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spella will den Geschichtenerzähler wieder bringen

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Wie ist Spella entstanden? Begonnen hat es damit, dass mir meine Mama ein Buch mit Kurzgeschichten zu Weihnachten geschenkt hat, das ich großartig fand, eine Sammlung von Geschichten aus dem Literarischen Magazin „Zoetrope – All Story“, das von Francis Ford Coppola gegründet wurde. Da dachte ich, das will ich auch machen und habe gleich befreundete Autoren und Künstler gefragt, ob sie Lust hätten, da mitzumachen. Am Anfang war es eher eine lustvolle vage Idee, bis Maria Brüning dazukam, die von der Idee begeistert war. Also haben wir unsere Ersparnisse in diesen Traum investiert und haben das erste Heft gemacht. Und dann waren wir so stolz auf diese erste Ausgabe, dass wir uns dachten, wir machen jetzt über ein Jahr vier Ausgaben. Genug Zuschriften hatten wir und auch Künstler, die Lust hatten, ein Heft zu gestalten. Mittlerweile sind wir bei Heft Nr. 7, finanziell ist es immer noch ein ziemliches Desaster, aber das Feedback von Fachpresse und Lesern ist sehr positiv, wir sollen nicht aufhören.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie teuer ist die Herstellung des Magazins? Es sieht aufwändig produziert aus.. Es gibt sehr viele Literaturmagazine, aber nur sehr wenige finde ich großartig. Wir wollten immer ein sehr hochwertiges Heft machen. Das ist wahnsinnig teuer für uns, weil wir noch nicht gefördert werden. Die Kosten für eine Ausgabe bewegen sich sehr weit oben im vierstelligen Bereich. Wir versuchen jetzt, Fördergelder zu bekommen. Momentan fließt mein Verdienst als Schauspieler da rein. Aber es gibt ja auch einen hohen Mehrwert, wenn man so ein Heft macht. Meine Leidenschaft hat sich durch die intensive Beschäftigung mit Literatur und Kunst weiter entwickelt. Wir arbeiten mit hervorragenden Künstlern zusammen, da erweitert sich der Horizont enorm. Aber wir sind jetzt an dem Punkt angelangt, an dem man sich überlegen muss, wie es weitergeht. Ist der Standort Berlin für euer Magazin sehr wichtig? Im Gegenteil - eigentlich macht es uns das Leben schwerer. Es gibt in Berlin zwar viele Förderungsmöglichkeiten, aber eben auch unzählige tolle Projekte, die alle auch ihren Anteil haben wollen. Hier hat ja fast jeder zwischen 15 und 35 ein Projekt am Laufen. Und dann gibt es noch die ganzen alteingesessenen Institutionen und Theater, die bei der Förderung immer zuerst dran sind – was ja auch völlig in Ordnung ist. Aber natürlich macht es uns der Standort Berlin leichter, an tolle Leute heranzukommen, weil hier sehr viele Künstler und Autoren da sind. Habt ihr so etwas wie eine Zielgruppe? Na, unsere erträumte Zielgruppe, das sind natürlich alle Menschen. Uns geht es nämlich ums Geschichtenerzählen, diese Tradition wieder populärer zu machen. Es gab zu jeder Zeit Menschen, die Geschichten weitergetragen haben, das war ein Beruf und diese Menschen hatten immer eine wichtige kulturelle Funktion. Das ist ein bisschen in den Hintergrund geraten durch Fernsehen und Internet. Und wir wollen das einfache Geschichtenerzählen – im Gegensatz zu z. B. Poetry Slams – wieder fördern und die Leute dazu bringen, über Inhalte ins Gespräch zu kommen. Außerdem möchten wir junge Künstler fördern, ihnen eine Möglichkeit bieten, ihre Arbeit zu präsentieren. Wie wählt ihr die Texte für Spella aus? Wir haben immer eine Mischung aus zugeschickten Geschichten und Texten von bekannteren Autoren. Bei den zugesandten ist wirklich erstaunlich, welche Qualitäts-Spanne es da gibt. Zum Teil bekommen wir großartige Geschichten von z. B. Krankenschwestern oder Handwerkern, die vielleicht literarisch nicht ganz so anspruchsvoll sind, aber eine tolle Geschichte erzählen. Und durch die bekannteren Autoren, wie Sven Lager oder Martin Kluger, versuchen wir, eine gute Mischung hinzukriegen. Bei den Künstlern machen wir es anders, da suchen wir gezielt für jedes Heft einen neuen Künstler. Die finden wir meist in der Berliner Szene, sprechen sie an und bis jetzt hatten wir auch nur eine Absage. Die kam von Gerhard Richter, der aber wahnsinnig nett zurückgeschrieben hat, dass er leider keine Zeit hätte. Arbeiten die Künstler auch grafisch? Nein. Wir haben für jedes Heft drei Instanzen: die Geschichten der Autoren, die Arbeiten der Künstler und einen Grafiker, der – ohne vorher die Kunst und die Geschichten zu kennen – die beiden verbinden soll und aus dieser neuen Verbindung selbst eine Geschichte erzählt. So ergeben sich drei Ebenen, wobei die Künstler die Geschichten vorher nicht kennen, die Autoren die Kunst auch nicht. Aber aus der Verbindung aller Elemente ergibt sich jedes Mal ein neues, einzigartiges Heft. Wie sieht es auf dem Markt der Literaturzeitschriften momentan aus? Erstaunlicherweise gibt es eine ganze Menge, geradezu eine unüberschaubare Zahl von Magazinen. Angeblich ungefähr 200, ich glaube aber, dass das noch lange nicht alle sind. Viele erscheinen aber regional. Wir sind mit zehn anderen Magazinen im „Verbund der jungen Magazine“ überregional vertreten, die alle sehr spannend und sehr unterschiedlich sind. Und diese zehn Magazine würde ich schon als Speerspitze ansehen. Und wie sieht eure Perspektive aus? Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo man sich überlegen muss, wie es weitergeht. Entweder wir professionalisieren es, machen Marketing, kümmern uns um Anzeigen und den Vertrieb. Oder wir hören nach sieben Ausgaben mit gutem Gewissen auf. Es stellt sich ja auch die Frage, wie weit man die Professionalisierung treiben will, ob man das will. Andererseits haben wir jetzt auch Abonnenten und da erhöht sich schon der Druck, weiterzumachen. Es ist aber nicht so, dass wir uns jetzt gleich entscheiden müssten. Wir machen das jetzt seit zwei Jahren und sind da relativ entspannt. Wenn ich bei Spella abgedruckt werden will, was muss ich dann tun? Man kann sich ein Heft über unsere Homepage spella.de kaufen oder es gleich abonnieren. Dort steht genau, wo und wie man bei uns Manuskripte einreichen kann. Und dann schickt man eine Geschichte ein. Allerdings sollte man nicht böse sein, wenn wir nicht gleich antworten, das kann schon zwei bis drei Monate dauern, bis wir alle die Geschichte gelesen und entschieden haben, ob sie ins Magazin passt. Und dann schreiben wir entweder, dass wir es abdrucken oder wir sagen ab. Wobei das oft daran liegt, dass die Geschichte thematisch gerade nicht in das kommende Heft passt. Das bedeutet aber nicht, dass sie schlecht wäre. Aber Geld gibt es keines, oder? Nein, leider nicht. Aber wir nehmen gerne Spenden entgegen.

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