner Kulturszene, will Bühne für junge Talente sein, keine thematischen Einschränkungen machen. Gleichzeitig entscheidet ein neunköpfiges Kuratorium darüber, was qualitativ so hochwertig ist, dass es in die Zeitschrift kommen darf. Ist das nicht ein Widerspruch? Nein, überhaupt nicht. Was wir unbedingt vermeiden wollten, war eine Literaturzeitschrift, die sich einem Thema widmet, zum Beispiel so: „Literaturzeitschrift Belletristik, Ausgabe 15, dieses Mal zum Thema „Fußball oder Lampenschirme“. Das ist Unsinn. Wir möchten von den Schriftstellern lesen, was sie beschäftigt, das ist ein unglaublich wertvoller Einblick in das, was in den Köpfen der Leute vorgeht, auf denen, wie so viele sagen, die Zukunft ruht. Das ist außerdem kein Widerspruch, weil das Kuratorium bei der Auswahl der Manuskripte auf eine einzigartige Art und Weise hilft: Den Mitglieder geht es nicht darum, ob man das Material in der jetzigen Situation veröffentlichen kann. Sondern ob ein Grundton da ist, der etwas Besonderes reißt, eine bestimmte Facette des Seelenlebens anspricht, mit dem man gut arbeiten kann. Man kann sich als junger Autor also auch bewerben, selbst wenn das Werk noch nicht perfekt ist. Ja. Das Kuratorium übernimmt zu einem großen Teil die Funktion des „copy editors“, ein Form des Lektorats, die in England gepflegt wird und die es in Deutschland bei vielen Verlagen nicht mehr gibt. Also ein Lektor, der sich mit dem Text außerhalb der Grammatikregeln befasst und schaut, was der Text transportiert, wie man es noch besser machen könnte. Gleichzeitig unterstützt das Kuratorium die Autoren von „Belletristik“ in allen Bereichen des Schriftstellerberufes, zum Beispiel bei der Organisation von Lesungen. Wir möchten einfach auch weiterführend wirken, eine einmalige Veröffentlichung kann nicht Sinn und Zweck der Zeitschrift sein. Wir bekommen zwar sehr viele Einsendungen, aber auch nie genug. Also immer her damit.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Johannes CS Frank stellt die Belletristik vor Nächsten Monat erscheint die dritte Ausgabe. Was ist denn weiter für „Belletristik“ geplant? Die „Belletristik“ bewegt sich weiter, sie wird bereits in der nächsten Ausgabe neben Berlin auf Wien und Paris erweitert. In Paris und Wien wird die Zeitschrift erhältlich sein, wir werden dort Lesungen mit Autoren aus diesen Städten machen. In Paris gibt eine sehr lebhafte Szene von jungen Leuten, die auf Deutsch schreiben. Das ist eine unglaublich spannende Sache, was für Potenzen Literatur dort hat, da bin ich zurzeit sehr euphorisch. Außerdem wird nach der dritten Ausgabe ein Hörspiel mit Beiträgen produziert, die in der Zeitschrift veröffentlicht wurden. Details über die Einsendung von Manuskripten für die Zeitschrift „Belletristik“ findest du hier.

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