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Strahlende Aussichten

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Über schlechte Studienbedingungen können sich die Studenten am Lehrstuhl für Nuklertechnik an der TU München nicht beklagen. Für 2,5 Millionen Euro hatte Eon den Atom-Lehrstuhl 2007 gestiftet. Doch bislang blieben die Studenten aus. Von einem eingeschriebenen Bachelor- und zwei Master-Studenten sprach der Grüne Landtagsabgeordnete Sepp Dürr im Dezember und sorgte für ordentlich Entsetzen bei den streikenden Hörsaalbesetzern. Wenn Politiker und Vertreter der großen Atomkonzerne nun beginnen, über längere AKW-Laufzeiten zu streiten, dann könnte das Ergebnis der Verhandlungen nicht nur ordentlich Geld in die Kassen der Stromkonzerne spülen, sondern vielleicht auch neue Studenten in die Räume des Lehrstuhls für Nukleartechnik an der TU München. Noch ist die unbegrenzte Laufzeitverlängerung der 17 deutschen Atomkraftwerke keine beschlossene Sache, aber laut Informationen des Spiegels wurde bei einem Treffen am Donnerstag im Kanzleramt das Aus für den Atomausstieg zumindest vorläufig besiegelt. Erst nach der im Mai stattfindenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen will die Bundesregierung ihr neues Atom-Konzept präsentieren. Bis dahin dürfen aber alle 17 Atommeiler am Netz bleiben – auch die überalteten Meiler Biblis A und Neckarwestheim 1, die nach dem rot-grünen Plänen in den nächsten Monaten hätten abgeschaltet werden müssen. Margitta Franke ist Diplom Ingenieurin und im Hauptberuf Vorzimmerdame am Eon-Lehrstuhl von Professor Rafael Macián-Juan. Jetzt.de bat die glühende Atomkraft-Befürworterin um eine Einschätzung der Lage: jetzt.de: Frau Franke, auf welches Ergebnis beim Atomkraft-Gipfel im Kanzleramt hatten Sie denn gehofft? Margitta Franke: Natürlich auf den Beschluss einer Laufzeitverlängerung. Wenn Deutschland seine Energieversorgung sichern und den Kompromissen von Kyoto entsprechen will, kann die Kernenergie einen großen Beitrag dazu leisten. Die von rot-grün geplante Schließung der Atomkraftwerke führt, meiner Meinung nach, zu einer gnadenlosen Ressourcenverschwendung. Warum sollte man einem Arbeiter, der mit 40 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Arbeitskraft und seines beruflichen Wissenstands ist, plötzlich kündigen? Das würde doch auch keinen Sinn machen. Deutschland sollte seine führende Position im Know-How der Nukleartechnik behalten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nur sehr wenige Studenten interessieren sich aber bislang für dieses Know-How. Würde der Beschluss einer Laufzeitverlängerung den Studiengang wieder attraktiver machen? Aber sicher. Wir hatten in den letzten Jahren so viele ausländische Studienbewerber, aber wenig Deutsche. Die trauen sich einfach nicht. Das habe ich in meinen vielen Gesprächen mit Studenten an der TU München deutlich raushören können. Interesse für das Fach ist eindeutig da, zum Beispiel sitzen in der Einführungsvorlesung im Fach Nukleartechnik circa 100 Studenten. Die meisten belegen Nukleartechnik aber im Nebenfach und studieren im Hauptfach klassischen Maschinenbau. Wie sind denn aktuell die Berufsaussichten für Nukleartechniker? Sie könnten, ehrlich gesagt, schon jetzt kaum besser sein. Atomtechniker werden händeringend gesucht. Bei der Modernisierung von Kernkraftwerken, bei dem Aufbau neuer und dem Rückbau alter Anlagen, bei der Gewährleistung der Reaktorsicherheit, beim Lösungen für die Probleme der Wiederaufarbeitung und Endlagerung von Nuklearabfällen – überall sind Nukleartechniker gefragt. Momentan gibt es viele offene Stellen, bei großen und kleinen Konzernen der Nukleartechnik. Und wegen der hohen Fachkompetenz sind auch die Verdienstchancen tip top. Woran liegt es dann, dass so wenige deutsche Studenten bei ihnen eingeschrieben sind? Viele zweifeln einfach daran, sich komplett auf das Fach zu spezialisieren. Wer will schon in den Rückbau einsteigen? Klar, auch für den Rückbau der Reaktoranlagen braucht die Industrie gut ausgebildete Nukleartechniker, aber sind wir mal ehrlich: Solche Aussichten sind doch völlig demotivierend für einen jungen Studenten. Ich bin mir sicher, dass wir viel mehr Studienbewerber hätten, wenn die Politik nicht immer so wankelmütig wäre. Es ist doch auch schade, dass wir hier Geld in die Ausbildung vorwiegend ausländischer Studierenden stecken, die dann aber ihr Wissen in ihren Heimatländern einsetzten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Professor Dr. Rafael Macián-Juan ist Inhaber des Eon Nukleartechnik Lehrstuhls an der TU München. Seine Sprecherin und Vorzimmerdame Margitta Franke wollte nicht mit aufs Bild. Was erhoffen sich die vielen ausländischen Studierenden denn von einem Studium am Münchner Nukleartechnik Lehrstuhl? Wir haben viele Studenten aus Ländern, in denen das Wissen um die Nutzung von Nukleartechnik nicht so stark ausgebildet ist wie hier in Deutschland, und die kommen gerne zu uns. Unser Forschungsschwerpunkt ist die Reaktorsicherheit. Ausländische Studenten können nach dem Studium zu Hause in ihren Ländern die Kenntnisse anwenden und die Entwicklung und Sicherheit der Kerntechnik im Ausland positiv beeinflussen. Befürchten Sie in naher Zukunft einen Mangel an deutschen Nukleartechnikern? Deswegen wurde der Lehrstuhl 2007 ja auch eigentlich ins Leben gerufen. Wir sollten dafür sorgen, dass Deutschland seine Technologieführerschaft im Nuklearbereich erhält. Wir müssen junge Leute motivieren. Aber noch besser als wir kann das die politische Entwicklung im Land und dazu trägt die im Kanzleramt - wenn auch vorläufig - getroffene Entscheidung wesentlich bei. Woher rührt denn ihre Begeisterung für die Atomkraft? Bei Exkursionen mit Studenten besuchen wir häufig das Atomkraftwert Isar I und ich muss sagen, dass ich immer wieder begeistert von der hohen Energieeffizient bin. Ich bin jetzt fünfzig Jahre alt und in der damaligen DDR aufgewachsen. Ich kenne noch die Kohlekraftwerke, mit denen wir damals Energie erzeugt haben. Was das für eine Umweltzerstörung war, und wie auch die dortigen Nachbarländer unter der Verschmutzung gelitten haben. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Dass wir Atomkraft zur sauberen Energiegewinnung brauchen, finde ich unstrittig. Probleme gibt es nach wie vor bei der Beseitigung des atomaren Mülls. Die Frage nach der geeigneten Endlagerung ist immer noch nicht beantwortet. Gerade hier muss weiter Forschung betrieben werden. Auch deshalb brauchen wir viel mehr junge Nukleartechniker in Deutschland.

Text: anna-kistner - Bild: ddp, Eon

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