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Shout Out Louds: Knapp über den Wolken

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Adam, Carl, Ted und Eric sitzen - leider ohne Keyboarderin Bebban - gut gelaunt tief in West-Berlin in einem rot-orangen Raum, der jedem 70er-Jahre-Disco-Revival zur Ehre gereichen würde und trinken Kaffee. Es ist Montagmorgen, die Sonne über Berlin scheint, die Mitarbeiter des Labels sind entspannt und nett, und – ganz wichtig – das neue Album der Shout Out Louds ist fabelhaft. Adam, der Sänger, sieht ein bisschen aus wie Conor Oberst, er klingt auch ein bisschen so, vom charmanten Lispeln abgesehen. In anderen Momenten, vor allem in der ersten Single, gibt es Momente, die nach The Cure klingen, aber wie könnte das falsch sein? Die anderen Drei, Carl, Ted und Eric, sind ein bisschen zurückhaltend - doch wahnsinnig angenehm.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die nette Band von nebenan (Foto: Jonas Isfält) Bislang ging eure Karriere recht fix voran. Der Erfolg kam bald, und das neue Album habt ihr gerade mal im Dezember aufgenommen. Habt ihr keine Angst vor Erschöpfung? Ted: Doch, schon. Aber genau deshalb versuchen wir uns aus dem Musikbusiness so weit wie möglich rauszuhalten. Adam: Das ist erst unser zweites Album. Wir wachsen langsam, erst mit der Zeit kam und kommt der weltweite Erfolg. Wir sind bislang keine der Bands, die sehr schnell sehr groß wurden und die dann massiv unter Druck stehen. Ich bin ziemlich zufrieden mit dem, was wir bisher erreicht haben. Wir sind noch lange nicht in der Gefahr, der Sonne zu nah zu kommen und uns zu verbrennen – wir sind gerade knapp über den Wolken. Eric: Was uns sicher ziemlich gut tut, ist dass wir recht viel Abstand gewinnen, einfach wenn wir nach Hause, nach Schweden, fahren. Das Gefühl von Erfolg stellt sich so gar nicht erst richtig ein – wir sind einfach sehr zufrieden damit, Musik für andere spielen zu dürfen. Andere Bands ackern sich jahrelang ab, touren mit dem Kleinbus durch die Provinz - was habt ihr anders gemacht? Ted: Eine Band zu haben ist wirklich eine komplexe Angelegenheit, es gibt so viele Wege das in den Sand zu setzen. Soweit, würde ich sagen, hatten wir vor allem ziemlich Glück. Eric: Am Anfang wollten wir schon Rock’n’Roll-Geschichte schreiben. Und wir sind ziemlich weit gekommen. Ehrlich gesagt: Insofern wirkt das Ganze, auch auf uns, ein bisschen wie ein Märchen.


Und das Märchen geht weiter: Das Album „Our Ill Wills“ ist luftiger als der Vorgänger und as liegt, erklärt Adam, an den gewachsenen Konzerthallen: „Wir hatten einfach das Gefühl, dass wir Musik machen wollen, die diese großen Hallen richtig füllt, die große Momente hat und die weiter und leichter klingt.“ Das hat ziemlich gut geklappt, auch mit Hilfe von Björn Yttling, dem Björn von Peter, Bjorn & John, der das Album produziert hat. Die schwedischen Musikexporteure bleiben unter sich.

Die erste Single vom neuen Album: Tonight I Have To Leave It Schwedische Bands – Mando Diao, The Ark, Caesars, The Hellacopters, The Soundtrack Of Our Lives aber auch eben ihr selbst - feiern, im Verhältnis zu Größe des Landes, europa- und weltweit große Erfolge. Warum ausgerechnet schwedische Bands? Adam: Ich denke, das liegt vor allem daran, dass viele deutsche, aber auch französische Bands zum Beispiel, sehr ihr eigenes Ding machen, während die schwedische Popkultur sich schon seit den 50ern immer sehr stark an den USA und Großbritannien orientiert hat. Die meisten schwedischen Bands singen beispielsweise vollkommen selbstverständlich auf Englisch – Kent ausgenommen. Und Moneybrother, der im letzten Jahr ein schwedischsprachiges Album veröffentlicht hat. Allerdings auf eigene Faust. Eric: Es gibt in Schweden eine lange amerikanische Tradition. In den 40ern kamen viele Jazzmusiker nach Schweden – später waren es Rockbands. Das ist auf jeden Fall ein Grund. Wenn man das Gebahren der vier Jungs - ja, wirklich, es sind "Jungs" - in einem Wort zusammenfassen mag, dann heißt es: unprätentiös. Der Erfolg scheint ihnen keinen Deut zu Kopf gestiegen zu sein, nicht einmal soweit, als dass hier ein sonderliches Selbstbewusstsein vorzufinden wäre. Das Maximum der Gefühle: Zufriedenheit. Innerer Frieden.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sieht so aus: deine neue Lieblingsband (Foto: Jonas Isfält) Hand auf's Herz - Wie fühlt sich das an: Merken, dass man die Lieblingsband von irgendjemandem da draußen ist. Carl: Ziemlich surreal. Ich denke, wir sehen uns gar nicht so in dieser Rolle. Eric: Manchmal, wenn ich länger mit jemandem über unsere Musik spreche, dann habe ich schon dieses Gefühl. Ehrlich gesagt ist das ziemlich seltsam. Adam: Aber wir haben vor allem ja auch noch ein sehr normales, zurückgezogenes Leben in Schweden. Mit unseren Freunden. Eric: Das war auch einer der Gründe, dass wir unser neues Album zuhause aufgenommen haben: Wir wollten unsere Ruhe haben, wir wollten eine Art normalen 9-to-5-Job - und ein bisschen runterkommen. Die Shout Out Louds spielen erst im Herbst eine reguläre Clubtour – sind aber schon bald im Rahmen der wohl nettesten deutschen Festivals zu sehen: 16. Mai: Haldern Pop Landpartie (Haldern, Niederrhein) 2. Juni: Immergut (Neustrelitz) 14. Juli: Melt (Ferropolis, Gräfenhainichen) 2. August: Haldern Pop Festival (Haldern, Niederrhein) 12. August: Taubertal Festival (Rothenburg ob der Tauber) Mehr zu den Veröffentlichungen und Auftritten auf Shoutoutlouds.com.

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