Robert und Florian vor ihrem Kapital.
Schon mal selbst ein Auge auf Gäste geworfen?
Das bringt schon die Überwachungskamera mit sich, ja... Wir stellen aber niemandem nach, es sei denn, der randaliert. Wenn jemand Hübsches da ist, dann freuen wir uns, denn das kurbelt bestimmt die Besucherzahlen an. Da denkt sich dann vielleicht der ein oder andere beim Blick ins Schaufenster, jetzt wasch ich auch mal im Waschklub.
Beim Stichwort Überwachungskamera reagiert man in „Stasi 2.0“-Zeiten schnell gereizt – braucht ihr die wirklich?
Ja, denn es ist kein Personal da, und wir wollen den Waschenden trotzdem das Gefühl geben, dass sie sicher sind. Wenn die Kamera eine kleine Auffälligkeit zeigt, gehen wir selber hin und schauen. Bei Sachbeschädigung oder Härterem würden wir sofort die Polizei rufen, aber zum Glück war so was noch nicht da.
Was war das Spannendste, was euch im Salon passiert ist?
Lustig war, als es bei der Eröffnung vor dem Salon einen Auffahrunfall gab. Wir hatten erst am Eröffnungstag das Papier von dem großen Schaufenster abgemacht, und da hat sich wohl jemand den Hals ausgerenkt beim Vorbeifahren. Spannend für uns war am Anfang vor allem, wer eigentlich kommt, und wir sind jetzt ganz zufrieden. Das Publikum ist gut gemischt, aber die meisten sind Studenten.
Die Kunden vergessen doch öfter mal Klamotten. Was habt ihr schon alles gefunden, und was macht ihr damit?
Meistens einzelne Socken. Einmal hat jemand einen Bettbezug dagelassen, aber den wollte er wohl absichtlich aussetzen, weil der kaputt war. Wenn’s eine Socke ist, legen wir die auf einen Tisch, und wenn sie nach einer Woche niemand abgeholt hat, werfen wir sie weg.
Hat euch schon mal ein totaler Wasch-Unkundiger die Maschine geschrottet?
Geschrottet nicht, aber es hat mal jemand verbotener Weise seine Wäsche gefärbt, da mussten wir eine Stunde lang die Maschine putzen. Einmal haben wir einen Nagel im Abfluss gefunden, aber das war wohl keine Absicht. Wir sind auch nicht davor gefeit, dass jemand kommt und sich einen Spaß mit zuviel Waschpulver erlaubt, das dann den Einfülltrichter blockiert. Deshalb haben wir Waschtipps im Klub aufgehängt und auf der Webseite gibt es einen Link zu www.frag-mutti.de, das ist super für solche Fälle.
Zur Unterhaltung bietet ihr W-Lan, Lesestoff und einen Kaffeeautomaten an. Bleiben die Leute wirklich 90 Minuten vor ihrer Wäsche sitzen? In Schwäbisch-Gmünd muss man doch keine Angst haben, dass einem die Sachen aus der Maschine geklaut werden.
Es gibt überall solche Leute, aber man muss keine Angst haben, weil die Tür während des Waschvorgangs verriegelt. Mit der Miele Professional dauert das Waschen aber eh nur eine Dreiviertelstunde, das hält man schon aus.
Nach einigem Hin und Her habt ihr für euer ambitioniertes Projekt doch noch einen Kredit bekommen. Könnt ihr einen Tipp geben, wie man Banken von seinem Vorhaben überzeugt?
Vor allem muss man voll dahinter stehen. Die Kreditgeber merken dann schon, dass du das wirklich willst. Aber das reicht noch nicht, man muss mehrere durchdachte Konzepte haben, die zeigen, dass man sich Gedanken gemacht hat. Kalkulationen, Kostenschätzungen, Alternativszenarien für den Fall, das Plan A nicht so gut hinhaut.
Ist euer Waschsalon für die Ewigkeit? Wie geht’s weiter?
Wir entscheiden das am Ende vom Studium. Das Design von Klub und Homepage ist auf ein Franchise-System angelegt, das wird schon zum Weitermachen animieren.
Andererseits sind wir dann ja ausgebildete Produktdesigner und eigentlich immer noch keine Dienstleistungsleute. Wenn der Klub aber gut weiterläuft, soll es ihn schon noch eine Weile geben. Wir haben sogar schon eine temporäre Stellvertretung, also schon fast Angestellte.
Interview: Eva Bader
Text: eva-bader - Fotos: Anlauff & Fröhlich