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Soll Wikipedia Weltkulturerbe werden?

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Der Verein Wikimedia Deutschland hat die Initiative „Wikipedia muss Weltkulturerbe werden!“ gestartet. Im Erfolgsfall wäre die Seite das erste digitale Welterbe. Inzwischen hat die Petition Unterstützer in der ganzen Welt. jetzt.de hat mit Catrin Schoneville, Pressesprecherin von Wikimedia Deutschland, über das Vorhaben gesprochen. 

jetzt.de: Warum soll Wikipedia Weltkulturerbe werden?
Catrin Schoneville: Wir wollten mit der Initiative auch eine Diskussion in der Öffentlichkeit auslösen. Es geht uns um den Zugang zu freiem Wissen und darum, dass dieses Wissen geschützt werden muss. Es geht uns aber auch darum, über die Seite zu informieren. Viele Leute wissen nicht, dass sie selbst aktiv mitgestalten können oder wie die Seite überhaupt funktioniert. Wikipedia ist die größte Wissenssammlung, die je erstellt wurde und damit ist es auch Kulturgut. Das erste Kriterium der UNESCO für die Bewertung eines Kulturerbes sagt, dass das Gut ein „Meisterwerk der menschlichen Schöpfungskraft“ darstellen muss. Und unserer Meinung nach erfüllt Wikipedia dieses Kriterium.  

Weshalb genau soll Wikipedia geschützt werden?
Es geht, wie gesagt, um den Schutz und vor allem den Zugang von  und zu freiem Wissen. Es muss geschützt werden, auch hinsichtlich anderer Länderversionen. Sie wissen sicherlich, dass viele Artikel in einigen arabischen Ländern zensiert werden. In China ist die Seite manchmal ganz gesperrt. Da ist das Wissen nicht frei verfügbar. Wäre Wikipedia Weltkulturerbe, wäre eine Zensur vielleicht nicht mehr so leicht.  

Nominierungen für die Liste können nur von Regierungen eingereicht werden. Sie wollen sich mit einer Petition direkt an die UNESCO wenden. Heißt das, es gibt bereits Anzeichen dafür, dass die deutsche Regierung dazu ohnehin nicht bereit wäre?
Nein, die Idee zur Initiative ist zwar in Deutschland entstanden, aber es handelt sich inzwischen um ein internationales Projekt. Die Petition wurde rasend schnell von Freiwilligen in mehrere Sprachen übersetzt und hat Unterschriften aus der ganzen Welt. Es war von Anfang an offen, welches Land die Bewerbung am Ende einreicht. Die Petition stellt auch keine Bewerbung dar. Es geht uns darum, festzustellen, wie groß das Interesse daran überhaupt ist und um die Bestätigung, dass Wikipedia mehr als eine Website ist.  

Aber haben Sie diese Bestätigung nicht sowieso durch die hohen Nutzerzahlen?
Das stimmt schon, Wikipedia gehört zu den beliebtesten Seiten im Internet. Aber noch mal: Es ist mehr als eine Internetseite, es geht auch darum, dass die Inhalte transportiert werden müssen und darum, die Menschen zu informieren. Das machen wir beispielsweise durch eine Podiumsdiskussion und weitere Info-Veranstaltungen zu dem Thema.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Begründer der Online-Enzyklopädie Wikipedia, Jimmy Wales. Mit einer Petition sucht Wikipedia Unterstützung für seine Bewerbung als erstes digitales Weltkulturerbe der Unesco.

Welche Vorteile hätte Wikipedia als Weltkulturerbe?
Den weltweiten Schutz und die Anerkennung der Leistung von tausenden Freiwilligen, die diese Wissenssammlung erstellen. Wir finden es wichtig zu zeigen, dass ein Weltkulturerbe auch digital stattfinden könnte.  

Würden sich für die Nutzer dadurch irgendwelche Änderungen ergeben?
Ich glaube nicht, denn es geht ja nicht um den Schutz einzelner Autoren oder Artikel, sondern um das Gemeinschaftsprojekt als Ganzes.  

Wie sehen Sie die Chancen für die Initiative?
Es ist natürlich schwierig, weil es ein langwieriger Prozess ist und nichts, was in den nächsten drei bis vier Monaten entschieden werden kann. Es ist sicher kein einfacher Weg, aber selbst wenn wir es nicht schaffen, haben wir, glaube ich, am Ende viel gewonnen. Ich bin trotzdem sehr positiv gestimmt, denn vor zehn Jahren wurde die Idee „Wikipedia“ auch belächelt und kritisiert. Heute hat die Seite mehr als 18 Millionen Artikel und ist die größte Wissenssammlung der Menschheit.     


Text: pierre-jarawan - Foto: dpa

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