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"Schönheit ist verspielt, verschnörkelt und warm"

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Christian Audigier wurde 1958 in Avignon geboren. Mit 14 verließ er die Schule, trieb sich herum und arbeitete schließlich als Verkäufer in einem Jeansshop. Dort war er so erfolgreich, dass ihn ein Jeans-Label entdeckte und ihn nach seinen Ideen fragte. Später designte Audigier für große Firmen wie Diesel, Levi’s und Lee. Als Chefdesigner des Labels „Von Dutch“ gelingt ihm der Durchbruch. In Kalifornien lernt Audigier den Tätowierer Ed Hardy kennen. 2002 gründet er schließlich das gleichnamige Label. Audigier druckt die Tattoo-Motive (vor allem Rosen und Totenköpfe) auf T-Shirts und Baseballcaps und verschickt sie an A-,B- und C-Promis. Innerhalb von drei Jahren werden 40 Läden eröffnet, der Umsatz schnellt auf 80 Millionen Dollar hoch. Er arbeitete mit Heidi Klum bei „Germany’s Next Topmodel“ zusammen, kennt Madonna sowie Paris Hilton und war außerdem mit Michael Jackson befreundet.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Leider aber finden nicht alle „Ed Hardy“ so toll wie Audigier selbst: Die Marke gilt in manchen Kreisen, nachdem sie sowohl Fußballstars als auch Dorfdiscokönige tragen, als „verprollt“, die Motive als kitschig. Dem Selbstbewusstsein Audigiers tut das jedoch keinen Abbruch. In seiner Autobiografie Von ganz unten zum King of Fashion erzählt er von sich als Emporkömmling, der es von der Straße an die vermeintliche Spitze schaffte, weil er nie seinen Traum aus den Augen verlor. Das Buch beginnt im Jahr 2000, als Christian Audigier wegen Drogenbesitz in Bali verhaftet wird. Darin heißt es zum Beispiel: „Was mich am meisten amüsiert, ist die unvermeidliche Frage: ‚Wie viel zahlen Sie all diesen Stars, damit sie Ihre Kleidung tragen?’ Es ist jedes Mal wieder herrlich, die Gesichter der Journalisten zu sehen, wenn ich antworte: ‚Nichts! Nicht einen Cent. Nicht mal einen symbolischen Dollar.’ Und das ist nicht gelogen. Denn ich schenke den Stars meine Klamotten, und sie tragen sie freundlicherweise, weil sie Von Dutch und die Modelle, die ich für sie ausgesucht habe, mögen. Vor allem aber, weil diese Marke der letzte Schrei und das Logo geil und schwer in Mode ist.“ Wir haben Audigier zu einem kurzen Interview getroffen: Wie viele Sprachen sprechen Sie? Ach, das weiß ich gar nicht. Ich kann „Ich liebe dich“ in vielen Sprachen sagen. Aber sonst: Englisch und Französisch. Welche ist die schönste Sprache der Welt? Französisch. Französisch ist sexy. Was haben Schreiben und Design gemeinsam? Ich habe das Buch nicht geschrieben, ich habe nur erzählt. Welche ist ihre Lieblingsblume? Eine weiße Lilie. Was symbolisiert die Rose für Sie? Liebe. Was symbolisiert der Totenkopf? Ed Hardy. Kennen Sie Bastian Schweinsteiger? Nein. War es Ihnen schon einmal peinlich, als Sie jemanden auf der Straße sahen und der ein Ed Hardy T-Shirt trug? Nein, nie. Meine Klamotten sind für jeden. Ich kann nicht entscheiden, wer sie tragen soll oder nicht. Was war das peinlichste Kleidungsstück der Siebziger? Mir fällt nichts Peinliches ein. Die Siebziger waren cool und lustig. Was war das peinlichste Kleidungsstück der Achtziger? Gar nichts. Ich mache Mode, ich muss akzeptieren, dass einfach manche Kleidungsstücke trendy sind und andere nicht. Was war das peinlichste Kleidungsstück der Neunziger? Mir fällt kein spezielles ein, aber peinlich war, dass viele Leute versuchten, mich zu kopieren. Welches ist es heute? Vintage-Klamotten! Wenn Heidi Klum ein Tier wäre, welches wäre Sie? Eine Katze. Welches Tier wäre Madonna? Ein Tiger. Wer ist sexier: Madonna oder Heidi Klum? Heidi. Oder? Ja, Heidi. Was ist an Giselle Bündchen so sexy? Oh mein Gott, ihr Körper! Mann! Warum mögen Sie Zebras? Ich liebe afrikanische Kultur, das mit den Zebras ist mehr Zufall. Finden Sie Paris Hilton sexy? Nein! Überhaupt nicht. Ist Sex mit Hollywood-Stars wirklich besser? Das kann ich nicht sagen, ich hatte nie Sex mit einem Hollywoodstar.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sind sie kreativer, wenn Sie gekifft haben? Nein, ich habe aufgehört zu kiffen! Ich bin jetzt kreativer, wenn ich nüchtern bin. Was ist die interessanteste Droge, die Sie probiert haben? Marihuana! Warum? Weil man stoned wird, Mann. Hat Michael Jackson ihre Arbeit beeinflusst? Gar nicht. Aber ich war sehr stolz darauf, ein Freund von ihm gewesen zu sein. Sind Sie der Meinung, dass Michael Jackson von den Medien richtig behandelt wurde? Er wollte das, er war der König des Marketing. Kann man Stil lernen und lehren oder ist Stil angeboren. Man kann es lernen! Ganz sicher. Das ist meine Mission, ich möchte anderen Menschen auf einer Schule beibringen, wie man eine Marke entwickelt und sie verkauft! Haben arme Leute einen besseren Stil als Reiche? Manchmal ja, Marc Jacobs zum Beispiel entwirft Klamotten, in denen die Leute aussehen wie Arme. Was hassen Sie an reichen Leuten? Ich kenne kaum reiche Leute. Ich habe nur Freunde, die ich schon sehr lange kenne, und früher war ich arm. Was hassen Sie an sich selbst? Nichts. Ich mag alles an mir selbst. Die drei größten Fehler ihres Lebens? Ich kann mich nicht erinnern. Ich habe nicht allzu viele Fehler gemacht... Welche Betrag benötigen Sie im Monat, um einigermaßen glücklich zu sein? Jeden Monat? Keine Ahnung, ich kümmere mich nicht um meine Finanzen. Glauben Sie, in zehn Jahren werden die Leute Ed Hardy komisch finden? Ich glaube, man wird Ed Hardy sehr mit den Nullerjahren assozieren. Ich habe ein gigantisches Phänomen geschaffen, an das die Leute noch später denken werden. Ich verkaufe jeden Monat Millionen Tshirts! Ist Bescheidenheit eine Tugend? Ja, natürlich. Ist Schönheit etwas Ewiges? Ja. Ist Schönheit minimalistisch, ernst und klar oder ist Schönheit verspielt, verschnörkelt und warm? Ich glaube, letzteres. Wie stellen Sie sich Gott vor? Wie die Luft. Würden Sie ihn anziehen? Nein, ich glaube, er ist zu groß.

Text: philipp-mattheis - Fotos: www.edhardyshop.com; Juri Gottschall

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