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Sex klingt gut

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Wie kommt man darauf, Musik aus Sex zu produzieren? Mein Freund Ivan Evangelista und ich machen schon länger Musik. Als wir anfingen, die Stücke für das aktuelle Album schreiben, fiel uns auf, dass die meisten Texte irgendwie mit Sex zu tun hatten. Und je mehr wir darüber sprachen, desto schlüssiger schien uns die Idee, dass es die Musik dann auch sollte. Dafür braucht man die entsprechenden Samples. Woher kamen die? Wir sind ein paar Nächte durch die Clubs in New York gezogen und haben Paare angesprochen, die uns aufgeschlossen erschienen. Woran erkennt man die? Das sind Leute, denen man ihren Hang zum Exhibitionismus schon anmerkt: Die in aller Öffentlichkeit ausführlich miteinander herum machen oder dauernd im Käfig tanzen. Und dann haben wir zum Teil auch die entsprechenden Lokalitäten besucht, Fetischclubs zum Beispiel. „Hallo, dürfen wir euch beim Miteinanderschlafen zuhören?“ Wie haben die Leute darauf reagiert? Die meisten New Yorker sind ja doch recht abgebrüht. Schockiert war eigentlich niemand, die meisten Leute haben erstmal ganz erfreut zugesagt – und es sich am nächsten Morgen doch anders überlegt. Wir brauchten schon eine Weile, bis wir unsere sieben Paare in allen Varianten zusammen hatten. Wie ging es mit denen weiter? Die Aufnahmen machten wir in den Wohnungen der Paare – so waren sie in vertrauter Umgebung und konnten sich besser entspannen. Es ist ja irritierend genug, wenn man miteinander schläft und da dauernd zwei Leute mit Kabeln und Mikrofonen um einen herum laufen. Gerade am Anfang haben wir auch Fehler gemacht – wir hatten ja keinerlei Erfahrung mit Live-Aufnahmen von Sex. Mit einigen Leuten haben wir auch mehrere Aufnahmen gemacht, wenn wir zum Beispiel feststellten, dass wir einen spezifischen Herzschlag noch mal brauchten. Eine eigentümliche Situation, oder? Ziemlich. Manche Paare fanden sie super, andere hatten sichtlich Probleme und waren doch schüchterner, als sie wohl selbst gedacht hatten. Aber durchgezogen haben sie es alle. Und für euch? Also sagen wir es so: Angetörnt hat es mich nicht. Dafür war ich ja auch viel zu beschäftigt, die richtigen Sounds zu finden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ihr habt also nach Korrelationen zwischen Sexgeräuschen und Musikinstrumenten gesucht? Genau. Wir versuchten heraus zu finden, ob zum Beispiel schweres Atmen eine bessere Bassline ergibt, wenn man das Mikrofon am Brustkorb befestigt, oder den Atem am Mund abnimmt. Die Aufnahmen haben wir dann mit verschiedenen Kompressoren und Plug-Ins bearbeitet. Was man jetzt hört, klingt nicht mehr nach menschlichen Geräuschen, sondern nach Instrumenten. Was haben Sex und Musik sonst miteinander gemeinsam? Naja erstmal gibt es beides in allen möglichen Varianten, und die Geschmäcker gehen teilweise sehr weit auseinander. Und dann spricht Musik genau wie Sex etwas sehr fundamentales im Menschen an. Beides bewegt uns teilweise sehr tief. Wir reagieren emotional auf Musik oft ähnlich wie auf Sex. Aber nicht immer. Wann ist Musik sexy? Wenn sie geheimnisvoll ist und subtil. Sie muss aufregend sein, wie ein sexuell attraktiver Mensch. Musik, die so offensichtlich ist, wie ein zu tiefer Ausschnitt – so wie ein Großteil des Chartpop, wie ich finde – ist kein bisschen sexy. Gibt es Musik, die deiner Meinung nach besonders gut zu einer sexuellen Situation passt? Das hängt natürlich auch wieder vom persönlichen Geschmack ab. Manche Menschen können besonders gut zu Beethoven vögeln, andere lieber zu HipHop. Ich selbst bevorzuge eher dunkle, dramatische Musik wie Portishead oder Depeche Mode. Ich glaube, die Musik auf unserem Album ist sehr erotisch – wobei ich mir meine eigene Platte beim Sex eher nicht anhören würde. Hier kann man sich ein paar Lieder vom Sex-Album anhören. Zu kaufen gibt es die Platte derzeit nur über iTunes, allerdings soll sie im Frühjahr in die Läden kommen.

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