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Soulwax: "Wenn ich heute 18 wäre, würde ich nicht mehr DJ werden"

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Was ist der anstrengendste Teil an der Arbeit als DJ - dass man vor dem Auftritt mit Journalisten reden muss? Nein, überhaupt nicht. Der schlimmste Teil an unserem Job ist das Reisen ...

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Soulwax ganz in weiß. David ganz links. Also das nicht Zuhause sein? Das auch, aber ich meine vor allem diese wirkliche Fortbewegung: dass man heute hier ist und morgen schon dort sein muss. Aber ist nicht das Reisen eigentlich das Tolle? Dass man ständig unterwegs ist, neue Städte kennen lernt? Klar, wenn man reich ist, kann man so reisen wie man will. Man bleibt ein paar Tage in der Stadt, schaut sich alles an und fährt weiter, wenn man Lust hat ... Ist man als DJ nicht reich? Ach, das gar nicht mal. Es geht um das Tempo. Es ist ja nicht so, dass, wenn wir am Donnerstag in Barcelona auftreten, wir dann bis zum Ende der Woche dort bleiben – wozu ich vielleicht große Lust hätte. Nein, wir müssen dann am Freitag schon wieder woanders sein und am Samstag auch. Das heißt, du kannst dir gar nichts anschauen in Barcelona, siehst also kaum etwas von den Städten, in denen du auftrittst. Aber das ist nicht mal das Schlimmste: Mich nervt viel mehr das rein körperliche Reisen. Drei oder fünfmal in der Woche zu fliegen, macht einfach keinen Spaß. Was ist der bessere Teil an Eurem Job? Es gibt ganz viele gute Sachen an unserem Job, deshalb machen wir ihn ja. Das Schönste ist in der Tat, dass wir enorm viel sehen. Das klingt vielleicht paradox, aber das hat man eben nicht bei vielen anderen Jobs, dass man mehrfach in fremde Städte kommt. In den letzten beiden Jahren hat Euch ein Kamera-Team begleitet ... ... nee, das war nur ein Typ mit einer Kamera. Mittlerweile ist Saam ein wirklich guter Freund von uns. Er war 16 oder 18 Monate immer mal wieder dabei, wenn wir Konzerte gespielt haben. Er war in Australien dabei und auch in Südamerika und Japan. Und nach einer Weile merkt man auch, welche Szenen spannend sind. Da geht es nicht darum, dass man backstage rumsitzt. Das ist ja langweilig.

Und wie fühlt es sich an, wenn Ihr den Film jetzt anschaut? Das Spannende ist: Der Film sagt, glaube ich, gar nicht so sonderlich viel über uns. Er zeigt viel mehr die Leute, die zu unseren Konzerten kommen. Und das Spannende ist dieser Kontrast: wie langweilig wir sind und wie verrückt die Leute sind, wie sie abgehen, wenn wir auf die Bühne kommen. Warum seid Ihr so langweilig? Weil euer Job zur Routine geworden ist? Nein, das hat mehr damit zu tun, wie wir sind. Ihr seid langweilig? Ja. Vielleicht ist das etwas speziell Belgisches. Wir sind sehr nüchtern, eher down to earth. Ich habe ein paar richtig gute Freunde, die kommen in so einen Rausch, wenn sie auflegen. Und der hält auch an, wenn ihr Set fertig ist. Und bei dir? Wenn wir fertig sind, ist es vorbei. Das meine ich ja: Wir sind langweilig. Wenn das Set zu Ende ist, mische ich mich nicht unters Publikum. Ich gehe an meinen Rechner und checke die Mails. Wenn heute ein 18-Jähriger zu Dir käme und nach einer Berufsberatung fragen würde: Ist DJ ein guter Job? Für uns ist es ein sehr guter Job. Als wir anfingen, so aufzulegen, wie wir das machen, waren wir quasi die Einzigen, die das so gemacht haben. Ich hatte damals das Gefühl: Da gibt es eine Lücke. Und es war mein Wunsch, diese Lücke zu füllen. Für mich zu füllen. Heute hat sich das geändert. Heute gibt es too many DJs (lacht). Aber es ist wahr: Es gibt zu viele Leute, die zu viel gleiche Musik auflegen. Wenn ich heute 18 wäre - ich würde nicht mehr DJ werden.

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